Tiefer liegendes Problem

Namibia befindet sich in einem Strudel der häuslichen Gewalt, die sich hauptsächlich als sexuelle Angriffe auf Frauen und Kindern manifestiert!

Es handelt sich nicht um Ausländer und weniger um Opfer aus der gehobenen Gesellschaft, sondern um Einwohner aus informellen Siedlungen, denen Politiker sowie die namibische Polizei seit Jahren mit hilflosem Schultern begegnen. Gezielte Versuche der Zivilgesellschaft, diesem Phänomen entgegenzuwirken werden ignoriert.

Im Jahr 2016 hatte der Nationalrat den unkontrollierten Alkoholausschank in den Shebeens hinterfragt. Die Abgeordneten mussten sich anhören, dass 6 000 Händler an die 75 000 Leute beschäftigten und es „laut Artikel 21 des namibischen Grundgesetztes jedem Bürger freigestellt ist, einen Beruf seiner Wahl auszuüben“. Die Politiker duckten vor diesen „Wählern“ und somit bleibt die angestrebte Selbstregulierung dieser Industrie bis heute ein Luftschloss.

Anders als im strengregulierten formellen Sektor ist es in den wilden Siedlungen jedem Einwohner möglich – egal Alter, Zeit oder Tag – Alkohol und Drogen einzukaufen. Dabei können sich diese Einwohner den Alkohol eigentlich am wenigsten leisten! Menschen, deren existenzielle Hoffnungslosigkeit sie zu Diebstahl und Gewalt treibt, verkonsumieren hier hemmungslos Substanzen.

Die allmähliche Verrohung führt täglich zu noch größerer Gewaltbereitschaft, bei der die Erwachsenen den Kindern vorturnen, wie man als fittester in dieser Welt überlebt!

Diese Gewaltspirale ist nun außer Kontrolle geraten, Kinder und Frauen sind mittlerweile Freiwild. Die Polizei traut sich gar nicht mehr in Gegenden, in denen bald jede fünfte Blechhütte eine Shebeen ist, in der Verbrauchsprodukte oft neben Diebesgut, Alkohol und Drogen verkauft werden.

Die Durchsetzung von Gesetzen, einschließlich städtischer Verordnungen, die bspw. Trunkenheit in der Öffentlichkeit verbieten, wäre ein erster Schritt, um das Problem einzudämmen.

Von Frank Steffen