Missionarin ohne Heiligenschein (Teil 16)
Autobiografie eines außergewöhnlichen Lebens in Namibia
Von der evangelischen Missionsgesellschaft wurde Kerstin van Wyk nach Namibia entsandt, wo sie von 1996 bis 2012 lebte und wirkte. Wie sich das Leben der gebürtigen Westfälin von einer Missionarin zur Agentin eines des bekanntesten namibischen Musikers wandelt, davon erzählt sie in ihrem Buch „Missionarin ohne Heiligenschein“.
Simbabwe
Ich bin jetzt ein Jahr in Namibia. Und es warten neue Abenteuer auf mich.
Wann immer möglich, treffe ich mich auch mit meiner Freundin Angela. Gemeinsame Aktivitäten mit Freunden sind mir wichtig. Heute wollen wir uns etwas sportiv betätigen. Wir haben uns vorgenommen, schwimmen zu gehen. Dieses Mal in weniger gefährlichen Gewässern, im öffentlichen Schwimmbad in Windhoek. Sie erzählt mir, dass sie nächste Woche an einem Workshop über Aids in Zimbabwe, als Delegierte der lutherischen Kirche für die sie arbeitet, teilnimmt. „Oh. Da wäre ich auch gerne dabei. Über Aids weiß ich noch so gut wie gar nichts“, sage ich spontan. „Mal sehen was sich das machen lässt”, meint meine Freundin.
Zwei Tage später ruft sie mich an. „Ich brauche deinen Pass.” „Wozu denn das?”, frage ich sie völlig irritiert. „Du fliegst nach Zimbabwe. Die Lutherische Kirche hat dich als Delegierte anerkannt, da du einer lutherischen Kirche in Deutschland angehörst und hier als Missionarin im Auftrag der Kirche arbeitest. Es gibt für die Reise noch freie Plätze.” „So habe ich überraschenderweise die Gelegenheit mit nach Bulawayo zu fliegen. Leider fliegt mein Koffer zwar mit, landet aber in Lusaka, der Hauptstadt Zimbabwes. Erst beim Abflug bekomme ich ihn wieder.
Na großartig. Das fängt ja gut an. Es sollte aber noch schlimmer werden. Die Unterkunft ist eine Katastrophe. Sie schlicht zu nennen, wäre noch ein allzu großzügiges Kompliment. Ich friere mich bei den winterlichen Temperaturen durch die Woche. Nach ein paar Tagen erbarmen sich ein paar andere Teilnehmerinnen. Sie leihen mir ein paar afrikanische Kleider aus. Auch der Workshop an sich ist ein Reinfall. Die Organisatorin, eine afrikanische Prinzessin, hat offensichtlich das Geld für die geladenen Gastsprecher (und wohl auch für ein besseres Hotel) „privatisiert” und sich dafür lieber ein schickes Auto gekauft. Das bedeutet, dass wir uns das Kurs-Thema selber erarbeiten müssen. Die Stimmung ist nicht die Beste. Aber keiner traut sich, sich mit der blaublütigen Dame anzulegen. Ich bin froh als die Woche endlich vorbei ist. Der Rückflug geht erst am Sonntag. Also haben wir noch zwei Tage zur freien Verfügung. Leider muss Angela bereits zurückfliegen, da sie auf einer internationalen Konferenz im Süden Namibias erwartet wird.
Ich miete mich mit der Frau eines Pastors in einem spottbilligen Luxushotel in Bulawayo ein. Endlich gibt es auch ein köstliches Frühstück und warme Bettdecken. Wir besuchen Great Zimbabwe und den Matabo Nationalpark. Neben unglaublich vielen Wildarten und einer großartigen Landschaft, befindet sich auch das Grab von Cecil Rhodes im Park. Zwei Meter tief wurde der Granitstein für die letzte Ruhestätte des ehemaligen Staatsmannes des früheren Rhodesien abgetragen. Der Blick in die umgebende Landschaft ist atemberaubend. Das Wochenende entschädigt uns für die erlittenen Strapazen der vergangenen Woche.
