Vor 50 Jahren
1975-01-21
AUF DEM WEG ZUR UNABHÄNGIGKEIT
Ondangwa – Das Wahlergebnis von Owambo ist bisher nicht bekannt. Bekannt ist lediglich die hohe Wahlbeteiligung. Chefminister Filemon Elifas ist der felsenfesten Überzeugung, dass die bisherige Regierung aus den jüngsten Wahlen als einwandfreie Siegerin hervorgegangen ist. 35 Abgeordnete sind bereits ernannt, 42 Abgeordnete müssen durch Stimmenauszählung festgestellt werden. Es gilt als sicher, das die bisherige Regierung eine solide Mehrheit haben wird. Von dieser Basis ausgehend, erklärte Elifas gestern, die Wahl habe Owambo auf den Weg zur vollen Unabhängigkeit gebracht. Die Regierung von Owambo sei jetzt in der Lage, wahre Repräsentanten zur Teilnahme an den Gesprächen über die Zukunft Südwestafrikas zu entsenden. Verner plane die Regierung den Ministerpräsidenten um eine Unterredung zu bitten. Dabei soll die Rolle, die Owambo in der südwestafrikanischem Gesamtsituation spielen soll, durchgesprochen werden. Es wird angenommen, dass die Owambo-Regierung bitten wird, nach dem Vorbild der Transkei in möglichst naher Zukunft die Unabhängigkeit zu erhalten.
Chefminister Elifas erklärte, das Volk von Owambo habe der Regierung das Mandat gegeben, mit ihrer Entwicklungsarbeit fortzufahren.
PRÄSIDENT KAUNDA ÜBT AUF ANC DRUCK AUS
Lusaka – ANC-Führer, die von den Gesprächen in Mbala in Nord-Sambia und Lusaka nach Salisbury zurückgekehrt sind, wollen über den Inhalt der Verhandlungen in Sambia nichts verlauten lassen. Es gilt jedoch als sicher, dass Präsident Kaunda auf die ANC-Führer erheblichen Druck zwecks Beendigung der Feindseligkeiten in Nord-Rhodesien ausgeübt hat. Die Einstellung der Feindseligkeiten und die Entlassung der politischen Gefangenen sind die beiden Hauptpunkte, die das Zustandekommen von Verfassungsverhandlungen verzögern. Zwischen dem ANC und der rhodesischen Regierung sind bereits Kontakte fiber die Verfassungsgespräche aufgenommen worden. Die Voraussetzungen für die Festlegung eines Datums sind die Einstellung der Feindseligkeiten und die Entlassung aller politischen Gefangenen. Rhodesien hat die Entlassungen gestoppt; nachdem die Feindseligkeiten von den Guerillas nicht eingestellt wurden.
ERZBISCHOF MAKARIOS GEHT AUF DIE STRASSE
Nikosia – Präsident Erzbischof Makarios begab sich am Montag auf die Straße, um schweren Demonstrationen griechischer Zyprioten gegen die amerikanische und britische Politik auf Zypern Einhalt zu gebieten. Er forderte die Demonstranten auf, die Angriffe auf die diplomatischen Vertretungen einzustellen. Das dramatische Erscheinen des Erzbischofs, der mit einem Konvoi von Autos eintraf, sich aber dann zu Fuss unter die Demonstranten begab, erfolgte nach Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Das amerikanische Informationsbüro war abgeriegelt worden, doch wurde versucht, auf der Rückseite Feuer zu legen. Es gelang aber den Demonstranten nicht, in das Gebäude einzudringen, wo sich auch die amerikanische Bibliothek befindet. Dagegen wurde das Glas der Haupttüre eingeschlagen. Der Kampf zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten dauerte endete erst mit dem Erscheinen des Erzbischofs.
GEISELN GERETTET
Paris – Die von arabischen Terroristen in einer Toilette auf dem Flugplatz von Orly festgehaltenen zehn Geiseln wurden nach 17 Stunden freigelassen. Die Terroristen verließen daraufhin den Flughafen mit einem französischen Flugzeug, und flogen einem unbestimmten Ziel entgegen. Die befreiten Geiseln litten unter Schock und wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Ihr Gesundheitszustand wurde jedoch als befriedigend bezeichnet. Wie berichtet wird, hatte der französische Innenminister mit dem ägyptischen Botschafter wegen der Freilassung der Geiseln unterhandelt.
