Vor 50 Jahren
1974-08-16
DEUTSCHE LEHRER IN SWA PROTESTIEREN
Windhoek – Deutsche Lehrer in Südwestafrika, die von der deutschen Regierung hierher vermittelt worden sind, haben in einem Schreiben an die AZ gegen gewisse Äußerungen des Leiters der Deutschen Bürgerinitiative, Dr. Manfred Roeder, protestiert. Rechtsanwalt Dr. Manfred Roeder hatte u. a. geschrieben: „Es wurde die schärfste Abrechnung mit dem antideutschen Bonner Regime, unter dem gerade die Südwester Deutschen besonders zu leiden haben, da Bonn ständig versucht, deutsche Schulpolitik in Südwest zu zerschlagen, indem es ausgesucht marxistische und pornographische Lehrer an die deutschen Schulen schickt." Die Lehrer wenden sich gegen die Attribute „ausgesucht marxistisch" und „pornographisch", die der Bundesregierung, bzw. den Lehrern selbst unterstellt werden. Die AZ veröffentlicht die Protesterklärung der Lehrer im Wortlaut auf Seite 5.
Gleichzeitig mit dem Protest der Lehrer veröffentlicht die AZ eine Bestätigung des Ehepaares Martin und Thea Hälbich aus Karibib, in der festgestellt wird, dass die Äußerungen des Rechtsanwalts Roeder, wie sie von der AZ in den sieben Punkten berichtet worden sind, tatsächlich gefallen sind. Das Ehepaar Hälbich verweist sogar darauf, dass Proteste gegen die Äußerungen Roeders von diesem in dem Gespräch zurückgewiesen wurden.
DIE FARBIGEN UND DIE WEISSEN
Windhoek – Ein Antrag im Gemeinderat von Khomasdal, Weiße aus der Farbigensiedlung herauszuhalten, wurde gestern zurückgezogen. Der Vorsitzende des Gemeinderates, D. Bezuidenhout, erklärte jedoch, man sollte der Frage Beachtung schenken, wie jener rückständige Typ von Weißen aus der Siedlung herausgehalten werden könne, der nur am Freitagabend nach Khomasdal komme, um das Gesetz zu brechen. F. S. Ferris meinte ebenfalls, es solle etwas getan werden, um unerwünschte Elemente von Khomasdal fernzuhalten. Der Stadtsekretär von Windhoek W. J. Kotze sprach zu dem Rat und stimmte zu, dass schwächere Charaktertypen nicht in die Siedlung hineingelassen und aufgefordert werden sollten, die Räumlichkeiten zu verlassen. Wenn der Aufforderung nicht Folge geleistet wurde, sollte die Polizei gerufen werden.
ARBEITER FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT
Windhoek – Der Vorsitzende der landwirtschaftlichen Arbeitgebervereinigung von Südwestafrika, S. G. Vilonel, machte auf dem SWALU-Kongress interessante Ausführungen über die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in der Landwirtschaft. Mit der Entwicklung der Infrastruktur Südwestafrikas werde eine stets zunehmende Konkurrenz zwischen der Landwirtschaft, der Industrie und dem Bergbau hinsichtlich der Beschaffung von Arbeitskräften entstehen. Der Farmer werde gezwungen, mit der Industrie hinsichtlich der Löhne und konkurrieren. Der Farmer könne dies allerdings nur tun, wenn es für ihn wirtschaftlich möglich und lohnend ist. Der Arbeitnehmer müsse verstehen, dass die Hautfarbe allein nicht höhere Löhne rechtfertige. Wer höhere Löhne haben wolle, müsse griffigere Verantwortung tragen und produktiver sein. Der Farmer sei in der Lage, einem produktiven und verantwortungsbewussten Arbeiter einen höheren Lohn zu zahlen und eine bessere Unterbringung zu gewahren.
EIN DRITTEL ZYPERNS BESETZT
Nikosia/Athen – Nach dem Zusammenbruch der Genfer Friedenskonferenz gingen die Türken am Mittwoch von neuem zum Angriff über und drangen mit Landtruppen und Panzerwagen unter Flugzeugdeckung nach der Hauptstadt Nikosia vor und umzingelten oder besetzten die Hafenstadt Famagusta. Der Flughafen von Nikosia wurde besetzt. Auf der Straße von Nikosia nach Larnaka bombardierte ein türkischer Düsenjäger einen Jeep, wobei drei österreichische UNO-Soldaten getötet wurden. Bei den Kämpfen um den Flughafen wurden 17 finnische und vier britische UNO-Soldaten verletzt. UNO-Generalsekretär Dr. Kurt Waldheim hat sofort bei der türkischen Regierung Protest eingelegt, die sich entschuldigte und ihr Beileid aussprach.
