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Mit scharfem Blick auf Jäger, Wild und Wildwart

Eberhard Hofmann
Jagters, Slagters ein Wildwagters in Suidwes-Afrika – ´n Kroniek van Mens en Wild: Die verhaal tot 1960. Ernst L. P. Stals. Eine Chronik auf Afrikaans, vielseitig illustrierte Text von 309 Seiten; mit umfangreichem Quellennachweis nach Epochen gegliedert und Sachregister, 362 Seiten. Verlag: Padlangs Publications CC, Windhoek 2022. Druck: John Meinert Printing. Unverbindlicher Richtpreis: 500 N$

Die Thematisierung der Jagd, des Wildfrevels und Wildschutzes ist für das umfassende namibische Geschichtsverständnis relevant. Zum Einstieg sollte der Leser zunächst Ernst Stalsens Warnung vor selbstherrlicher Geschichstsschreibung zur Kenntnis nehmen. Im Vorwort erkennt er Einschränkungen an, die auch einem tief schürfenden Werk, wie es in seinem Band vorliegt, Grenzen setzen. Diese Überlegung und Selbstkritik werten das Buch auf. Hier in der Übersetzung der AZ:

„Namibia erfordert vom Forscher, dass er oder sie bis in die tieferen Schichten der Menschen und der Natur eindringt. Das ist selbst für hier im Lande Gebürtige innerhalb eines Lebens nicht möglich. Daher bleiben historische Studien, wie gründlich sie auch immer durchgeführt werden, eine unvollständige Wiedergabe der Wirklichkeit. In der Tat, die Erfahrung zeigt allemal, dass jedes Individuum wie jede Generation bloß mit halben Wahrheiten umgeht. Die vollständige Wirklichkeit des Vergangenen bleibt unerreichbar. Wenn Historiker und jeder, der sich an die Beurteilung der Geschichtsfragen wagt, diese Tatsache respektiert, wird weniger Schaden durch Unsinnigkeiten angerichtet.“

Dass der Autor dieser umfassenden Chronik des Menschen im Umgang mit dem Wild auf südwestafrikanischem Boden der Wirklichkeit bis 1960 dennoch recht nahekommt, bescheinigen ihm schon zwei prominente afrikaanse Rezensenten, nämlich der Historiker Dr. Gerrit Pool, u. A. Biograph von Samuel Maharero, und der emeritierte Politologe, Prof. André du Pisani (Univ. von Namibia). Und der Leser erfährt es selbst. Das in Afrikaans verfasste wissenschaftliche Werk – eine englische und/oder deutsche Ausgabe wäre nicht fehl am Platz – ist der herkömmlichen dreisprachigen Leserschaft leicht zugänglich und zu empfehlen: „Jäger, Schlächter und Wildhüter in Südwestafrika.“

Ernst Stals ist seit rund sechs Jahrzehnten in der Geschichtsforschung über Südwestafrika/Namibia engagiert, das Land, das er kreuz und quer – van hoek tot kant – „er-fahren“ hat. Gerrit Pool urteilt, dass Stals sich nicht von irgendeinem Zeitgeist vereinnahmen lässt und jede Volks- und Sprachgruppe in ihrer Rolle anerkennt, wie sie die Geschichte des Landes mitgeprägt hat. Die Forschung von Stals, so Pool, beruht auf der Herangehensweise der Geschichtsfakultät der Universität von Stellenbosch, die sich der bereiten und archivarischen Quellenforschung verschrieben hat. Akribisch beschreitet Stals diesen Arbeitsweg, was allein schon aus den 28 Seiten an Quellenhinweisen zu den 13 Kapiteln des Buches hervorgeht. Der Text der Kapitel wird jedoch nicht durch hinderliche Fußnotizen gestört, die in vielen wissenschaftlichen Werken die Lektüre stören – „ich könnte hier ja was verpassen“ - sondern der Leser kann anhand einer kleinen Ziffer im Fließtext im Quellenhinweis blättern, um rasch der Frage nachzustellen „wo will Stals das bloß herhaben ?!“ Lesern mit generationstionsübergreifendem Personen- und Landesverstädnis bietet Stals auf den Quellenseiten noch eine Überraschung: Die Ehrenwildwarte in 17 Bezirken des Landes. Eine Personalstruktur ähnlich der Polizeireservisten, die im Naturschutz bis Anfang 1990 üblich war, für die die souveräne namibische Regierung jedoch – leider – kein Verständnis aufgebracht hat.

Namibia ist international weitgehend anerkannt, führend im Naturschutz, der Hege und in nachhaltiger Wildnutzung zu sein. Das ist bei Weitem keine Selbstveständlichkeit, führt man sich die von Stals detailliert beschriebene Chronik von Mensch und Wild vor Augen, wie schon im Buchtitel angedeutet. Südwestafrika hat wie so viele andere ehemalige europäische Kolonien bis rund 1960 – der Abschluss in Stalsens Buch – eine recht durchwachsene Vergangenheit. Die Europäer haben nach ihrer Ankunft den ursprünglich vorhandenen Wildreichtum nicht nur zur Fleisch- und Trophäennutzung bejagt, sondern stellenweise extremen, unverantwortlichen Frevel verübt, eine Raubkultur, die unter indigenen Jägern und Völkern völlig fremd war.

Stals schildert die schrittweisen Ansätze der deutschen Kolonialzeit, Regelwerke aufzusetzen, die zum ersten Mal ein Maß an Wildschutz im vorher gesetzesfreiem Raum von Südwestafrika darstellten. Viele ehemalige Kolonien sind seither „leergeschossen“ geblieben. Die vorige SWA Administration und die heutige namibische Regierung, bzw. die heutige Tourismus- und Jagdbranche waren und sind ständig bemüht, die Umwelt- und das rehabilitierte Wilderbe weiter zu pflegen und nachhaltig zu nutzen. Was die Schilderung besonders lesenswert macht, ist, dass Stals die Epochen der Chronik nicht auf der Ebene verallgemeinerter Beurteilung belässt, sondern die zeitgenössischen Jäger, Beamten, Offiziere und anverwandte Akteure als charakteristische Individuen ins Bild rückt und ihnen ihr Originalwort erteilt. Darunter namhafte Persönlichkeiten wie Ludwig von Estorff und Bernabé de la Bat.

Stals hätte das Werk am besten zehn Jahre später, ca 1970, enden lassen sollen, als sich bei der SWA Administration u. A. von deutschsprachiger Seite im Land angeregt, die Erkenntnis durchsetzte, dass das Wild nicht dem Staat sondern dem jeweiligen Grundbesitzer und/oder Pächter zur Hege und Nutzung gehören muss, auf dessen Boden es gerade weidet/sich befindet.

Die etablierten Bereiche Fremdenverkehr, Hegegebiete und des Jagdtourismus erhalten in Stalsens Schrift ein Standardwerk, das tieferes Verständnis des namibischen Wildschutzes vermittelt und zugleich spannende Landesgeschichte darstellt.

Eberhard Hofmann

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-05-03

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