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Frank Steffen
Frank Steffen

Namibisches Erbe ist unwichtig

Frank Steffen
In den europäischen Medien wird momentan der „Kolosseum-Kratzer“ regelrecht gekreuzigt. Ivan D., der in England tätige Bulgare, und seine Freundin Hayley B. hatten sich wenig einfallsreich auf dem mehr als 2 000 Jahre alten Kolosseum verewigt. Seine Entschuldigung beschwichtigt die Gemüter der italienischen Carabinieri kaum, sie wollen einen Prozess. Kulturminister Gennaro Sangiuliano spricht von einer „Beleidigung für den Wert von Denkmälern und der Geschichte“ (so FAZ). Es wird über fünf Jahre Haft und Geldstrafen in Höhe von 20 000 Euro spekuliert.

Das Amphitheater steht unter UNESCO-Schutz und gehört zu den „neuen sieben Weltwundern“ – es erinnert natürlich an das Römische Reich.

In Namibia gibt es auch Geschehen und Stellen, die so alt oder sogar älter sind. Es erstaunt, wenn sich die Welt über das beschädigte Kolosseum aufregt (wenngleich berechtigt), aber Idioten, die das Sossusvlei mit ihren Vierradfahrzeugen umpflügen, die fallen kaum in den internationalen Medien auf. Das Vlei ist immerhin Teil des UNESCO-Welterbe-Standorts „Namib Sand Sea“ (Namib-Sandmeer).

Als vor zwei Jahren das chinesische Unternehmen Royal Unity Mining Granit an der Granitplatte Groß-Okandjou sowie bei Otjohorongo (Omatjete) abbaute, ohne dabei Rücksicht auf drei archäologische Stätten von Groß-Okandjou und die 27 Stätten sowie „mehr als 523 Felsmalereien“ (laut Denkmalsrat) von Otjohorongo zu nehmen, wurde das nur von den Lokalmedien beachtet.

Diese archäologischen Funde stimmen mit der menschlichen Besiedlung während des Holozäns überein. Es wird auf die vergangenen 5 000 Jahre eingeschätzt, als Jäger-Sammler in der zentralen Namib-Wüste lebten.

Unsere Behörden schlafen! Gemessen an den Forderungen an „Ivan“ für die Beschädigung einer 2 000 Jahre alten Ruine, müsste „Royal Unity“ doch für die großangelegte Vernichtung der Felsenkunst mindestens das 100-fache hinlegen, oder?

Frank Steffen

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-02-19

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