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In der heißesten Zeit mit Adventsstimmung gibt´s was Erfrischendes, gekühlte Kaktusfeigen. Aber erst, wenn jemand sich mit Messer und Gabel an die Schale macht, die zu entfernen, ohne dass die Abnehmer nachher Piekers auf der Zunge ham. Wer vorsichtig schält, wird dennoch paar feine Dörner in den Finger kriegen. Aber bei der Hitze Gummihandschuhe anziehen ... ? Otjiperendero: Steinbock
In der heißesten Zeit mit Adventsstimmung gibt´s was Erfrischendes, gekühlte Kaktusfeigen. Aber erst, wenn jemand sich mit Messer und Gabel an die Schale macht, die zu entfernen, ohne dass die Abnehmer nachher Piekers auf der Zunge ham. Wer vorsichtig schält, wird dennoch paar feine Dörner in den Finger kriegen. Aber bei der Hitze Gummihandschuhe anziehen ... ? Otjiperendero: Steinbock

Vollmond und verschneiter Putschversuch im Advent drüben

Zögernd ham sich nach Vollmond am 8. Dezember rund vier Tage später wieder ´n paar Wolken über Ovenduka und Brakwater eingestellt, sogar mit paar zaghaften Donnerschlägen. Die Regensträhnen in der heißen Nachmittagssonne ham´s nur bis auf vroumens hare gebracht, d.h. wie Frauenhaar, das bis auf die Schulter, eventuell bis an die Hüfte fällt, erreichen die Regentropfen den durstig-heißen Boden (noch) nich.

Immerhin reifen in dieser Hitze Kaktusfeigen, grüne Feigen, sofern letztere nich von von Piepols gefressen und – wie landesüblich – verwüstet werden – und die Papayas, bei denen die Sonne die Schale in ledrige Pelle verwandelt, wenn se nich beizeiten gepflückt werden.

In diesen vorweihnachtlichen Tagen erhält Namibia plötzlich feine Presse in Deutschland – nich etwa wegen der verlockenden Grün-Wassertoff-Versprechen, die der deutsche Minister Habeck mit Omupräsidente III, Hage Gottfried Geingob, gerade vereinbart hat. Auch nich wegen zaghafter Wiederbelebungsversuche des deutsch-namibischen Versöhnungskonzepts; auch nich wegen der erneuerten deutsch-namibischen Kooperation.

Nee! Diesmal preist ´ne Zeitung im verschneiten und fröstelnden Deutschland, das sich wegen der Energiekrise auf ´nen Teuer-Winter einrichtet, ein Aussteiger-Reiseziel unter dem Kreuz des Südens an. Tatsächlich Namibia! Land der Braven und Bravourösen, wo Präsident Geingob gerade gelockerte Aufenthaltsbedingungen für Deutschländer bekanntgegeben hat, die am Wendekreis des Steinbocks überwintern und eventuell sogar auf namibischem Home Office betreiben wollen. Auf Antrag sechs Monate Aufenthalt. Solche Vorzüge ham mos bisher höchstens Asiaten erfahren! Und dann schneidet diese teutsche Zeitung auf, was der verwöhnte Deutsche hier alles antreffen kann, was ihn heimisch fühlen lässt und wo er seine 2. Heimat antreffen kann: Bier nach Reinheitsgebot, deutsche Schlager und Eisbein und stief, stief Sonne. Der Zeitung isses sogar erwähnenswert, dass unser Stück Autobahn Ovenduka – Okahandja eine Abfahrt nach „Teufelsbach“ hat.

All diese Merkmale werden eingefleischte Namibia-Freunde bestärken, aber ob sich neue Enthusiasten hinter dem Ofen hervorlocken lassen, bleibt dahingestellt.

„Putschversuch deutscher Reichsbürger“

Seitdem der Al Jazeera-Fernsehsender von Katar im November 2019 den namibischen Stinkfisch-Skandal aufgebrochen hat – das war so schräg vor den Corona-Sperren – hat selbiger Sender hier und da Namibier gewonnen, die sich in seine Nachrichten einschalten. Und der Eine oder Andere wurde zwischen Sendungen der Fußball-WM letzthin von Al Jazeera aus dem Sessel gerissen! Kann es neben der WM in Katar überhaupt noch so ´ne Nachricht geben, Außer dem Dauerbrenner Ukraine?

Wie bitte? Sehen wir richtig? Putschversuch in Deutschland, die Worte unterlegt mit Bildmaterial aus der neu errichteten Altstadt von Dresden. Aber es kam nach der Meldung keinerlei Fortsetzung. Wenigstens hat eine Kontaktperson in Deutschland eine Reportage von einem Robert von Loewenstern an den Wendekreis des Steinbocks geschickt, der genauso wie der Hingucker auf die Al Jazeera-Sendung von einer deutschen RTL-Sendung überrumpelt wurde. Da hieß es wörtlich: „Staatstreich geplant! Reichsbürger wollten die Macht in Deutschland an sich reißen, doch 3 000 Polizisten nahmen heute 25 Mitglieder der Gruppe fest, darunter eine ehemalige Bundestagsabgeordnete, ein Ex-Elitesoldat und ein Prinz.“

Der Loewenstern war genauso fassungslos wie der Betrachter am Wendekreis des Steinbocks. Er schreibt: „Ich meine, hallo? Ein Putsch in Deutschland? Aus der Mitte der Gesellschaft? Inszeniert von Parlament, Militär und Aristokratie? Maximal gefährlich ganz offensichtlich.“ Loewenstern hat recherchiert, und das gewaltige Aufgebot des Staats der Ampelregierung aufgedröselt, wodurch 25 Putschisten und Ursurpatoren in einer Razzia flächendeckend dingfest gemacht wurden. So etwas hat es seit dem misslungenen Putschversuch und Anschlag des Widerstands mit von Stauffenberg auf Hitler im Juli 1944 noch nich wieder gegeben.

Das Aufgebot bestand diesmal aus „120 Sondereinsatzkräften pro Verschwörungsnase“ rechnet Loewenstern hoch. Das macht „30 Hundertschaften mit Sturmhauben und MP5“. Und dann wird der Verfassungsschutz unter Chef Haldenzwang zitiert. Der bringt ,,Butter bei die Fische“: Seit dem Frühjahr hätten die Sicherheitskräfte die verdächtige Gruppe ständig überwacht und hätten „die Situation jederzeit unter Kontrolle“ und „klaren Überblick über die Planungen“ gehabt.

Und jetzt warten Namibier auf eine klare Antwort von der deutschen Botschaft „in Windhuk“ – sie buchstabiert die Hauptstadt noch wie seinerzeit Gouverneur Leutwein – was denn nun Sache is. Muss sich der Namibier nun in Acht nehmen, wenn er nach Deutschland fliegt? Oder wie? Oder wird er bei seiner Rückkehr auf Herz und Nieren getjeckt, ob er nich als getarnter „Reichsbürger“ agiert?

Lasst Euch die Adventszeit net nich mit teutschen Querelen versauern!

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-04-29

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