Südafrika
Wieder zurück erwartet mich die nächste „Katastrophe”. Wasserrohrbruch. Für ein paar Tage wird es in unserer Unterkunft kein Wasser geben. Und das bei der Hitze! Das Thermometer zeigt über 40 Grad im Schatten. Eine Dusche wäre da gut. Nun gut. In Simbabwe habe ich es ein paar Tage ohne frische Kleider ausgehalten. Vielleicht sollte das die emotionale Vorbereitung auf dieses Ereignis sein. Aber dafür fängt es plötzlich, wie aus Eimern, an zu regnen. So kommen Heidi und ich doch noch zu unserer heißersehnten Dusche. Der Regen bringt ein wenig Abkühlung mit sich. Die letzten Wochen war es fast unerträglich heiß in Namibia, da der erhoffte Regen ausgeblieben ist. In einigen Teilen des Landes überschreitet die Quecksilbersäule die 46-Grad-Marke, wohlgemerkt im Schatten gemessen. Auch nachts haben wir noch um die 32 Grad im Zimmer. Bei den Temperaturen schlafen wir schlecht, wälzen uns unruhig im Bett hin und her. Im Radio wird dringend davor gewarnt, sich körperlich zu viel zu betätigen. Das habe ich sowieso nicht vor. Durch die Trockenheit bleiben wir dieses Jahr allerdings vor der Dickpens-Plage verschont. Dafür ist dieses Jahr die Käferplage über uns hereingebrochen. In ganzen Schwärmen erobern sie das Land und unsere Zimmer. Nachts höre ich wie sie sich von der Decke auf mein Bett fallenlassen. Wie gut, dass jede Plage auch mal ein Ende hat. Vier Wochen lang können Heidi und ich den Krabbeltieren durch unseren Urlaub entgehen. Wir wollen durch ganz Südafrika reisen. Mit dem Mainliner Bus geht es innerhalb von 26 Stunden nach Johannesburg. Dort haben wir für die erste Nacht eine Privatunterkunft gebucht. Unsere Gastgeberin entpuppt sich als pensionierte Schauspielerin, die mit einem deutschen Sänger zusammenlebt, der uns sein bekanntestes Lied „Bianca” vorsingt. Sie kochen uns ein leckeres Abendessen. Es ist richtig gemütlich. Nur Heidi fühlt sich sichtlich unwohl. Der gealterte Musiker hat ein Auge auf sie geworfen und kommt ihr immer näher. Damit kann sie gar nicht so recht umgehen. Sie flüchtet in ihr Zimmer.
Wir fahren mit unserem gemieteten Auto weiter nach Sun City, einem mitten in der Wüste entstandenen Freizeitpark. Jeder Stein, jeder Pflanze ist hier eingeflogen worden. Es gibt simulierte Erdbeben, einen künstlichen Sandstrand mit dem weltgrößten Wellenbad, einen Regenwald, Wasserfälle und das schönste Hotel, dass ich je gesehen habe – „The Palace”. Und wie ein Palast sieht es auch aus. Wir übernachten dagegen bescheiden im Zelt im nahegelegen Park, der viele Wildtiere zu bieten hat. Wunderschön ist der Blyde River Canyon. Die Werbung eines Reisebüros können wir nur bestätigen: Südafrika - eine Welt in einem Land.
Wir übernachten in Swasiland. Der eigenständige Staat in Südafrika ist herrlich grün und die Menschen in wunderbare, bunte traditionelle Kleider gehüllt. Besonders beeindruckt sind wir von den Frauen, die ungeheure Lasten auf dem Kopf tragen und dabei noch nicht einmal ins Schwitzen geraten. Dabei strahlen sie eine unglaubliche Würde aus. Eine der einheimischen Damen erstaunt uns damit, dass sie ihr gesamtes „Wohnzimmer” auf dem Kopf herumträgt.
In Durban genießen wir die orientalischen Märkte, den Indischen Ozean und verschiedene Theateraufführungen. Eigentlich wollen wir noch ein anderes Missionsehepaar meiner Gemeinde, Helga und Walter, in Bothas Hill, das im Zulugebiet liegt, besuchen. Die Stadt liegt etwa 35 km von Durban entfernt. Heidi will jedoch unbedingt nach Sisabantu. Beides geht zeitlich nicht und so sagen wir den Besuch bei dem Ehepaar schweren Herzens telefonisch ab. Die Missionare sind sehr enttäuscht darüber.
Man erzählt sich, dass in Sisabantu Menschen durch den Glauben von den Toten auferstanden sind und sich auch andere Wunder des Neuen Testamentes ereignet haben sollen. Sisabantu liegt etwas außerhalb von Durban, hat einen eigenen Bäcker, Molkerei, Konferenzzentrum und riesige Avocadofelder. Ich weiß nicht was ich von dem ganzen halten soll. Ich bin skeptisch.
Weiter geht es nach Port Elisabeth. Und schließlich nach Kapstadt. Dieses Mal bestehe ich darauf, mit dem neu erbauten Sessellift auf den Tafelberg zu fahren. Die Anstehzeit beträgt nun nur noch 15 Minuten. Der Ausblick ist nach wie vor traumhaft. Neu sind allerdings Aussichtspunkte, die über dem Bergmassiv hängen. Ein Alptraum für jeden der wie ich an Höhenangst leidet.
