Gedanken zur Woche

Liebe Leser,in den Sozialen Medien kann man lesen, welche seltsamen Ansichten die Menschen über das Geschehen in der Karwoche haben: Jesus sei für unsere Sünden gestorben. Dies sei unabdingbar gewesen, weil Gott dies brauchte. Mitunter bekommt es beinahe sadistische oder masochistische Züge: Der Mensch müsse gequält werden, um zum Heil zu gelangen.Man kann die Sache von verschiedenen Seiten aus zurechtrücken: Eine ist das Verhältnis von Gott Vater und Sohn genauer zu bedenken. Ein Vater, der seinen Sohn über alles liebt, wird hier zum Schlimmsten genötigt, was er sich vorstellen kann. Das Problem tritt bereits bei Abraham auf im Alten Testament, der seinen Sohn Isaak opfern soll.Sowohl bei Isaak wie bei Jesus trifft es einen völlig Unschuldigen. Das Problem muss also tiefer liegen als im Bestrafen für eine Schuld. Das Dilemma, die Tragik ist vielmehr existenziell. Sie betrifft uns alle. Es geht um die Frage nach dem Sinn des Todes. Im Bild von Adam und Eva, die das Paradies verlassen müssen, nachdem sie vom Baum der Erkenntnis probiert haben, wird die Verbindung von Schuld und Leben erstmals angesprochen. Dabei ist nicht Gott das Problem sondern das Ich der beiden. Sie wollten durch die Erkenntnis Macht gewinnen über Gott.Dadurch blockierten sie die Liebe, die Gott ihnen zuteil werden ließ. Ihr Herz wurde hart. Im Paradies war alles umsonst in zweifacher Hinsicht: Sie mussten sich nicht kümmern, konnten es aber auch nicht besitzen. Ihr Drang zum Haben war vergeblich. Gott kann die Menschen nur erlösen, wenn sie einsehen, dass sie arm werden müssen, um reich zu werden. Im Sterben gibt der Mensch alles auf. Stärker: Es wird dem Menschen alles abgenommen. Gott schickt seinen Sohn als ‚Lamm Gottes‘, um deutlich zu machen, dass die Menschen sich ganz der Gnade hingeben müssen, um gerettet werden zu können. Der Mensch ‚hat‘ nicht ein Leben, an dessen Ende er unglücklicherweise das Zeitliche segnet. Das Leben ist die Einheit von Leben und Tod. Indem der Mensch in der Liebe in den Tod, richtiger: in Gott hineinstirbt, verliert und gewinnt er sich völlig. Die Mystikerin Teresa von Avila bringt es wunderbar zum Ausdruck: „Ich lebe, ohne in mir zu leben. Und ein solches Leben erhoffe ich, dass ich sterbe, weil ich nicht sterbe.“Ein gesegnetes WochenendeAndreas Peltzer

Gedanken zur Woche

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-05-23

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