Vor 50 Jahren
1974-04-26
GENERÄLE REGIEREN IN PORTUGAL
Lissabon – General Antonio de Spinola, der im vergangenen Monat als stellvertretender Generalstabschef der portugiesischen Wehrmacht wegen seiner Kritik an der Regierung abgesetzt worden war, übernahm gestern in Lissabon die Regierung. Ministerpräsident Dr. Caetano, der im Zuge des Putsches der Bewegung der bewaffneten Streitkräfte in einer Kaserne in Lissabon Zuflucht gesucht hatte, soll in der belagerten Kaserne General Spinola gebeten haben, die Macht im Staate zu übernehmen. Es soll dabei zu einem Gespräch zwischen Caetano und dem General gekommen sein, in dem General Spinola gesagt haben soll: „Ich bin nicht der Führer der Bewegung, ich muss ein Mandat von den Führern der Bewegung haben." In den frühen Morgenstunden des heutigen Tages erschien der General erstmalig in Portugal auf dem Fernsehschirm als „Führer der Junta der nationalen Rettung".
Mit ihm im Fernsehen zeigten sich General Costa Gomez, der ehemalige Generalstabschef, der zusammen mit General Spinola abgesetzt worden war, sowie vier andere Generale. Ein weiterer Putschgeneral, Manuel Diego Neto, wurde als abwesend entschuldigt. Er soll sich in Übersee befinden, hieß es.
Präsident Admiral Thomaz, Ministerpräsident Dr. Caetano und vier weitere Kabinettsmitglieder wurden gestern mit einem Flugzeug der Luftwaffe ins Exil nach Madeira geflogen.
NICHTWEISSE UND AUSLANDSINVESTITIONEN
London – Der Protest in Britannien und anderen westlichen Ländern gegen Investitionen im südlichen Afrika würde von den örtlichen afrikanischen Führern nicht unterstützt, sagte Sir Val Duncan, der Vorsitzende der Rio-Tinto-Zink-Gesellschaft gestern in London. Während er den Jahresbericht der Gesellschaft kommentierte, meinte er, es gebe eine „beträchtliche Zweiteilung" zwischen wohlmeinenden Gruppen im Westen einerseits und den Wünschen der afrikanischen Bewohner der betroffenen Lander andererseits. Viele afrikanische Führer würden entsetzt auf einen Rückzug der südafrikanischen Operationen der Rio-Tinto-Gruppe reagieren.
MILCH WEITERHIN ABKOCHEN
Windhoek – Auch weiterhin müssen Verbraucher, die ihre Milch von der Windhoeker Molkerei beziehen, darauf achten, dass die Milch vor Gebrauch gekocht wird. Der Gesundheitsbeamte der Stadt, P. Redelinghuys, weist darauf hin, dass eine offizielle Erklärung veröffentlicht wird, sobald die Milch wieder pasteurisiert ist und den gesetzlichen Mindestvoraussetzungen genügt.
EUROPÄISCHE INVESTITION IM KAP
Kapstadt – Eine südafrikanische Grundstückserschließungsfirma, Roundcape, hat erfolgreich in Europa für ein neues Bauvorhaben in The Strand, das 5,3 Millionen Rand kosten wird, Kapitalanleihen gemacht. Mit dem Hinweis auf Sicherheit und ständiges Wachstum in Südafrika erreichten die Teilhaber der Firma, zwei Deutsche und ein Südafrikaner, in der Schweiz einen Kredit von 2,6 Millionen Rand. Der Restbetrag von 2,7 Millionen soll von südafrikanischen Kapitalanlegern kommen.
Das neue Projekt der Gruppe ist eine 14-stöckige Terrassenlandschaft, wie man sie aus Ferienzentren der Mittelmeerländer kennt, mit Namen Seegolf. 207 Apartments sollen sich um zwei Einkaufszentren und einige Erholungs- und Unterhaltungsmöglichkeiten gruppieren.
SIMONSTOWN WIRD VERGRÖSSERT
Kapstadt – Der südafrikanische Verteidigungsminister P W. Botha kündigte eine erhebliche Vergrößerung des südafrikanischen Marinehafens Simonstown an. Nach Abschluss dieses Projektes wird die doppelte Anzahl Schiffe über Anlegeplatze verfügen. Die Tender für die Vergrößerung Simonstowns werden im Laufe des heutigen Freitags ausgeschrieben. Es ist das erste Mal, dass eine derartige Vergrößerung des Hafens vorgenommen wird.
