Vor 50 Jahren

SÜDAFRIKA-STIFTUNG LOBT BONNER REGIERUNG Durban – In ihrem Jahresbericht für 1974 widmet die Südafrika-Stiftung eineinhalb Seiten der Bundesrepublik Deutschland. Darin ist die Stiftung des Lobes voll für die Haltung der Bundesregierung gegenüber Südafrika. In einem kurzen Satz wird auch dabei auf Südwestafrika eingegangen und vermerkt, dass die Bundesregierung trotz erheblichen Drucks von Seiten der Vereinten Nationen und anderer Stellen das Konsulat in Windhoek aufrecht erhalten habe und das Kulturabkommen mit „einer neuen Vitalität“ durchführt. Der Bericht wurde der Jahresversammlung der Stiftung in Durban vorgelegt.Der Bericht zeichnet zunächst ein rosiges Bild von der Wirtschaftslage in der Bundesrepublik. Die westdeutsche Handelsbilanz, so heißt es, weise einen Überschuss von 15 Milliarden Rand auf und verfüge über Gold- und Devisenreserven von über 16 Milliarden Rand. „Die deutsche Mark ist heute die härteste Währung auf der Welt mit einer Inflationsrate, die geringer ist als die irgendeines anderen industrialisierten Landes und die tatsächlich fällt.“Obwohl endgültige Zahlen nicht verfügbar seien, glaubt der Bericht Zeichen feststellen zu können, „dass Westdeutschland die Vereinigten Staaten überholt hat und zur führenden Handelsmacht der Welt geworden ist".REVOLUTIONSRAT IN PORTUGALLissabon – Die „Bewegung der Streitkräfte", die letztes Jahr das Regime Caetano gestürzt hatte, hat beschlossen, den nach Spanien geflohenen General Spinola und 18 Offiziere, die mit ihm geflohen sind, aus der Armee auszuschließen. Gleichzeitig wurde ein „Revolutionsrat" eingesetzt, der „die Revolution leiten soll“. Nach einer Nachtsitzung der 200 Offiziere, die die „Bewegung der Streitkräfte“ leiten, wurde bekanntgegeben, dass die Wahlen trotz des versuchten Putsches, wie geplant, am 12. April durchgeführt werden sollen. Es sollen die Vertreter für eine Verfassunggebende Versammlung gewählt werden, die dann die endgültige Verfassung ausarbeiten muss.Eine Gruppe von Extremisten plünderte die Wohnung Spinolas, zerstörte die Möbel und zerriss die vorhandenen Exemplare des Buches „Portugal und die Zukunft“. Die Militärpolizei unternahm nichts gegen die Plünderer.TERRORISTEN VERWUNDEN SÜDAFRIKANER Salisbury – Terroristen verwundeten einen Südafrikaner, Francis William Glynn, als sie eine Tsetsefliegen-Kontrolle überfielen. Glynns Verwundung ist nicht schwer. In den nachfolgenden Operationen wurden von rhodesischen Streitkräften drei Terroristen getötet. Glynn arbeitete für die Tsetsefliegen-Kontrolle. Seine Frau ist ebenfalls in der Nähe Karibas eingesetzt. Der Überfall ereignete sich in einer Zone, wo bisher nie Terroristen aufgetreten sind.NEUE PROPHEZEIUNGEN MCBRIDES Ottawa – Die Gewährung der Unabhängigkeit an Angola und Mosambik könnte Südafrika mit einem großen Befreiungskrieg um Südwestafrika konfrontieren, sagte der „UNO-Kommissar für Namibia" Sean McBride in einer Rede vor Studenten in Ottawa. Südafrika werde nun ohne eine große Pufferzone sein. SWAPO werde die 4 520 Kilometer lange Grenze benutzen, um die Freiheitsbewegung zu führen.PRÄSIDENT ANWAR SADAT ZUVERSICHTLICH Assuan – Der ägyptische Präsident Anwar Sadat und Dr. Henry Kissinger haben ihre Verhandlungen fortgesetzt, um Differenzen eines neuen Truppen-Disengagements zu glätten. Die Verhandlungen sind in eine kritische Phase getreten.Dr. Kissinger kehrte mit neuen Vorschlägen für die Zurückziehung israelischer Truppen entlang der Kanalzone zurück. Führende ägyptische Amtsträger haben Israels Vorschlag für einen sechsmonatigen Abzug zur Überprüfung der friedlichen Absichten beider Länder zurückgewiesen. Sechs Monate seien viel zu lange, denn Ägypten habe bereits seine Friedensabsichten deutlich bewiesen.Der ägyptische Premier schätzt die Chancen auf Erfolg auf 80 bis 90 Prozent, sagte aber, falls keine Einigung erzielt werde, bestehe kein Grund zur Panik, denn Ägypten befinde sich augenblicklich in einer starken Position. Die Differenzen zwischen Ägypten und Israel seien nicht so groß, wie sie erscheinen mögen.Ägypten, so wird angenommen, sei eventuell bereit, eine weitere Forderung Israels für den Durchgang nicht-militärischer Frachten von und nach Israel durch den Suezkanal anzuhören. Der Kanal, der seit 1967 geschlossen ist, ist praktisch so weit hergerichtet, dass er in Kürze wieder geöffnet werden kann. Jedoch hat Ägypten einen Rückzug der israelischen Truppen aus der Nähe des Wasserweges zur Bedingung gemacht.

Vor 50 Jahren

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-03-26

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