Wir wollen noch einmal unsere kleinen Freunde, die Pinguine, besuchen. Inzwischen ist ein Steg gebaut worden, damit die Frackträger durch die vielen Touristen nicht mehr beim Brüten gestört werden. Es ist berührend zu erleben wie sich Vater Pinguin um seinen Nachwuchs und seine Angetraute kümmert, der er lebenslang treu bleibt. Die Gegend fasziniert auch durch die großen Steinblöcke, den Boulders. Ich möchte eine Cola Dose entsorgen und suche nach einem Papierkorb. Als ich um die ersten Felsen herumgehe, sehe ich zwar keinen Abfalleimer, aber direkt vor mir stehen zwei Frauen und ein Mann. Die Frau erinnert mich an die Organistin meiner Gemeinde. Sie sieht ihr faszinierend ähnlich. Spontan und irgendwie überzeugt sage ich: „Du bist Helga und dann musst du ihr Mann Walter sein.” Heidi verdreht die Augen. Ich kann ihre Gedanken lesen. „Unmöglich. Wie kann man fremde Menschen nur einfach so anquatschen.” Zu meiner und ihrer großen Überraschung kommt als Antwort: „Ja. Das stimmt. Woher wissen Sie das?” „Du siehst genauso aus wie unsere Organistin in Bremen. Ich bin Kerstin Biedenkap. Wir haben erst vor ein paar Tagen miteinander telefoniert. Wir wollten euch doch besuchen, was dann ja leider zeitlich nicht geklappt hat“, kläre ich sie auf. Wir fallen uns lachend in die Arme. Heidi steht immer noch mit offenem Mund da. Nun treffen wir uns doch noch, tausend Kilometer entfernt von ihrem Haus in Bothas Hill. Was für ein Zufall. Oder doch eher Fügung? Dabei sind wir uns nie zuvor persönlich begegnet. Wir kennen uns nur dem Namen nach, da wir beide Missionare sind, ausgesandt von der gleichen Gemeinde.
Auch die schönste Zeit geht einmal zu Ende. Mit dem Mainlinerbus geht es die langen 1800 km zurück nach Namibia. Wir freuen uns auf das neue Team der Family Visitors und darauf, was das neue Jahr für uns bereithält.
Von der evangelischen Missionsgesellschaft wurde Kerstin van Wyk nach Namibia entsandt, wo sie von 1996 bis 2012 lebte und wirkte. Wie sich das Leben der gebürtigen Westfälin von einer Missionarin zur Agentin eines des bekanntesten namibischen Musikers wandelt, davon erzählt sie in ihrem Buch „Missionarin ohne Heiligenschein“.
Simbabwe
Ich bin jetzt ein Jahr in Namibia. Und es warten neue Abenteuer auf mich.
Wann immer möglich, treffe ich mich auch mit meiner Freundin Angela. Gemeinsame Aktivitäten mit Freunden sind mir wichtig. Heute wollen wir uns etwas sportiv betätigen. Wir haben uns vorgenommen, schwimmen zu gehen. Dieses Mal in weniger gefährlichen Gewässern, im öffentlichen Schwimmbad in Windhoek. Sie erzählt mir, dass sie nächste Woche an einem Workshop über Aids in Zimbabwe, als Delegierte der lutherischen Kirche für die sie arbeitet, teilnimmt. „Oh. Da wäre ich auch gerne dabei. Über Aids weiß ich noch so gut wie gar nichts“, sage ich spontan. „Mal sehen was sich das machen lässt”, meint meine Freundin.
Zwei Tage später ruft sie mich an. „Ich brauche deinen Pass.” „Wozu denn das?”, frage ich sie völlig irritiert. „Du fliegst nach Zimbabwe. Die Lutherische Kirche hat dich als Delegierte anerkannt, da du einer lutherischen Kirche in Deutschland angehörst und hier als Missionarin im Auftrag der Kirche arbeitest. Es gibt für die Reise noch freie Plätze.” „So habe ich überraschenderweise die Gelegenheit mit nach Bulawayo zu fliegen. Leider fliegt mein Koffer zwar mit, landet aber in Lusaka, der Hauptstadt Zimbabwes. Erst beim Abflug bekomme ich ihn wieder.
