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Ina Oehme, Leiterin der Medikamententestung am Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ) und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), betrachtet in einem Labor unter dem Mikroskop eine Probe. Foto: Bernd Weißbrod/dpa
Ina Oehme, Leiterin der Medikamententestung am Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ) und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), betrachtet in einem Labor unter dem Mikroskop eine Probe. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Kinderkrebsforschung

Wie Minitumore neue Therapien ermöglichen
Peter aus der Nähe von Darmstadt erkrankte mit zwölf Jahren an Krebs. Unter Zeitdruck suchten Heidelberger Forscher nach einem Medikament für ihn - mit Hilfe von im Labor gezüchteten Minitumoren.
dpa
Von Stefanie Järkel, dpa

Heidelberg/Mainz

Peter ist 16 Jahre alt. Er trägt ein Pflaster, wo früher sein Auge war. Der Teenager hat einen Tumor über dem linken Auge überlebt – auch dank der Forschung am Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg. Dort testen Wissenschaftler Krebsmedikamente an Minitumoren, um Therapieansätze für schwer kranke Kinder und Jugendliche zu finden. Jedes Jahr erhalten in Deutschland rund 2.400 Kinder und Jugendliche eine Krebsdiagnose. Insgesamt leben etwa 20.100 junge Menschen mit Krebs. Häufigste Erkrankungen sind Leukämie und Lymphome.

Im Sommer 2021 fällt Peters Mutter Eva auf, dass ihr Sohn häufig das linke Auge zukneift. „Ich habe ihn gefragt: Warum kneifst du dein Auge so komisch zu?“, erinnert sie sich. Peter bemerkt es selbst kaum. Ein Termin beim Augenarzt bringt Klarheit: Ein bösartiger Weichgewebetumor, ein sogenanntes embryonales Rhabdomyosarkom, hat sich über dem linken Auge gebildet. „Der schlimmste Tag unseres Lebens“, sagt Eva.

Eine belastende Therapie

Es folgen sechs Monate Chemotherapie und Bestrahlung. Peter verliert seine Haare, nimmt stark ab und beschreibt die Behandlungen als extrem belastend: „Jede einzelne Spritze war für mich der Horror.“ Im Februar 2022 scheint der Krebs besiegt, doch wenige Monate später kehrt er zurück. Peters Ärztin, Alexandra Russo, schickt eine Gewebeprobe zum KiTZ, das auf Hochrisikopatienten und Rückfälle spezialisiert ist.

Seit 2019 können Mediziner Gewebeproben an das KiTZ senden, aus denen Minitumore gezüchtet werden. Laut Ina Oehme, der Leiterin der Medikamententestung, testen die Forscher bis zu 80 Krebsmedikamente in verschiedenen Kombinationen. Von über 500 eingesandten Proben konnten zwei Drittel genutzt werden. Bei rund 80 Prozent fanden die Forscher Medikamente, die die Minitumore im Labor zurückbildeten. Auch bei Peter reagierten die Tumorzellen positiv auf zwei Medikamente.

Ein schwerer Weg

Peters erneute Chemotherapie dauert neun Monate. Obwohl der Tumor deutlich schrumpft, entscheiden die Ärzte, das linke Auge zu entfernen, da noch Krebszellen gefunden werden. Seit November 2023 gilt Peter als krebsfrei. Das KiTZ-Projekt wird europaweit als einzigartig gelobt. Während die Deutsche Krebshilfe es als „führend und einmalig“ beschreibt, bleibt die Essener Kinderonkologin Uta Dirksen zurückhaltender: Der Ansatz sei nicht neu, die systematische Sammlung vieler Tumordaten aber vielversprechend.

Wie hat Peter diese Zeit überstanden? „Er hat auf Pause gedrückt“, sagt seine Mutter. Peter selbst blickt vorsichtig nach vorn: „Ich hoffe, ich werde ein normales Leben führen können – und dass der Krebs nicht mehr wiederkommt.“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-03-26

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