In Athen erklärte Ministerprasident Konstantin, dass eine griechische militärische Intervention auf Zypern nicht möglich sei und Griechenland resigniert zusehen müsse, was sich auf der Insel abspiele, wo sich die griechischen Zyprioten selber verteidigen müssten. Zwei Gründe seien für den Entschluss, nicht zu intervenieren, maßgebend: die grolle Entfernung (Zypern ist 800 Kilometer vom griechischen Festland, aber nur 60 Kilometer von der Türkei entfernt), die eine Intervention zu einem gefährlichen Unternehmen gestalte, sowie die Gefahr, dal3 Griechenland in einen Krieg an der thrakischen Grenze verwickelt werden konnte.
DEMONSTRATION IN LISSABON
Lissabon – Bei einer Demonstration für die Unabhängigkeit Angolas auf einem der Hauptplätze in Lissabon bewarf die Menge die Polizeiwagen mit Steinen, worauf die Polizei gegen die Menge schoss, wobei ein Nichtdemonstrant getötet und vier Personen verletzt wurden. Die Zeitung „Diario de Lisboa" bezeichnet den Zwischenfall als „schwarze Nacht des Faschismus", und die sozialistische „Republica" schreibt, die Polizei habe das Feuer aus „bewusster Nachlässigkeit" eröffnet.
In Luanda wurden die Feiern für den Jahrestag der Wiedereroberung Luandas im Jahre 1648 – Luanda war vorher von Holländern besetzt worden – abgesagt. Wie ein Sprecher des Oberkommandos erklärte, fanden im Süden Angolas Besprechungen zwischen portugiesischen Offizieren und Vertretern der „Volksbewegung für die Befreiung Angolas" statt.
LETZTE MEDLUNG
Windhoek – Die in der gestrigen Ausgabe der Allgemeinen Zeitung angekündigte Preiserhöhung für Butter gilt nicht für Südwestafrika. In der Republik Südafrika steigt der Butterpreis ab heute um 10 Cent per 500 Gramm. In Südwestafrika bleibt der 1. Grad Butterpreis unverändert 54 Cent per 500 Gramm. Wie der Molkereibeirat von Südwestafrika erklärt, wird sich der Butterpreis in absehbarer Zukunft für Südwestafrika nicht ändern, doch wird die Butterknappheit in Südwestafrika noch von einiger Dauer sein.
Windhoek – Deutsche Lehrer in Südwestafrika, die von der deutschen Regierung hierher vermittelt worden sind, haben in einem Schreiben an die AZ gegen gewisse Äußerungen des Leiters der Deutschen Bürgerinitiative, Dr. Manfred Roeder, protestiert. Rechtsanwalt Dr. Manfred Roeder hatte u. a. geschrieben: „Es wurde die schärfste Abrechnung mit dem antideutschen Bonner Regime, unter dem gerade die Südwester Deutschen besonders zu leiden haben, da Bonn ständig versucht, deutsche Schulpolitik in Südwest zu zerschlagen, indem es ausgesucht marxistische und pornographische Lehrer an die deutschen Schulen schickt." Die Lehrer wenden sich gegen die Attribute „ausgesucht marxistisch" und „pornographisch", die der Bundesregierung, bzw. den Lehrern selbst unterstellt werden. Die AZ veröffentlicht die Protesterklärung der Lehrer im Wortlaut auf Seite 5.
Gleichzeitig mit dem Protest der Lehrer veröffentlicht die AZ eine Bestätigung des Ehepaares Martin und Thea Hälbich aus Karibib, in der festgestellt wird, dass die Äußerungen des Rechtsanwalts Roeder, wie sie von der AZ in den sieben Punkten berichtet worden sind, tatsächlich gefallen sind. Das Ehepaar Hälbich verweist sogar darauf, dass Proteste gegen die Äußerungen Roeders von diesem in dem Gespräch zurückgewiesen wurden.
DIE FARBIGEN UND DIE WEISSEN
Windhoek – Ein Antrag im Gemeinderat von Khomasdal, Weiße aus der Farbigensiedlung herauszuhalten, wurde gestern zurückgezogen. Der Vorsitzende des Gemeinderates, D. Bezuidenhout, erklärte jedoch, man sollte der Frage Beachtung schenken, wie jener rückständige Typ von Weißen aus der Siedlung herausgehalten werden könne, der nur am Freitagabend nach Khomasdal komme, um das Gesetz zu brechen. F. S. Ferris meinte ebenfalls, es solle etwas getan werden, um unerwünschte Elemente von Khomasdal fernzuhalten. Der Stadtsekretär von Windhoek W. J. Kotze sprach zu dem Rat und stimmte zu, dass schwächere Charaktertypen nicht in die Siedlung hineingelassen und aufgefordert werden sollten, die Räumlichkeiten zu verlassen. Wenn der Aufforderung nicht Folge geleistet wurde, sollte die Polizei gerufen werden.