Na großartig. Das fängt ja gut an. Es sollte aber noch schlimmer werden. Die Unterkunft ist eine Katastrophe. Sie schlicht zu nennen, wäre noch ein allzu großzügiges Kompliment. Ich friere mich bei den winterlichen Temperaturen durch die Woche. Nach ein paar Tagen erbarmen sich ein paar andere Teilnehmerinnen. Sie leihen mir ein paar afrikanische Kleider aus. Auch der Workshop an sich ist ein Reinfall. Die Organisatorin, eine afrikanische Prinzessin, hat offensichtlich das Geld für die geladenen Gastsprecher (und wohl auch für ein besseres Hotel) „privatisiert” und sich dafür lieber ein schickes Auto gekauft. Das bedeutet, dass wir uns das Kurs-Thema selber erarbeiten müssen. Die Stimmung ist nicht die Beste. Aber keiner traut sich, sich mit der blaublütigen Dame anzulegen. Ich bin froh als die Woche endlich vorbei ist. Der Rückflug geht erst am Sonntag. Also haben wir noch zwei Tage zur freien Verfügung. Leider muss Angela bereits zurückfliegen, da sie auf einer internationalen Konferenz im Süden Namibias erwartet wird.
Ich miete mich mit der Frau eines Pastors in einem spottbilligen Luxushotel in Bulawayo ein. Endlich gibt es auch ein köstliches Frühstück und warme Bettdecken. Wir besuchen Great Zimbabwe und den Matabo Nationalpark. Neben unglaublich vielen Wildarten und einer großartigen Landschaft, befindet sich auch das Grab von Cecil Rhodes im Park. Zwei Meter tief wurde der Granitstein für die letzte Ruhestätte des ehemaligen Staatsmannes des früheren Rhodesien abgetragen. Der Blick in die umgebende Landschaft ist atemberaubend. Das Wochenende entschädigt uns für die erlittenen Strapazen der vergangenen Woche.
Südafrika
Wieder zurück erwartet mich die nächste „Katastrophe”. Wasserrohrbruch. Für ein paar Tage wird es in unserer Unterkunft kein Wasser geben. Und das bei der Hitze! Das Thermometer zeigt über 40 Grad im Schatten. Eine Dusche wäre da gut. Nun gut. In Simbabwe habe ich es ein paar Tage ohne frische Kleider ausgehalten. Vielleicht sollte das die emotionale Vorbereitung auf dieses Ereignis sein. Aber dafür fängt es plötzlich, wie aus Eimern, an zu regnen. So kommen Heidi und ich doch noch zu unserer heißersehnten Dusche. Der Regen bringt ein wenig Abkühlung mit sich. Die letzten Wochen war es fast unerträglich heiß in Namibia, da der erhoffte Regen ausgeblieben ist. In einigen Teilen des Landes überschreitet die Quecksilbersäule die 46-Grad-Marke, wohlgemerkt im Schatten gemessen. Auch nachts haben wir noch um die 32 Grad im Zimmer. Bei den Temperaturen schlafen wir schlecht, wälzen uns unruhig im Bett hin und her. Im Radio wird dringend davor gewarnt, sich körperlich zu viel zu betätigen. Das habe ich sowieso nicht vor. Durch die Trockenheit bleiben wir dieses Jahr allerdings vor der Dickpens-Plage verschont. Dafür ist dieses Jahr die Käferplage über uns hereingebrochen. In ganzen Schwärmen erobern sie das Land und unsere Zimmer. Nachts höre ich wie sie sich von der Decke auf mein Bett fallenlassen. Wie gut, dass jede Plage auch mal ein Ende hat. Vier Wochen lang können Heidi und ich den Krabbeltieren durch unseren Urlaub entgehen. Wir wollen durch ganz Südafrika reisen. Mit dem Mainliner Bus geht es innerhalb von 26 Stunden nach Johannesburg. Dort haben wir für die erste Nacht eine Privatunterkunft gebucht. Unsere Gastgeberin entpuppt sich als pensionierte Schauspielerin, die mit einem deutschen Sänger zusammenlebt, der uns sein bekanntestes Lied „Bianca” vorsingt. Sie kochen uns ein leckeres Abendessen. Es ist richtig gemütlich. Nur Heidi fühlt sich sichtlich unwohl. Der gealterte Musiker hat ein Auge auf sie geworfen und kommt ihr immer näher. Damit kann sie gar nicht so recht umgehen. Sie flüchtet in ihr Zimmer.
Wir fahren mit unserem gemieteten Auto weiter nach Sun City, einem mitten in der Wüste entstandenen Freizeitpark. Jeder Stein, jeder Pflanze ist hier eingeflogen worden. Es gibt simulierte Erdbeben, einen künstlichen Sandstrand mit dem weltgrößten Wellenbad, einen Regenwald, Wasserfälle und das schönste Hotel, dass ich je gesehen habe – „The Palace”. Und wie ein Palast sieht es auch aus. Wir übernachten dagegen bescheiden im Zelt im nahegelegen Park, der viele Wildtiere zu bieten hat. Wunderschön ist der Blyde River Canyon. Die Werbung eines Reisebüros können wir nur bestätigen: Südafrika - eine Welt in einem Land.