NEUE WEINE
Windhoek – Gilbey Distillers and Vintners (Pty) Ltd. führten am Dienstagabend in Windhoek eine geschmacklich neue Reihe ihrer Carafino-Weine von weiß über rosé zu rot vor. Der Wein, der in besonders anziehenden Flaschen verkauft wurde, war offensichtlich geschmacklich nicht so eingeschlagen, wie die Karaffen und Zierflaschen versprachen. Hier ist jetzt eine Änderung eingetreten, und die Gäste der Käse- und Weinparty, die die Produzenten in Windhoeks Country Club veranstalteten, schienen mit der Kostprobe zufrieden zu sein. Die drei Weinsorten, weiß, rosé und rot, sind verlieblicht worden. Der Rotwein, der besonderen Anklang fand, ist jedoch als fast trocken anzusprechen. Jürgen Kriess nahm namens der Südwester Vertretung Tauber & Corssen die Einführung der Weine und der aus Kapstadt gekommenen Produzentenvertreter vor.
MILITÄRCOUP GEGEN MITTERAND?
Paris – Während der linksgerichtete Präsidentschaftskandidat Mitterrand seine Wahlkampagne unter Hochdruck fortsetzt, wird in Paris offen die Möglichkeit eines militärischen Staatsstreiches ähnlich dem in Chile diskutiert, weil die Wahl Mitterands mit großer Wahrscheinlichkeit eine Verfassungskrise nach sich ziehen wird. Die von den Gaullisten geführte Mehrheit im Parlament wird dem linken Kandidaten zweifellos feindlich gegenüberstehen. Die meisten Beobachter glauben jedoch nicht an einen radikalen Staatsstreich, sondern erwarten eher lange, unproduktive Kontroversen zwischen dem konservativen Parlament und einer sozialistischen Regierung, zu der auch fünf oder sechs kommunistische Minister gehören würden. Auch Mitterrand sagt: „Ich glaube nicht, dass unsere Wehrmacht sich zu solchen Aktionen verleiten lassen würde."
SPIONE IM BUNDESKANZLERAMT?
Bonn – Der 47-jährige Günter Guillaume, einer der drei persönlichen politischen Referenten des Bundeskanzlers Willy Brandt, ist am Mittwoch unter dem Verdacht der Spionage für die DDR in seiner Wohnung verhaftet worden. Guillaume ist Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und seit vier Jahren im Bundeskanzleramt tätig. Außerdem sollen seine Frau Christie, zwei ihrer-Kolleginnen aus der hessischen Staatskanzlei und zwei weitere verdächtige Personen, die mit Guillame verwandt sind, verhaftet worden sein. Eine Bestätigung dafür liegt jedoch noch nicht vor. In ersten Erklärungen wird darauf hingewiesen, dass Guillame nicht mit irgendwelchen offiziellen Geheimdokumenten zu tun hatte. Das Innenministerium hingegen fühlte sich berechtigt, diese Verhaftung als „einen schweren Schlag“ für das Spionagenetz der DDR im Westen zu bezeichnen.
Lissabon – General Antonio de Spinola, der im vergangenen Monat als stellvertretender Generalstabschef der portugiesischen Wehrmacht wegen seiner Kritik an der Regierung abgesetzt worden war, übernahm gestern in Lissabon die Regierung. Ministerpräsident Dr. Caetano, der im Zuge des Putsches der Bewegung der bewaffneten Streitkräfte in einer Kaserne in Lissabon Zuflucht gesucht hatte, soll in der belagerten Kaserne General Spinola gebeten haben, die Macht im Staate zu übernehmen. Es soll dabei zu einem Gespräch zwischen Caetano und dem General gekommen sein, in dem General Spinola gesagt haben soll: „Ich bin nicht der Führer der Bewegung, ich muss ein Mandat von den Führern der Bewegung haben." In den frühen Morgenstunden des heutigen Tages erschien der General erstmalig in Portugal auf dem Fernsehschirm als „Führer der Junta der nationalen Rettung".
Mit ihm im Fernsehen zeigten sich General Costa Gomez, der ehemalige Generalstabschef, der zusammen mit General Spinola abgesetzt worden war, sowie vier andere Generale. Ein weiterer Putschgeneral, Manuel Diego Neto, wurde als abwesend entschuldigt. Er soll sich in Übersee befinden, hieß es.
Präsident Admiral Thomaz, Ministerpräsident Dr. Caetano und vier weitere Kabinettsmitglieder wurden gestern mit einem Flugzeug der Luftwaffe ins Exil nach Madeira geflogen.
