Grundeinkommen für alle?

Windhoek (sd) Laut der Weltbank leben 1,6 Millionen Namibier in Armut. Das sind circa 70% der gesamten namibischen Bevölkerung! Um diesem Problem entgegenzutreten werden die Forderungen nach einem „Basic Income Grant“ (BIG), einem Grundeinkommen, erneut lauter. Doch würde das tatsächlich zur Beseitigung der Armut beihelfen? Um dieser Frage nachzugehen versammelten sich am gestrigen Montag Interessierte im Avani-Hotel in Windhoek, um einem Vortrag von Professor Michael Samson, dem Forschungsdirektor des wirtschaftspolitischen Forschungsinstitutes aus Südafrika (EPRI) zuzuhören. In seiner Präsentation „Die Kosten und Vorteile eines Grundeinkommens für Namibia?“ berichtete Samson über die Vorzüge und möglichen Auswirkungen eines BIG. In einer anschließenden Fragerunde konnten die Teilnehmer ihre Fragen oder Kommentare zum Ausdruck bringen.Zur Zeit ist in Namibia ein „modifiziertes“ BIG vorgesehen. Dies würde die „Food Bank“ und die Notfallunterstützung der namibischen Regierung in Geldzuschüsse umwandeln. Das würde allerdings nur 46 000 bis 50 000 Personen helfen, was bei 1,6 Millionen Betroffenen die Auswirkung eines „Tropfen im Ozean“ hätte, so Samson. Ansonsten wird von Seiten der Politik gezögert. Es gebe kein Geld das zu finanzieren. Eine große Anzahl Namibier erhalte bereits Stipendien und ein BIG wäre außerdem nicht nachhaltig. Das Modell des BIG wurde bereits in dem namibischen Dorf Otjivero im Jahr 2008 ausgetestet – mit Erfolg. Die Geldarmut sank und es wurde eine verbesserte Ernährung festgestellt. Die wirtschaftsfördernden Investitionen stiegen von 44% auf 55%. Auch auf Mauritius konnte man durch das BIG eine positive Bilanz ziehen: weniger Armut, mehr Arbeit und eine verbesserte Wirtschaft, auch im Import und Export. Laut dem EPRI kann das BIG die Armut in einem Land halbieren. Die extreme Armut kann er angeblich um zwei Drittel beseitigen. Namibia habe die Kapazität, sich den BIG aus eigenen Ressourcen zu leisten, so Samson. Dafür seien Steuererhöhungen nötig, die sich allerdings mit Blick auf die mögliche resultierende Wohlstandssteigerung des Landes lohnen würden. „Das BIG ist einer der wichtigsten politischen Handlungsmaßnahmen, um die Armut zu bekämpfen!“, beteuerte Samson, der aus New York über Zoom zugeschaltet wurde. Dabei sei es vor allem wichtig, universell alle in das BIG mit einzubeziehen. Das fördere auch die nationale Solidarität und den sozialen Zusammenhalt. Wenn man sich im BIG auf ein paar wenige beschränkt, so wie es der Fall wäre, wenn die Food Bank zum BIG umgewandelt würde, dann gehe man ein unnötig teures und verschwenderisches Risiko ein. Wenn, dann müssten alle, die von Armut betroffen sind, das BIG erhalten, damit es funktioniert. Dazu sei auch der politische Wille nötig. Die Politik müsse sich aufraffen und dafür schwierige Entscheidungen wie die der Steuererhöhung treffen. Samson unterstreicht aber, dass es sich lohnt für das mögliche Resultat solche Beschlüsse zu fassen. Die optimale Auszahlung des BIG würde in Namibia bei circa 300 Namib-Dollar liegen, so Samson.

Grundeinkommen für alle?

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-05-20

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