Vor 50 Jahren
1975-02-12
RÄUMUNG DER VORPOSTENSTELLUNG AM SAMBESI
Salisbury – Wenn heute die weiteren Besprechungen zwischen Premierminister Ian Smith und den Führern des Afrikanischen Nationalrates fiber die vorgeschlagene Verfassungskonferenz aufgenommen werden, Wird ein wichtiges Hindernis teilweise beseitigt sein; Gewisse Einheiten der südafrikanischen Polizei, die am Kampf mit den nationalistischen Guerillas beteiligt sind, werden aus den Vorpostenstellungen längs des Sambesi zurückgezogen.
Die ANC-Führer haben wiederholt erklärt, dass der Rückzug der südafrikanischen Polizei aus Rhodesien von lebenswichtiger Bedeutung für eine erfolgreiche Verfassungskonferenz sei. Obwohl in der offiziellen Erklärung nichts darüber enthalten ist, dass die südafrikanische Polizei Rhodesien ganz verlasse, wirkt die Tatsache über den Rückzug einiger Einheiten aus den Vorposten beruhigend. Die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Gespräch haben sich dadurch bedeutend gebessert, und man hofft daher, dass die Waffenstillstandsposition endgültig geklärt werden kann.
KEINE INTERVENTION IN MOSAMBIK UND ANGOLA
Kapstadt – Die Regierung hat keine Kenntnis von Aktivitäten in Südafrika, die gegen Mosambik oder Angola gerichtet waren, sagte Außenminister Dr. H. Muller am Freitag im Volksrat. Käme so etwas zur Kenntnis der Regierung, so würde sie, entsprechend der Politik der Nichteinmischung, sofort eingreifen. Es sei sowohl vom Ministerpräsidenten wie von ihm wiederholt erklärt worden, dass es der Standpunkt der Regierung sei, sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen. Dies sei ein Grundsatz der südafrikanischen Politik, und er werde auch gegenüber Mosambik und Angola strikt angewandt.
Er habe schon bei früheren Gelegenheiten gegenüber den Presseberichten und Spekulationen über die mögliche Rekrutierung von Söldnern in der Republik immer wieder erklärt, dass in Südafrika weder von Personen noch Gruppen Söldner rekrutiert werden dürfen, die zum Einsatz in einem anderen Staat bestimmt seien. Solch eine Rekrutierung würde unter keinen Umständen gestattet.
In Mosambik befänden sich 29 südafrikanische Beamte und deren 70 Angehörige und etwa 175 Südafrikaner, die dauernd oder vorübergehend dort lebten. Während der Unruhen in den letzten neun Monaten seien zwei Südafrikaner leicht verletzt worden, und soweit bekannt sei, soll kein südafrikanischer Besitz beschädigt worden sein.
IST BRESCHNEW ERNSTLICH KRANK?
London – Zwei Tage vor der Reise des britischen Premierministers Harold Wilson nach Moskau steht immer noch nicht fest, ob er vom Sowjetparteichef Breschnew empfangen werden kann. Als Breschnew im Dezember Paris besuchte, begleiteten ihn drei Ärzte. Der 68-jährige Parteichef hat seit sechs Wochen keine öffentlichen Verpflichtungen mehr übernommen. Wenn er Wilson nicht empfängt, werden sich die Gerüchte verstärken, dass Breschnew ernstlich krank ist.
BAADER-MAINHOF-HÄFTLINGE ESSEN WIEDER
Stuttgart – Alle 24 Baader-Meinhof-Häftlinge haben am 5. Februar ihren knapp fünfmonatigen Hunger- und zweitägigen Durststreik abgebrochen. Die Justizbehörden in Stuttgart, Hamburg, Berlin, Hannover, Bremen, Straubing und Zweibrücken gaben bekannt, dass die Gefangenen erstmals wieder feste und flüssige Nahrung zu sich nahmen.
Vorangegangen war ein Aufruf von nicht-inhaftierten Mitgliedern der „Roten Armee Fraktion" (RAF) an die Gefangenen, den Streik zu beenden. Nach Angaben des Stuttgarter Anwaltsbüros Croissant war ein Brief der „RAF" bei verschiedenen Presseorganen und dem Oberlandesgericht Stuttgart eingegangen, der die Gefangenen gleichzeitig über ihre Anwälte erreichte. Der Brief sei von den Häftlingen als authentisch anerkannt worden. Ein Flugblatt der maoistischen KPD sei dagegen ohne Einfluss auf die Entscheidung geblieben.
