Vor 50 Jahren
15. Oktober 1968
Nordenschau mit Überraschungen
Zornesrede eines Präsidenten
Otjiwarongo (L.K.) - Nachdem man der 22. Nordenschau sehr wenig Chancen gegeben hatte, wurde sie dennoch zu einer Ausstellung der Überraschungen, denn die Idee, daß die Einbeziehung des Krüger-Gedenktages einen Rekordbessuch bringen könnte, erwies sich tatsächlich als richtig. Wenn auch die am dritten Ausstellungstage herbeiströmenden Massen aus Stadt und Land durchschnittlich mehr Interesse an dem bunten Vergnügungsprogramm als an dem ausgezeichneten Rindermaterial zeigten, so bewunderten doch auch die Nichtfachleute bei der Rinder- und Traktorenparade die hervorragende Qualität des Gezeigten.
Die von dem Molkereikontrollrat gestellte, farbenfroh angemalte Kindereisenbahn ermöglichte es dem jungen Volk einen bequemen Anschauungsunterricht bei der fröhlichen Fahrt durch die Industrieschau zu empfangen. Die Zahl der Passagiere dürfte in die Tausende gegangen sein.
Als eine besondere Überraschung hörte man dann bei der offiziellen Eröffnungsfeier die Zornesrede des diesjährigen Präsidenten der Schau, J. J. Terblanche. Er war wohl zum ersten Mal, daß eine Otjiwarongoer Ausstellung mit einer solchen temperamentvollen Ansprache eröffnet wurde. Nicht nur die treu herbeigeeilten Aussteller, Preisrichter und Besucher, sondern auch die klassenweise herbeigeführten Schulkinder hörten, was wohl vor allem an die Adresse der Abwesenden, der Uninteressierten, gerichtet war, die jene Verbitterung in dem Haupt des Komitees hervorgerufen hatten. J. J. Terblanche erklärte in aller Deutlichkeit, daß der Geist der Interesselosigkeit aufgekommen wäre, der die Fortdauer der Nordenschau gefährde. Nur ein kleiner Prozentsatz der Nordenfarmer sei noch gewillt, sich aktiv an der Ausstellung zu beteiligen. Das Gleiche sei von den Geschäftsleuten zu sagen. Dabei biete die Ausstellungsvereinigung allen Interessenten genügend gute Ställe und Standplätze an.
Früher, als die kostbaren Rinder und Schafe noch in Buschkrälen untergebracht werden mußten, habe eine Einsatzbereitschaft geherrscht, die heute nicht mehr anzutreffen sei. Man habe mit voller Absicht der Otjiwarongoer Ausstellung den Namen „Nördliche SWA Landwirtschafts- und Industrieausstellung“ gegeben, weil sie keine lokale Angelegenheit sein sollte, zumal sie zu den drei anerkannten, von der Administration unterstützten Südwester Landwirtschaftsausstellungen gehöre.
Die eigentliche Eröffnungsrede hielt der bekannte Geschäftsmann A. P, du Preez, der mit einem geschichtlichen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung des Landes begann, dann darauf hinwies, daß es ein besonderes Anliegen des jetzigen Administrators sei, eine ständige Verbesserung der Beziehungen zwischen den drei Sprachgruppen und zwischen der weißen und der schwarzen Bevölkerung des Landes zu erzielen. Er sprach auch den Dank an die alten deutschen Pioniersfamilien aus und ging dann über zu aktuellen Problemen wie z. B. den Fleischpreisen.
15. Oktober 1968
Vortrag Prof. Oswin Köhler
Windhoek - Professor O. Köhler, Köln, sprach im Rahmen der SWA Wissenschaftlichen Gesellschaft über „Lebensbedrohung und Lebenserhaltung im Denken der Khoé-Buschmänner“. Zweierlei bedroht ihr Leben: Hunger und Krankheit, seltsamerweise nicht der Durst. Beides senden entweder die Ahnen oder der Hochgott. Beides versuchen sie durch rituelle Handlungen oder beschwörende Gebete abzuwenden.
Prof. Köhler brachte eine Reihe solcher Texte in deutscher Übersetzung, einige zusätzlich im Original Khoé, das er fließend beherrscht. Dramatisch und ergreifend war die Beschwörung einer Krankheit durch einen Heilkundigen, eine ganz hervorragende Bandaufnahme.
Die zahlreich erschienenen Zuhörer folgten dem Vortragenden aufmerksam in eine von der unseren so verschiedenen Weltbetrachtung. Die anschließende lebhafte Diskussion zeigte, wie sehr sie von diesem fremdartigen Gedankengut berührt waren. Prof. Köhler beantwortete unermüdlich die vielen Fragen und vertiefte so den Eindruck dieses hochinteressanten Vortrags.
15. Oktober 1968
Drei Weiße wegen Mord gesucht
Windhoek (AZ) - Drei Weiße werden in einer großangelegten Suchaktion von der Polizei in Südwestafrika und der Republik gesucht. Sie haben am 30. September im Ovamboland einen 38 Jahre alten Eingeborenen überfallen. Der Ovambo ist am 5. Oktober seinen Verletzungen erlegen.