Wir übernachten in Swasiland. Der eigenständige Staat in Südafrika ist herrlich grün und die Menschen in wunderbare, bunte traditionelle Kleider gehüllt. Besonders beeindruckt sind wir von den Frauen, die ungeheure Lasten auf dem Kopf tragen und dabei noch nicht einmal ins Schwitzen geraten. Dabei strahlen sie eine unglaubliche Würde aus. Eine der einheimischen Damen erstaunt uns damit, dass sie ihr gesamtes „Wohnzimmer” auf dem Kopf herumträgt.
In Durban genießen wir die orientalischen Märkte, den Indischen Ozean und verschiedene Theateraufführungen. Eigentlich wollen wir noch ein anderes Missionsehepaar meiner Gemeinde, Helga und Walter, in Bothas Hill, das im Zulugebiet liegt, besuchen. Die Stadt liegt etwa 35 km von Durban entfernt. Heidi will jedoch unbedingt nach Sisabantu. Beides geht zeitlich nicht und so sagen wir den Besuch bei dem Ehepaar schweren Herzens telefonisch ab. Die Missionare sind sehr enttäuscht darüber.
Man erzählt sich, dass in Sisabantu Menschen durch den Glauben von den Toten auferstanden sind und sich auch andere Wunder des Neuen Testamentes ereignet haben sollen. Sisabantu liegt etwas außerhalb von Durban, hat einen eigenen Bäcker, Molkerei, Konferenzzentrum und riesige Avocadofelder. Ich weiß nicht was ich von dem ganzen halten soll. Ich bin skeptisch.
Weiter geht es nach Port Elisabeth. Und schließlich nach Kapstadt. Dieses Mal bestehe ich darauf, mit dem neu erbauten Sessellift auf den Tafelberg zu fahren. Die Anstehzeit beträgt nun nur noch 15 Minuten. Der Ausblick ist nach wie vor traumhaft. Neu sind allerdings Aussichtspunkte, die über dem Bergmassiv hängen. Ein Alptraum für jeden der wie ich an Höhenangst leidet.
Wir wollen noch einmal unsere kleinen Freunde, die Pinguine, besuchen. Inzwischen ist ein Steg gebaut worden, damit die Frackträger durch die vielen Touristen nicht mehr beim Brüten gestört werden. Es ist berührend zu erleben wie sich Vater Pinguin um seinen Nachwuchs und seine Angetraute kümmert, der er lebenslang treu bleibt. Die Gegend fasziniert auch durch die großen Steinblöcke, den Boulders. Ich möchte eine Cola Dose entsorgen und suche nach einem Papierkorb. Als ich um die ersten Felsen herumgehe, sehe ich zwar keinen Abfalleimer, aber direkt vor mir stehen zwei Frauen und ein Mann. Die Frau erinnert mich an die Organistin meiner Gemeinde. Sie sieht ihr faszinierend ähnlich. Spontan und irgendwie überzeugt sage ich: „Du bist Helga und dann musst du ihr Mann Walter sein.” Heidi verdreht die Augen. Ich kann ihre Gedanken lesen. „Unmöglich. Wie kann man fremde Menschen nur einfach so anquatschen.” Zu meiner und ihrer großen Überraschung kommt als Antwort: „Ja. Das stimmt. Woher wissen Sie das?” „Du siehst genauso aus wie unsere Organistin in Bremen. Ich bin Kerstin Biedenkap. Wir haben erst vor ein paar Tagen miteinander telefoniert. Wir wollten euch doch besuchen, was dann ja leider zeitlich nicht geklappt hat“, kläre ich sie auf. Wir fallen uns lachend in die Arme. Heidi steht immer noch mit offenem Mund da. Nun treffen wir uns doch noch, tausend Kilometer entfernt von ihrem Haus in Bothas Hill. Was für ein Zufall. Oder doch eher Fügung? Dabei sind wir uns nie zuvor persönlich begegnet. Wir kennen uns nur dem Namen nach, da wir beide Missionare sind, ausgesandt von der gleichen Gemeinde.
Auch die schönste Zeit geht einmal zu Ende. Mit dem Mainlinerbus geht es die langen 1800 km zurück nach Namibia. Wir freuen uns auf das neue Team der Family Visitors und darauf, was das neue Jahr für uns bereithält.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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