Bundesjustizminister Hans-Jochen Vogel erklärte in einer ersten Stellungnahme in Bonn, der Abbruch des Streiks habe sich „bereits seit einiger Zeit" abgezeichnet. Die beharrliche, von Emotionen freie und ausschließlich an rechtsstaatlichen Gesichtspunkten orientierte Haltung der Justiz sei dafür die entscheidende Voraussetzung gewesen. Die Bundesregierung werde ihre „Linie der Besonnenheit und Festigkeit“ gegenüber terroristischen Aktivitäten auch künftig beibehalten.
MADAGASKARS STAATSCHEF RATSIMANDRAVA
Tananarivo – Der neue Staatschef der Republik Madagaskar (Malagasy) Oberst Richard Ratsimandrava (43), ist am Dienstagabend getötet worden Er war erst eine Woche im Amt. Das Attentat erfolgte um 20 Uhr, als der Staatschef mit ungewöhnlich großer Bewachung von einer Kabinettssitzung nach Hause fahren wollte. Auf dem Ambohijatovo-Platz mussten der Staatschef und seine Eskorte wegen Straßenbauarbeiten einen Umweg machen, wobei sie plötzlich aus Maschinengewehren beschossen wurden. Ratsimandrava war sofort tot, und ebenso wurden zwei Gendarme getötet.
Die Nachricht wurde erst einige Stunden später durch den Staatsminister General Gilles Andriamahazo im Rundfunk bekanntgegeben, der erklärte, er spreche in seiner Eigenschaft als Präsident eines neu gebildeten „Nationalen Militärführungs-Komitees" Er appellierte an die Bevölkerung Ruhe zu bewahren und die nationale Einigkeit zu erhalten. Über das Attentat sei eine Untersuchung eingeleitet worden. Über die Insel wurde das Standrecht und ein Nachtausgehverbot verhängt. Der Rundfunk spielte nach der Erklärung des neuen Staatschefs nur militärische Marschmusik.
Salisbury – Wenn heute die weiteren Besprechungen zwischen Premierminister Ian Smith und den Führern des Afrikanischen Nationalrates fiber die vorgeschlagene Verfassungskonferenz aufgenommen werden, Wird ein wichtiges Hindernis teilweise beseitigt sein; Gewisse Einheiten der südafrikanischen Polizei, die am Kampf mit den nationalistischen Guerillas beteiligt sind, werden aus den Vorpostenstellungen längs des Sambesi zurückgezogen.
Die ANC-Führer haben wiederholt erklärt, dass der Rückzug der südafrikanischen Polizei aus Rhodesien von lebenswichtiger Bedeutung für eine erfolgreiche Verfassungskonferenz sei. Obwohl in der offiziellen Erklärung nichts darüber enthalten ist, dass die südafrikanische Polizei Rhodesien ganz verlasse, wirkt die Tatsache über den Rückzug einiger Einheiten aus den Vorposten beruhigend. Die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Gespräch haben sich dadurch bedeutend gebessert, und man hofft daher, dass die Waffenstillstandsposition endgültig geklärt werden kann.
KEINE INTERVENTION IN MOSAMBIK UND ANGOLA
Kapstadt – Die Regierung hat keine Kenntnis von Aktivitäten in Südafrika, die gegen Mosambik oder Angola gerichtet waren, sagte Außenminister Dr. H. Muller am Freitag im Volksrat. Käme so etwas zur Kenntnis der Regierung, so würde sie, entsprechend der Politik der Nichteinmischung, sofort eingreifen. Es sei sowohl vom Ministerpräsidenten wie von ihm wiederholt erklärt worden, dass es der Standpunkt der Regierung sei, sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen. Dies sei ein Grundsatz der südafrikanischen Politik, und er werde auch gegenüber Mosambik und Angola strikt angewandt.
Er habe schon bei früheren Gelegenheiten gegenüber den Presseberichten und Spekulationen über die mögliche Rekrutierung von Söldnern in der Republik immer wieder erklärt, dass in Südafrika weder von Personen noch Gruppen Söldner rekrutiert werden dürfen, die zum Einsatz in einem anderen Staat bestimmt seien. Solch eine Rekrutierung würde unter keinen Umständen gestattet.