ARBEITER FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT
Windhoek – Der Vorsitzende der landwirtschaftlichen Arbeitgebervereinigung von Südwestafrika, S. G. Vilonel, machte auf dem SWALU-Kongress interessante Ausführungen über die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in der Landwirtschaft. Mit der Entwicklung der Infrastruktur Südwestafrikas werde eine stets zunehmende Konkurrenz zwischen der Landwirtschaft, der Industrie und dem Bergbau hinsichtlich der Beschaffung von Arbeitskräften entstehen. Der Farmer werde gezwungen, mit der Industrie hinsichtlich der Löhne und konkurrieren. Der Farmer könne dies allerdings nur tun, wenn es für ihn wirtschaftlich möglich und lohnend ist. Der Arbeitnehmer müsse verstehen, dass die Hautfarbe allein nicht höhere Löhne rechtfertige. Wer höhere Löhne haben wolle, müsse griffigere Verantwortung tragen und produktiver sein. Der Farmer sei in der Lage, einem produktiven und verantwortungsbewussten Arbeiter einen höheren Lohn zu zahlen und eine bessere Unterbringung zu gewahren.
EIN DRITTEL ZYPERNS BESETZT
Nikosia/Athen – Nach dem Zusammenbruch der Genfer Friedenskonferenz gingen die Türken am Mittwoch von neuem zum Angriff über und drangen mit Landtruppen und Panzerwagen unter Flugzeugdeckung nach der Hauptstadt Nikosia vor und umzingelten oder besetzten die Hafenstadt Famagusta. Der Flughafen von Nikosia wurde besetzt. Auf der Straße von Nikosia nach Larnaka bombardierte ein türkischer Düsenjäger einen Jeep, wobei drei österreichische UNO-Soldaten getötet wurden. Bei den Kämpfen um den Flughafen wurden 17 finnische und vier britische UNO-Soldaten verletzt. UNO-Generalsekretär Dr. Kurt Waldheim hat sofort bei der türkischen Regierung Protest eingelegt, die sich entschuldigte und ihr Beileid aussprach.
In Athen erklärte Ministerprasident Konstantin, dass eine griechische militärische Intervention auf Zypern nicht möglich sei und Griechenland resigniert zusehen müsse, was sich auf der Insel abspiele, wo sich die griechischen Zyprioten selber verteidigen müssten. Zwei Gründe seien für den Entschluss, nicht zu intervenieren, maßgebend: die grolle Entfernung (Zypern ist 800 Kilometer vom griechischen Festland, aber nur 60 Kilometer von der Türkei entfernt), die eine Intervention zu einem gefährlichen Unternehmen gestalte, sowie die Gefahr, dal3 Griechenland in einen Krieg an der thrakischen Grenze verwickelt werden konnte.
DEMONSTRATION IN LISSABON
Lissabon – Bei einer Demonstration für die Unabhängigkeit Angolas auf einem der Hauptplätze in Lissabon bewarf die Menge die Polizeiwagen mit Steinen, worauf die Polizei gegen die Menge schoss, wobei ein Nichtdemonstrant getötet und vier Personen verletzt wurden. Die Zeitung „Diario de Lisboa" bezeichnet den Zwischenfall als „schwarze Nacht des Faschismus", und die sozialistische „Republica" schreibt, die Polizei habe das Feuer aus „bewusster Nachlässigkeit" eröffnet.
In Luanda wurden die Feiern für den Jahrestag der Wiedereroberung Luandas im Jahre 1648 – Luanda war vorher von Holländern besetzt worden – abgesagt. Wie ein Sprecher des Oberkommandos erklärte, fanden im Süden Angolas Besprechungen zwischen portugiesischen Offizieren und Vertretern der „Volksbewegung für die Befreiung Angolas" statt.
LETZTE MEDLUNG
Windhoek – Die in der gestrigen Ausgabe der Allgemeinen Zeitung angekündigte Preiserhöhung für Butter gilt nicht für Südwestafrika. In der Republik Südafrika steigt der Butterpreis ab heute um 10 Cent per 500 Gramm. In Südwestafrika bleibt der 1. Grad Butterpreis unverändert 54 Cent per 500 Gramm. Wie der Molkereibeirat von Südwestafrika erklärt, wird sich der Butterpreis in absehbarer Zukunft für Südwestafrika nicht ändern, doch wird die Butterknappheit in Südwestafrika noch von einiger Dauer sein.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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