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Der Handschlag im Tintenpalast

1960 hat Comräd Osema Shafiishuna Nujoma das alte Südwestafrika verlassen. 1966 hat er mit Omushamane Hifikepunye Pohamba einen Versuch unternommen in das Land zurückzukommen. Das damalige Regime war in keiner Weise vorbereitet noch willig, den „politischen Erzfeind“ im Land zuzulassen. Nujoma und Pohamba wurden „postwendend“ wieder nach Samibia ausgeflogen.

Es war übrigens auf dem Höhepunkt der Apartheid und der Graben zwischen Schwarz und Weiß, um nich zu sagen die Mauer der Rassengrenze schien unüberwindbar. Unter den Kirchen gab es zaghafte Versuche, durch religiösen und humanitäre Kontakt vereinzelt einen Brückenschlag über die Hautfarbenabgrenzung hinweg zu bilden. Das wurde von der herrschenden, weißen Nationalen Partei mit großem Argwohn betrachtet und vom staatlichen Geheimdienst gründlich bespitzelt.

23 weitere Jahre mussten vergehen, bis Omushamane Nujoma am 14. September 1989 wieder namibischen Boden betreten konnte und wollte, mit Kniefall und Kuss der Erde, zwei Tage nach der Ermordung des Swapo-Aktivisten Adv. Anton Lubowski durch den südafrikanischen Geheimdienst.

Das „internationale Territorium“, wie Namibia geraume Zeit genannt wurde, stand nun bereits sechs Monate im Rahmen des UN-Lösungsplans für Namibia (Resolution 435 des UN-Sicherheitsrates ) unter Aufsicht der Vereinten Nationen. Die UN-Vollversammlung hatte Nujomas politische Befreiungs-Bewegung Swapo 1976 zum Ärger aller anderen politischen Parteien Südwestafrikas als „einzig wahre Vertretung des Volkes von Namibia“ (sole and authentic) ausgerufen. Da kamen bei manch Namibier Zweifel auf, ob die UNO imstande und geeignet sei, die nach dem Lösungsplan angesagten Wahlen zu beaufsichtigen. Die Swapo-Bewegung, zweifellos mit großem Anhang, war die einzige Partei, die die Souveränität und Unabhängigkeit Namibias auch mit Waffengewalt anstrebte.

Kurz nach seiner Heimkehr nahm Sam Nujoma nicht nur Kontakt zum UNO-Bevollmächtigten Martti Ahtisaari und dem letzten südafrikanaischen Generaladministrator Adv. Louis Pienaar auf, sondern stattete der Zentralverwaltung der Übergangsregierung – Departement van Owerheidssake/Department of Governmental Affairs – im Tintenpalast in Windhoek einen angesagten Kurzbesuch ab - in kennmerkend leutseliger Stimmung, siehe Foto. Bei anderen Anlässen konnte Nujoma allerdings auch unberechenbar aufbrausend agieren. Der heutige Interimspräsident Nangolo Mbumba, damals ein Adjutant des Swapo-Führers, hat den Tintenpalast als Gesandter Nujomas mehrfach zu Absprachen mit der letzten Landsverwaltung alter Ordnung aufgesucht . Aus den Abteilungen des Tintenpalasts sind 1990 sechs Ministerien der souveränen namibischen Regierung hervorgegangen.

Die Laudationes zum Ableben des Revoluzzers und Gründungsvaters der Repulik Namibia, Sam Nujoma, steigern und überschlagen sich in den Trauerwochen derzeit auf allen Ebenen. Später werden Analytiker und Historiker das Personalprofil Nujomas gewiss wieder auf festen Boden zurückholen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-03-24

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