In Mosambik befänden sich 29 südafrikanische Beamte und deren 70 Angehörige und etwa 175 Südafrikaner, die dauernd oder vorübergehend dort lebten. Während der Unruhen in den letzten neun Monaten seien zwei Südafrikaner leicht verletzt worden, und soweit bekannt sei, soll kein südafrikanischer Besitz beschädigt worden sein.
IST BRESCHNEW ERNSTLICH KRANK?
London – Zwei Tage vor der Reise des britischen Premierministers Harold Wilson nach Moskau steht immer noch nicht fest, ob er vom Sowjetparteichef Breschnew empfangen werden kann. Als Breschnew im Dezember Paris besuchte, begleiteten ihn drei Ärzte. Der 68-jährige Parteichef hat seit sechs Wochen keine öffentlichen Verpflichtungen mehr übernommen. Wenn er Wilson nicht empfängt, werden sich die Gerüchte verstärken, dass Breschnew ernstlich krank ist.
BAADER-MAINHOF-HÄFTLINGE ESSEN WIEDER
Stuttgart – Alle 24 Baader-Meinhof-Häftlinge haben am 5. Februar ihren knapp fünfmonatigen Hunger- und zweitägigen Durststreik abgebrochen. Die Justizbehörden in Stuttgart, Hamburg, Berlin, Hannover, Bremen, Straubing und Zweibrücken gaben bekannt, dass die Gefangenen erstmals wieder feste und flüssige Nahrung zu sich nahmen.
Vorangegangen war ein Aufruf von nicht-inhaftierten Mitgliedern der „Roten Armee Fraktion" (RAF) an die Gefangenen, den Streik zu beenden. Nach Angaben des Stuttgarter Anwaltsbüros Croissant war ein Brief der „RAF" bei verschiedenen Presseorganen und dem Oberlandesgericht Stuttgart eingegangen, der die Gefangenen gleichzeitig über ihre Anwälte erreichte. Der Brief sei von den Häftlingen als authentisch anerkannt worden. Ein Flugblatt der maoistischen KPD sei dagegen ohne Einfluss auf die Entscheidung geblieben.
Bundesjustizminister Hans-Jochen Vogel erklärte in einer ersten Stellungnahme in Bonn, der Abbruch des Streiks habe sich „bereits seit einiger Zeit" abgezeichnet. Die beharrliche, von Emotionen freie und ausschließlich an rechtsstaatlichen Gesichtspunkten orientierte Haltung der Justiz sei dafür die entscheidende Voraussetzung gewesen. Die Bundesregierung werde ihre „Linie der Besonnenheit und Festigkeit“ gegenüber terroristischen Aktivitäten auch künftig beibehalten.
MADAGASKARS STAATSCHEF RATSIMANDRAVA
Tananarivo – Der neue Staatschef der Republik Madagaskar (Malagasy) Oberst Richard Ratsimandrava (43), ist am Dienstagabend getötet worden Er war erst eine Woche im Amt. Das Attentat erfolgte um 20 Uhr, als der Staatschef mit ungewöhnlich großer Bewachung von einer Kabinettssitzung nach Hause fahren wollte. Auf dem Ambohijatovo-Platz mussten der Staatschef und seine Eskorte wegen Straßenbauarbeiten einen Umweg machen, wobei sie plötzlich aus Maschinengewehren beschossen wurden. Ratsimandrava war sofort tot, und ebenso wurden zwei Gendarme getötet.
Die Nachricht wurde erst einige Stunden später durch den Staatsminister General Gilles Andriamahazo im Rundfunk bekanntgegeben, der erklärte, er spreche in seiner Eigenschaft als Präsident eines neu gebildeten „Nationalen Militärführungs-Komitees" Er appellierte an die Bevölkerung Ruhe zu bewahren und die nationale Einigkeit zu erhalten. Über das Attentat sei eine Untersuchung eingeleitet worden. Über die Insel wurde das Standrecht und ein Nachtausgehverbot verhängt. Der Rundfunk spielte nach der Erklärung des neuen Staatschefs nur militärische Marschmusik.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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