Inzwischen ist die Nachricht aus Rom eingetroffen, dass ein Notzustand auf dem internationalen Leonardo da Vinci-Flughafen angekündigt ist, nachdem das französische Flugzeug vom Typ Boeing 707 mit den drei arabischen Terroristen an Bard um Landeerlaubnis gebeten hatte. Soldaten und Scharfschützen wurden in Schlüsselpositionen eingesetzt. Das Flugzeug landete jedoch nicht dort, sondern flog weiter nach Bagdad. Wie berichtet wird, erhielten die Terroristen dort Landeerlaubnis, da sie sich als französisches Transportflugzeug ausgaben. Nach ihrem Abflug aus Bagdad wurde ihnen die Landeerlaubnis auf den Flughäfen von Kairo, Luxor, Jeddah und Aden verweigert. Inzwischen sind die Terroristen abermals in Bagdad gelandet, und wie verlautet sollen sie sich freiwillig übergeben haben.
SÜDWESTAFRIKA BLEIBT VORLÄUFIG AUSGEKLAMMERT
London – Südwestafrika bleibt vorläufig aus den Verhandlungen über eine Détente im südlichen Afrika, heraus. Dies berichten diplomatische Kreise in London. Bei den Entspannungsbemühungen will man sich zunächst auf Rhodesien beschränken. Eine Lösung der Südwestafrikafrage ist allerdings eng mit der Détente-Politik im südlichen Afrika verbunden. Ursprünglich soll die Absicht bestanden haben, die Südwestafrikafrage zusammen mit der Rhodesienfrage zu lösen. Als Sambia die Kontakte mit den rhodesischen Nationalisten-Bewegungen im Hinblick auf eine Entspannung aufnahm, soll den Rhodesiern gesagt worden sein, dass die Unabhängigkeit für Südwestafrika teil der Gesamtkonzeption des Entspannungsprogramms sei. Die rhodesischen Nationalisten verstanden dies so, dass die Rhodesienfrage und Südwestafrikafrage gemeinsam und voneinander abhängig abgehandelt werden sollten. Hier ist inzwischen, wie in London festgestellt wird, eine entscheidende Veränderung eingetreten, die kaum wieder rückgängig gemacht werden kann.
Ondangwa – Das Wahlergebnis von Owambo ist bisher nicht bekannt. Bekannt ist lediglich die hohe Wahlbeteiligung. Chefminister Filemon Elifas ist der felsenfesten Überzeugung, dass die bisherige Regierung aus den jüngsten Wahlen als einwandfreie Siegerin hervorgegangen ist. 35 Abgeordnete sind bereits ernannt, 42 Abgeordnete müssen durch Stimmenauszählung festgestellt werden. Es gilt als sicher, das die bisherige Regierung eine solide Mehrheit haben wird. Von dieser Basis ausgehend, erklärte Elifas gestern, die Wahl habe Owambo auf den Weg zur vollen Unabhängigkeit gebracht. Die Regierung von Owambo sei jetzt in der Lage, wahre Repräsentanten zur Teilnahme an den Gesprächen über die Zukunft Südwestafrikas zu entsenden. Verner plane die Regierung den Ministerpräsidenten um eine Unterredung zu bitten. Dabei soll die Rolle, die Owambo in der südwestafrikanischem Gesamtsituation spielen soll, durchgesprochen werden. Es wird angenommen, dass die Owambo-Regierung bitten wird, nach dem Vorbild der Transkei in möglichst naher Zukunft die Unabhängigkeit zu erhalten.
Chefminister Elifas erklärte, das Volk von Owambo habe der Regierung das Mandat gegeben, mit ihrer Entwicklungsarbeit fortzufahren.
PRÄSIDENT KAUNDA ÜBT AUF ANC DRUCK AUS
Lusaka – ANC-Führer, die von den Gesprächen in Mbala in Nord-Sambia und Lusaka nach Salisbury zurückgekehrt sind, wollen über den Inhalt der Verhandlungen in Sambia nichts verlauten lassen. Es gilt jedoch als sicher, dass Präsident Kaunda auf die ANC-Führer erheblichen Druck zwecks Beendigung der Feindseligkeiten in Nord-Rhodesien ausgeübt hat. Die Einstellung der Feindseligkeiten und die Entlassung der politischen Gefangenen sind die beiden Hauptpunkte, die das Zustandekommen von Verfassungsverhandlungen verzögern. Zwischen dem ANC und der rhodesischen Regierung sind bereits Kontakte fiber die Verfassungsgespräche aufgenommen worden. Die Voraussetzungen für die Festlegung eines Datums sind die Einstellung der Feindseligkeiten und die Entlassung aller politischen Gefangenen. Rhodesien hat die Entlassungen gestoppt; nachdem die Feindseligkeiten von den Guerillas nicht eingestellt wurden.
