Vor 50 Jahren

IM BASTERLAND IST ALLES MÖGLICH Rehoboth – Die Nachwahl zum Basterrat in Rehoboth endete mit einem Überraschungssieg der Bastervereinigung. Von den fünf freien Sitzen eroberte die Bastervereinigung nicht weniger als vier und besitzt damit die absolute Mehrheit im Basterrat, der aus sieben Mitgliedern besteht. Die Volkspartei, die bei der letzten Wahl im vergangenen Jahr alle sieben Sitze erworben hatte, erhielt gerade noch einen Abgeordnetensitz. Zwei Ratsmitglieder, die nicht zurückgetreten waren und die ursprünglich der Volkspartei angehört hatten, haben eine neue Partei gegründet, die Befreierpartei.DEMNÄCHST DAMARAWAHLEN Windhoek – Damararat und Damara United Front haben gemeinsam ihren Wunsch nach Wahlen für eine Damara-Vertretung ausgesprochen. Die Damara-Vertretung soll repräsentativ für alle Damaras in Damaraland und in übrigen Teilen Südwestafrikas sein. Der Damararat vertritt lediglich die Damaras in Damaraland. Damararat und Damara United Front haben in Uis Gespräche mit Dirk Mudge, MdE, geführt. Dabei haben sie den Wunsch nach einer Wahl ausgesprochen. Ein entsprechender Vorschlag wird dem Minister für Bantu-Verwaltung und -Entwicklung unterbreitet. Es wird angenommen, dass die Wahlen zu einem neuen, für alle Damaras repräsentativen Damararat demnächst stattfinden werden.DRANG ZUR MARXISTISCHEN EINHEITSPARTEI Lissabon – Die größten politischen Parteien Portugals stehen vor keinem anderen Ausweg, als den Plan der Revolutionären Militärbewegung zu unterzeichnen. Der Plan ermächtigt die Militärs für die nächsten drei bis fünf Jahre, bei der Wahl eines Prasidenten das letzte Wort zu sprechen und eine demokratisch gewählte Regierung abzusetzen, falls sie sich den Grundsätzen der Revolutionären Militärbewegung nicht fügt. Dieser Plan oder Ermächtigungspakt soll am kommenden Freitag im Rahmen einer öffentlichen Feierlichkeit unterzeichnet werden. Dies geht aus einer Erklärung Hauptmann Vasco Lourenços hervor. Hauptmann Lourenço kündigte auch ein Tribunal für die erfolglosen Putschisten von rechts an. 140 Militärs und 20 Zivilisten warten auf Anklagen eines Gerichts, das nach dem Tribunal wieder aufgelöst werden soll. Die Militärbewegung hat sich inzwischen aller Spinolaanhänger entledigt.SAIGON UND PHNOM PENH STARK BEDRÄNGT Saigon/Washington – Ein Kampfflugzeug der südvietnamesischen Luftwaffe löste sich heute früh aus einer Dreierformation und flog den Regierungspalast des Prasidenten Van Thieu an. Beim zweiten Anflug fielen drei Bomben auf das Gelände. Der Präsident und seine Familie blieben unversehrt. Dieser Angriff aus den eigenen Reihen folgt zwei missglückten Putschversuchen während der letzten Wochen. Beobachter meinen, dass dies ein Vergeltungsangriff des Piloten Leutnant Trung war, dessen Familie bei der Evakuierung Da Nangs nicht erfaßt wurde und in kommunistische Hände fiel.Entgegen der optimistischen Haltung des amerikanischen Präsidenten Gerald Ford und dem positiven Befund des US-Generalstabschefs General F. Weyand („Die südvietnamesischen Truppen sind immer noch stark und haben den Kampfgeist und das Vermögen, die Vietkong zu schlagen").PRÄSIDENT VAN THIEU NCH DEM MORDANSCHLAG Saigon – Präsident Nguyen Van Thieu könne seine geschwächte Position nach dem missglückten Anschlag auf sein Leben wieder stärken, meinen diplomatische Beobachter. Nach dem Angriff des 26-jährigen Piloten der südvietnamesischen Luftwaffe sind weitere militärische Vorkehrungsmaßnahmen in Saigon getroffen werden. Unter den Militärs konnte Van Thieu bis jetzt noch mit Unterstützung rechnen. Infolge des militärischen Rückzugs ist die Moral unter den Regierungstruppen gesunken. Van Thieus politischer Rivale, Marschall Ky, mit dem Van Thieu bis 1971 die Macht geteilt hatte, befürwortete keinen gewaltsamen Sturz des den Präsidenten. Das komme nur den Kommunisten zugute. Von den Vietkong verlautet, dass der Anschlag auf das Leben des Präsidenten beweise, wie verhasst er beim vietnamesischen Volk sei.Van Thieu kam mit dem Leben davon, weil die drei abgeworfenen Bomben das Palastgebäude verfehlten, jedoch zwei andere Menschenleben forderten. Unmittelbar danach wurde eine Ausgangssperre über Saigon verhängt, und Van Thieu erklärte in einer Radioansprache, dass er entschlossen sei, weiterhin sein Amt zu führen. Er sagte, eine Gruppe fordere den Rücktritt und der Bombenanschlag sei ein vereinzelter Versuch gewesen, ein verfassungsgemäßes und legales Regime zu stürzen. Zwei Putschversuche seien in den letzten Wochen schon vereitelt worden.WICHTIGES IN KÜRZE Kapstadt – Der Verkehrsminister S. L. Muller erklärte im Volksrat, es sei nicht die Absicht der Regierung, das Anlegen der Sicherheitsgurte in Kraftfahrzeugen zur gesetzlich vorgeschriebenen Pflicht zu machen. Die Provinzadministration könne eine unterschiedliche Haltung einnehmen.Kapstadt – Justizminister. j. T. Kruger gab bekannt, dass die Regierung nicht beabsichtigt, die Todesstrafe abzuschaffen.Umtata – Chefminister K. D. Matanzima bezeichnete die Studenten des Föderalen Technologischen Seminars in Umtata als Bedrohung für die Sicherheit der Transkei. Zur „religiösen Ausbildung" gehöre aufgrund eines aufgefundenen Dokuments anscheinend die Revolte gegen die bestehende Ordnung.Saigon – Heftige Kämpfe fanden heute früh 160 km östlich von Saigon statt.

Vor 50 Jahren

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-06-09

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