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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1974-10-04
UNZUFRIEDENE FRAUEN

Windhoek – Etwa 70 Frauen strömten gestern in Khomasdal in den Saal, in dem sich Sitzung des Gemeinderates für Khomasdal stattfand. Zeitweise unterbrachen sie die Sitzung. Nur mit Mühe gelang es dem Vorsitzenden David Bezuidenhout und dem Windhoeker Ratsherrn J. Prittwitz, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Schließlich wurde den Frauen gestattet, ihre Beschwerden vorzubringen. Diese richteten sich in erster Linie gegen die Wohnungslage in Khomasdal. Der Wohnraum, so wurde dargestellt, sei bei weitern nicht ausreichend. Zahlreiche Familien mussten in einem Raum hausen. Feiner wurde ein ehemaliger Angestellter der Stadtverwaltung beschuldigt, Bestechungsgelder entgegengenommen zu haben. Den aufgebrachten Frauen wurde zugesagt, dass die Beschwerden geprüft werden und daß man versuchen werde, Abhilfe zu schaffen.

PANAM UND TWA

New York – Pan American World Airways (Panam) und Trans World Airlines (TWA) wollen sich zusammenschließen, so dass außerhalb der Sowjetunion, die grate Luftfahrtgesellschaft der Welt entstehen wurde. Jede Gesellschaft beschäftigt etwa 35 000 Personen, und ein Zusammenschluss wurde wahrscheinlich für Tausende Entlassung bedeuten.

SWAPO IN DER ZWICKMÜHLE

Ondangwa – SWAPO in Owambo befindet sich im Augenblick in der Zwickmühle. Die in Owambo verbliebenen SWAPO-Führer wissen nicht so recht, wie sie auf die Entscheidung der Owamboregierung, Wahlen abzuhalten, am besten reagieren. In Windhoek wurde bereits die Parole ausgegeben, die Wahlen zu boykottieren. SWAPO im Ausland erhebt Anspruch auf ganz Südwestafrika. Auf Grund der Reaktion auf die Initiative der Nationalen Partei muss damit gerechnet werden, dass SWAPO im Ausland ebenfalls den Wahlboykott propagieren wird. Problematischer liegen die Dinge in Owambo selbst. Nachdem etwa 3 000 SWAPO-Sympathisanten das Land verlassen haben, ist man nicht sicher, ob der Wahlboykott erfolgreich durchgeführt werden kann. Ferner besteht jetzt die Aussicht, dass die traditionellen Führer überstimmt werden, weil die gewählten Abgeordneten in der Mehrzahl sind. Insbesondere dieser Schritt hat das Interesse an den Wahlen stark belebt. Es hat den Anschein, als ob Ovambos, die die vergangenen Wahlen boykottiert haben, jetzt Interesse haben, sich selbst als Kandidaten aufstellen zu lassen.

ERDBEBENKATASTROPHE IN PERU

Lima – Peru wurde am Donnerstagvormittag von einem schweren Erdbeben heimgesucht, wobei, soweit bis jetzt bekannt ist, 32 Personen ums Leben kamen, mehr als 210 verletzt wurden and großer Sachschaden entstand. Der Fischereihafen Canete, 120 Kilometer südlich von Lima, hat am meisten gelitten. Dort wurden fünf Personen getötet, 38 verletzt, und etwa 100 leiden unter Schock. Etwa 60 Prozent der Häuser sind zerstört worden, darunter das Polizeihauptquartier. In der Hafenstadt El Callao bei Lima stürzte ein Getreidesilo ein und begrub mindestens drei Personen unter sich. Alle Schiffe stießen in See, um Flutwellen zu entgehen. Etwa die Hälfte der Stadt Lurin, 40 Kilometer südlich von Lima, wurde zerstört. Auch in Lima entstanden beträchtliche Schäden.

SICHERUNG DES LINKSKURSES IN PORTUGAL

Lissabon – Etwa 150 Armeeoffiziere wählten am Donnerstag die Nachfolger Spinolas und eines konservativen Generals in die aus sieben Mitgliedern bestehende Militärjunta. Die Namen werden erst nächste Woche bekanntgegeben, nachdem der Staatsrat seine Zustimmung gegeben hat. Zwei weitere Mitglieder werden noch von der Luftwaffe gewählt. Über die Wahl der beiden Armeevertreter wurde während zwei Tagen hinter verschlossenen Türen diskutiert.

In der neuen Junta werden keine konservativen Persönlichkeiten mehr vertreten sein, so dass der ausgesprochene Linkskurs garantiert ist.

Der neue Präsident General Francisco da Costa Gomes hat seine Machtstellung gefestigt, indem er sein früheres Amt als Armee-Generalstabschef beibehält. Aber auch Ministerpräsident Vasco Gonsalves erweiterte seinen Machtbereich, indem er das Verteidigungs- und das Informationsministerium persönlich übernahm, die vorher von engen Anhängern Spinolas verwaltet wurden. Die Linke hat damit in Portugal einen vollständigen Sieg errungen, und alle Konservativen sind jetzt aus den einfallsreichen Posten entfernt. Außerdem sind 140 rechtsstehende Personen verhaftet worden.

SÜDAFRIKA VERFOLGT DIE WEICHE WELLE

New York – Die Generalversammlung der Vereinten Nati0rten bewilligte gestern etwa 80 000 Rand, um sogenannten die „Befreinungsversionen“ Möglichkeit zu geben, an den Komitee Debatten über Südafrika, Rhodesien, Südwestafrika und die portugiesischen Gebiete in Afrika teilzunehmen. Dieser Tagesordnungspunkt war eingeschoben worden, um Südafrika aus den Vereinten Nationen zu drängen. Der Plan der schwarzafrikanischen militanten Staaten war, Südafrika im Hinblick auf die Zurückweisung der Beglaubigungsschreiben durch die Generalversammlung die Teilnahme an der Debatte und Abstimmung aber die Einladung an „Befreiungsbewegungen“ unmöglich zu machen. Südafrika ging der Herausforderung aus dem Wege. Die Sitze der südafrikanischen Delegation im Plenarsaal waren leer, als der Tagesordnungspunkt aufgerufen wurde.

Bevor die Generalversammlung 80 000 Rand an Reisen und Aufenthaltskosten für zehn „Befreiungsbewegungen“ bewilligte, saß lediglich der Botschaftsrat V. R. Steward von der südafrikanischen UNO-Botschaft im Plenarsaal. Unmittelbar bevor die Frage der Finanzierung der „Befreiungsbewegungen" erörtert wurde, nahm Steward die Papiere, die vor ihm lagen, auf, steckte sie in seine Aktentasche und verließ Iangsamen Schrittes den Saal. In den Wandelgängen wurde er von ausländischen Diplomaten beglückwünscht.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-02-19

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