ERZBISCHOF MAKARIOS GEHT AUF DIE STRASSE
Nikosia – Präsident Erzbischof Makarios begab sich am Montag auf die Straße, um schweren Demonstrationen griechischer Zyprioten gegen die amerikanische und britische Politik auf Zypern Einhalt zu gebieten. Er forderte die Demonstranten auf, die Angriffe auf die diplomatischen Vertretungen einzustellen. Das dramatische Erscheinen des Erzbischofs, der mit einem Konvoi von Autos eintraf, sich aber dann zu Fuss unter die Demonstranten begab, erfolgte nach Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Das amerikanische Informationsbüro war abgeriegelt worden, doch wurde versucht, auf der Rückseite Feuer zu legen. Es gelang aber den Demonstranten nicht, in das Gebäude einzudringen, wo sich auch die amerikanische Bibliothek befindet. Dagegen wurde das Glas der Haupttüre eingeschlagen. Der Kampf zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten dauerte endete erst mit dem Erscheinen des Erzbischofs.
GEISELN GERETTET
Paris – Die von arabischen Terroristen in einer Toilette auf dem Flugplatz von Orly festgehaltenen zehn Geiseln wurden nach 17 Stunden freigelassen. Die Terroristen verließen daraufhin den Flughafen mit einem französischen Flugzeug, und flogen einem unbestimmten Ziel entgegen. Die befreiten Geiseln litten unter Schock und wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Ihr Gesundheitszustand wurde jedoch als befriedigend bezeichnet. Wie berichtet wird, hatte der französische Innenminister mit dem ägyptischen Botschafter wegen der Freilassung der Geiseln unterhandelt.
Inzwischen ist die Nachricht aus Rom eingetroffen, dass ein Notzustand auf dem internationalen Leonardo da Vinci-Flughafen angekündigt ist, nachdem das französische Flugzeug vom Typ Boeing 707 mit den drei arabischen Terroristen an Bard um Landeerlaubnis gebeten hatte. Soldaten und Scharfschützen wurden in Schlüsselpositionen eingesetzt. Das Flugzeug landete jedoch nicht dort, sondern flog weiter nach Bagdad. Wie berichtet wird, erhielten die Terroristen dort Landeerlaubnis, da sie sich als französisches Transportflugzeug ausgaben. Nach ihrem Abflug aus Bagdad wurde ihnen die Landeerlaubnis auf den Flughäfen von Kairo, Luxor, Jeddah und Aden verweigert. Inzwischen sind die Terroristen abermals in Bagdad gelandet, und wie verlautet sollen sie sich freiwillig übergeben haben.
SÜDWESTAFRIKA BLEIBT VORLÄUFIG AUSGEKLAMMERT
London – Südwestafrika bleibt vorläufig aus den Verhandlungen über eine Détente im südlichen Afrika, heraus. Dies berichten diplomatische Kreise in London. Bei den Entspannungsbemühungen will man sich zunächst auf Rhodesien beschränken. Eine Lösung der Südwestafrikafrage ist allerdings eng mit der Détente-Politik im südlichen Afrika verbunden. Ursprünglich soll die Absicht bestanden haben, die Südwestafrikafrage zusammen mit der Rhodesienfrage zu lösen. Als Sambia die Kontakte mit den rhodesischen Nationalisten-Bewegungen im Hinblick auf eine Entspannung aufnahm, soll den Rhodesiern gesagt worden sein, dass die Unabhängigkeit für Südwestafrika teil der Gesamtkonzeption des Entspannungsprogramms sei. Die rhodesischen Nationalisten verstanden dies so, dass die Rhodesienfrage und Südwestafrikafrage gemeinsam und voneinander abhängig abgehandelt werden sollten. Hier ist inzwischen, wie in London festgestellt wird, eine entscheidende Veränderung eingetreten, die kaum wieder rückgängig gemacht werden kann.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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