Mann auf der Straße staunt und schweigt

Jeder Mensch weiß: Versöhnung kann man nicht kaufen. Windmühlen in die Wüste bauen ist ein Schildbürgerstreich. Und doch sind Politik und Wirtschaft dabei, genau das zu tun. Zwei Sonderbeauftragte wurden extra zu diesem Zweck aus Berlin entsandt. Was als freundliche Geste gedacht war, entpuppt sich als äußerst schwierig. Es ist gerechtigkeitstheoretisch gar unmöglich. Dazu kommen spieltheoretische Aspekte: Wer den ersten Zug macht, verliert.Inselvölker in der Südsee wissen seit ewigen Zeiten, wie Versöhnung geht. Auch religiöse Bücher - nicht allein die Bibel - schreiben einiges darüber. Der gute Wille muss sich äußern in Symbolen, deren metaphysischer Wert jenseits des Materiellen liegt.Die Anreise des Bundespräsidenten zur Beerdigung des namibischen Staatspräsidenten war ein solches Symbol. Die Ernennung der beiden Sonderbeauftragten sollte ein ähnliches Zeichen sein. Es war sehr unglücklich, den Beauftragten für Versöhnung zum Deuter von ‚roten Linien‘ zu degradieren. Sogar der namibische Staatspräsident wird in gewisser Weise beschädigt, muss er doch einen Burgfrieden unter den Stammesführern aushandeln. Auch die Widmung der im Raum stehenden Schenkung für Projekte der Planungskommission ist rituell eine Entwertung ihres rituellen Gehalts.Anders die Lage hinsichtlich des zweiten Sondergesandten: Zur Lösung von Problemen am anderen Ende der Welt sollen gewaltige Summen für Großprojekte an der Küste aufgebracht werden. Der einfache Mann auf der Straße staunt und schweigt.Da beide Sonderbeauftragte im Süden Namibias unterwegs sind, kommt die Frage auf, warum bei alldem die dortige Landbevölkerung ein Schattendasein führt. Experten aus aller Herren Länder sollen es richten stattdessen. Der spöttische Ton dieser Beschreibung soll darauf hinweisen, dass die Dinge nicht in die richtige Richtung gehen. Ein kleiner Fingerzeig: Kein einziger Kirchenführer hat sich bislang positiv geäußert.Am Ende werden die Deutschen in Namibia und die Freunde Namibias in Deutschland klarstellen müssen, was möglich und sinnvoll ist. Die gegenwärtige Hungerkatastrophe spricht noch einmal eine ganz andere Sprache.Andreas Peltzer, Okahandja

Mann auf der Straße staunt und schweigt

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-05-23

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Allgemeine Zeitung 2025-05-23

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