Nordenschau mit Überraschungen
Zornesrede eines Präsidenten
Otjiwarongo (L.K.) - Nachdem man der 22. Nordenschau sehr wenig Chancen gegeben hatte, wurde sie dennoch zu einer Ausstellung der Überraschungen, denn die Idee, daß die Einbeziehung des Krüger-Gedenktages einen Rekordbessuch bringen könnte, erwies sich tatsächlich als richtig. Wenn auch die am dritten Ausstellungstage herbeiströmenden Massen aus Stadt und Land durchschnittlich mehr Interesse an dem bunten Vergnügungsprogramm als an dem ausgezeichneten Rindermaterial zeigten, so bewunderten doch auch die Nichtfachleute bei der Rinder- und Traktorenparade die hervorragende Qualität des Gezeigten.
Die von dem Molkereikontrollrat gestellte, farbenfroh angemalte Kindereisenbahn ermöglichte es dem jungen Volk einen bequemen Anschauungsunterricht bei der fröhlichen Fahrt durch die Industrieschau zu empfangen. Die Zahl der Passagiere dürfte in die Tausende gegangen sein.
Als eine besondere Überraschung hörte man dann bei der offiziellen Eröffnungsfeier die Zornesrede des diesjährigen Präsidenten der Schau, J. J. Terblanche. Er war wohl zum ersten Mal, daß eine Otjiwarongoer Ausstellung mit einer solchen temperamentvollen Ansprache eröffnet wurde. Nicht nur die treu herbeigeeilten Aussteller, Preisrichter und Besucher, sondern auch die klassenweise herbeigeführten Schulkinder hörten, was wohl vor allem an die Adresse der Abwesenden, der Uninteressierten, gerichtet war, die jene Verbitterung in dem Haupt des Komitees hervorgerufen hatten. J. J. Terblanche erklärte in aller Deutlichkeit, daß der Geist der Interesselosigkeit aufgekommen wäre, der die Fortdauer der Nordenschau gefährde. Nur ein kleiner Prozentsatz der Nordenfarmer sei noch gewillt, sich aktiv an der Ausstellung zu beteiligen. Das Gleiche sei von den Geschäftsleuten zu sagen. Dabei biete die Ausstellungsvereinigung allen Interessenten genügend gute Ställe und Standplätze an.
Früher, als die kostbaren Rinder und Schafe noch in Buschkrälen untergebracht werden mußten, habe eine Einsatzbereitschaft geherrscht, die heute nicht mehr anzutreffen sei. Man habe mit voller Absicht der Otjiwarongoer Ausstellung den Namen „Nördliche SWA Landwirtschafts- und Industrieausstellung“ gegeben, weil sie keine lokale Angelegenheit sein sollte, zumal sie zu den drei anerkannten, von der Administration unterstützten Südwester Landwirtschaftsausstellungen gehöre.
Die eigentliche Eröffnungsrede hielt der bekannte Geschäftsmann A. P, du Preez, der mit einem geschichtlichen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung des Landes begann, dann darauf hinwies, daß es ein besonderes Anliegen des jetzigen Administrators sei, eine ständige Verbesserung der Beziehungen zwischen den drei Sprachgruppen und zwischen der weißen und der schwarzen Bevölkerung des Landes zu erzielen. Er sprach auch den Dank an die alten deutschen Pioniersfamilien aus und ging dann über zu aktuellen Problemen wie z. B. den Fleischpreisen.
15. Oktober 1968
Vortrag Prof. Oswin Köhler
Windhoek - Professor O. Köhler, Köln, sprach im Rahmen der SWA Wissenschaftlichen Gesellschaft über „Lebensbedrohung und Lebenserhaltung im Denken der Khoé-Buschmänner“. Zweierlei bedroht ihr Leben: Hunger und Krankheit, seltsamerweise nicht der Durst. Beides senden entweder die Ahnen oder der Hochgott. Beides versuchen sie durch rituelle Handlungen oder beschwörende Gebete abzuwenden.
Prof. Köhler brachte eine Reihe solcher Texte in deutscher Übersetzung, einige zusätzlich im Original Khoé, das er fließend beherrscht. Dramatisch und ergreifend war die Beschwörung einer Krankheit durch einen Heilkundigen, eine ganz hervorragende Bandaufnahme.
Die zahlreich erschienenen Zuhörer folgten dem Vortragenden aufmerksam in eine von der unseren so verschiedenen Weltbetrachtung. Die anschließende lebhafte Diskussion zeigte, wie sehr sie von diesem fremdartigen Gedankengut berührt waren. Prof. Köhler beantwortete unermüdlich die vielen Fragen und vertiefte so den Eindruck dieses hochinteressanten Vortrags.
15. Oktober 1968
Drei Weiße wegen Mord gesucht
Windhoek (AZ) - Drei Weiße werden in einer großangelegten Suchaktion von der Polizei in Südwestafrika und der Republik gesucht. Sie haben am 30. September im Ovamboland einen 38 Jahre alten Eingeborenen überfallen. Der Ovambo ist am 5. Oktober seinen Verletzungen erlegen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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