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Vor 50 Jahren
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Vor 50 Jahren

1975-01-17
HEKTISCHE DIPLOMATISCHE WOCHENEND-AKTIVITÄT

London/Lusaka – Während des vergangenen Wochenendes herrschte fieberhafte diplomatische Aktivität in London, Salisbury und in Mbala in Nord-Sambia. In Mbala trafen überraschend die Präsidenten von Sambia und Tansania sowie der Außenminister Botswanas mit schwarzen rhodesischen Nationalistenführer zusammen. Einzelheiten über die Gespräche wurden nicht bekanntgegeben. Es gilt jedoch als sicher, dass die Frage des Waffenstillstandes in Rhodesien im Vordergrund der Diskussionen gestanden hat. Der amtierende Präsident des ANC, Dr. Elliott Gabellah, wollte sich nach seiner Rückkehr aus Mbala über Einzelheiten nicht auslassen. Es sickerte jedoch durch, dass eine der drei militanten rhodesischen Bewegungen, die sich jetzt offiziell dem ANC angeschlossen haben, Schwierigkeiten hat, ihre Terroristen zum Niederlegen der Waffen zu veranlassen.



ÜBERFALL AUF DEN PARISER FLUGHAFEN ORLY

Paris – Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche wurde auf dem Pariser Flughafen Orly versucht, israelische Flugzeuge beim Start anzugreifen. Der erste Anschlag misslang, doch wurde dabei ein jugoslawisches Flugzeug beschädigt. Beim zweiten Angriff wurde, wie der Regierungspräfekt Jean Vaudeville erklärte, ein Terrorist beobachtet, wie er auf der Terrasse eine Waffe gegen ein El-Al-Flugzeug vom Typ Boeing 747 richtete, das startbereit zum Flug nach Tel Aviv war. Ein Polizist schoß aus einem Maschinengewehr auf ihn, doch traf er den Terroristen nicht, der in die Haupthalle floh und zwei Granaten zur Explosion brachte. Etwa zwanzig Personen wurden verletzt, davon acht schwer, als ein zweiter Terrorist erschien, der ebenfalls Schüsse abgab und eine Frau und ein Kind als Geiseln festnahm. Daraufhin verbarrikadierten sich die beiden Araber mit den Geiseln im Toilettenraum. Wie die Polizei mitteilte, gehören die beiden Terroristen einer Organisation an, die sich „Mohammed Boudia Commando" nennt – nach dem Namen eines vor zwei Jahren in Paris getöteten Palästiner.

Heute früh gingen zwei Schüsse los, wodurch die Spiegel zertrümmert wurden, die die Polizei zur Beobachtung aufgestellt hatte. Ein arabischsprechender Übersetzer fragte an der Türe, ob die Attentäter und ihre Geiseln hungrig seien. Sie antworteten nein and erklärten, ihre Geiseln müssten ihr Schicksal teilen. Auf einem Zettel verlangten sie, dass bis heute früh eine Boeing 707 mit Besatzung zur Verfolgung gestellt werde. Andere Forderungen wurden nicht gestellt. Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte, es stehe bis jetzt kein Flugzeug bereit, und die Hauptaufgabe der Polizei bestehe darin, die Geiseln zu befreien.



ANTIBRITISCHE DEMONSTRATIONEN

Albert – Etwa 300 griechisch-zypriotische Studenten hielten vor der britischen Botschaft in Athen Nachtwache, um gegen die angeblich protürkische Politik der britischen Regierung auf Zypern zu protestieren. Trotz des Winterwetters saßen die Studenten die ganze Nacht vor der Botschaft. Starke Polizeikräfte überwachten die Studenten. Die Demonstrationen begannen am Samstag, als bekannt wurde, dass türkisch-zypriotische Flüchtlinge im britischen Militärstützpunkt auf Zypern entlassen wurden. Ein britischer Botschaftswagen wurde verbrannt, und in der Botschaft wurden Fenster eingeschlagen and an den Türen Feuer angelegt.



EUTHANASIE

Zürich – Ein führender schweizerischer Mediziner wurde am Wochenende entlassen und wird beschuldigt, aktiv Euthanasie betrieben zu haben, indem er unheilbar-chronisch kranke Patienten sterben ließ. Professor Urs-Peter Hämmerli wird unter Mordanklage gestellt. Der 48-jährige Chef der städtischen Klinik verteidigte seine Haltung; er habe absolutes Vertrauen in das Untersuchungsergebnis.



PETITION ENGLISCHER FRAUEN

London – Etwa 100 englische Frauen, darunter die Schauspielerinnen Lady Peggy Ashcroft and Dorothy Tutin und die Schriftstellerin Iris Murdoch, richteten einen Appel an die Gattin des englischen Premierministers, Harold Wilson, mit den russischen Führern über die Freilassung des Russen Wladimir Bukowskis zu unterhandeln. Der an die Gattin des Premierministers gerichtete Appell wurde begleitet von einem Brief der Mutter des gefangenen Bukowski. Frau Wilson wird ihren Mann auf seiner Reise nach Moskau begleiten.



SCHÜSSE AUF ZWEI LONDONER HOTELS

London – Am Sonntagabend wurden aus einem vorbeifahrenden Auto Schüsse auf das Café des Portman-Hotels im Londoner Westend abgegeben. Vor einem Monat war ein ähnlicher Überfall auf das gegenüberliegende Hotel Churchill unternommen worden. Durch das Maschinengewehrfeuer wurden im Portman-Hotel fünf Personen, vier Frauen und ein Mann, leicht verletzt; sie konnten später aus der Spitalbehandlung entlassen werden. Die Polizei erklärte, es seien mehr als ein Dutzend Schüsse abgegeben worden.

Ein New Yorker Geschäftsmann erklärte, er sei nun bereits zum zweiten Mal dem Maschinengewehrfeuer entronnen, denn er saß auch im Churchill-Hotel, als dort am 14. Dezember Schüsse auf die Hotelhalle abgegeben wurden.

Drei Stunden später wurde das Carbon Tower-Hotel in Belgravia beschossen. Dabei wurden ebenfalls einige Personen verletzt.

Man vermutet, dass die Angreifer zu einer Splittergruppe der IRA gehören. Die IRA hat am Donnerstag den 25-tägigen Waffenstillstand in England und Nordirland beendet.

Bis jetzt haben sich jedoch keine bedeutenden Zwischenfälle ereignet.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-02-18

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