NICHTWEISSE UND AUSLANDSINVESTITIONEN
London – Der Protest in Britannien und anderen westlichen Ländern gegen Investitionen im südlichen Afrika würde von den örtlichen afrikanischen Führern nicht unterstützt, sagte Sir Val Duncan, der Vorsitzende der Rio-Tinto-Zink-Gesellschaft gestern in London. Während er den Jahresbericht der Gesellschaft kommentierte, meinte er, es gebe eine „beträchtliche Zweiteilung" zwischen wohlmeinenden Gruppen im Westen einerseits und den Wünschen der afrikanischen Bewohner der betroffenen Lander andererseits. Viele afrikanische Führer würden entsetzt auf einen Rückzug der südafrikanischen Operationen der Rio-Tinto-Gruppe reagieren.
MILCH WEITERHIN ABKOCHEN
Windhoek – Auch weiterhin müssen Verbraucher, die ihre Milch von der Windhoeker Molkerei beziehen, darauf achten, dass die Milch vor Gebrauch gekocht wird. Der Gesundheitsbeamte der Stadt, P. Redelinghuys, weist darauf hin, dass eine offizielle Erklärung veröffentlicht wird, sobald die Milch wieder pasteurisiert ist und den gesetzlichen Mindestvoraussetzungen genügt.
EUROPÄISCHE INVESTITION IM KAP
Kapstadt – Eine südafrikanische Grundstückserschließungsfirma, Roundcape, hat erfolgreich in Europa für ein neues Bauvorhaben in The Strand, das 5,3 Millionen Rand kosten wird, Kapitalanleihen gemacht. Mit dem Hinweis auf Sicherheit und ständiges Wachstum in Südafrika erreichten die Teilhaber der Firma, zwei Deutsche und ein Südafrikaner, in der Schweiz einen Kredit von 2,6 Millionen Rand. Der Restbetrag von 2,7 Millionen soll von südafrikanischen Kapitalanlegern kommen.
Das neue Projekt der Gruppe ist eine 14-stöckige Terrassenlandschaft, wie man sie aus Ferienzentren der Mittelmeerländer kennt, mit Namen Seegolf. 207 Apartments sollen sich um zwei Einkaufszentren und einige Erholungs- und Unterhaltungsmöglichkeiten gruppieren.
SIMONSTOWN WIRD VERGRÖSSERT
Kapstadt – Der südafrikanische Verteidigungsminister P W. Botha kündigte eine erhebliche Vergrößerung des südafrikanischen Marinehafens Simonstown an. Nach Abschluss dieses Projektes wird die doppelte Anzahl Schiffe über Anlegeplatze verfügen. Die Tender für die Vergrößerung Simonstowns werden im Laufe des heutigen Freitags ausgeschrieben. Es ist das erste Mal, dass eine derartige Vergrößerung des Hafens vorgenommen wird.
NEUE WEINE
Windhoek – Gilbey Distillers and Vintners (Pty) Ltd. führten am Dienstagabend in Windhoek eine geschmacklich neue Reihe ihrer Carafino-Weine von weiß über rosé zu rot vor. Der Wein, der in besonders anziehenden Flaschen verkauft wurde, war offensichtlich geschmacklich nicht so eingeschlagen, wie die Karaffen und Zierflaschen versprachen. Hier ist jetzt eine Änderung eingetreten, und die Gäste der Käse- und Weinparty, die die Produzenten in Windhoeks Country Club veranstalteten, schienen mit der Kostprobe zufrieden zu sein. Die drei Weinsorten, weiß, rosé und rot, sind verlieblicht worden. Der Rotwein, der besonderen Anklang fand, ist jedoch als fast trocken anzusprechen. Jürgen Kriess nahm namens der Südwester Vertretung Tauber & Corssen die Einführung der Weine und der aus Kapstadt gekommenen Produzentenvertreter vor.
MILITÄRCOUP GEGEN MITTERAND?
Paris – Während der linksgerichtete Präsidentschaftskandidat Mitterrand seine Wahlkampagne unter Hochdruck fortsetzt, wird in Paris offen die Möglichkeit eines militärischen Staatsstreiches ähnlich dem in Chile diskutiert, weil die Wahl Mitterands mit großer Wahrscheinlichkeit eine Verfassungskrise nach sich ziehen wird. Die von den Gaullisten geführte Mehrheit im Parlament wird dem linken Kandidaten zweifellos feindlich gegenüberstehen. Die meisten Beobachter glauben jedoch nicht an einen radikalen Staatsstreich, sondern erwarten eher lange, unproduktive Kontroversen zwischen dem konservativen Parlament und einer sozialistischen Regierung, zu der auch fünf oder sechs kommunistische Minister gehören würden. Auch Mitterrand sagt: „Ich glaube nicht, dass unsere Wehrmacht sich zu solchen Aktionen verleiten lassen würde."
SPIONE IM BUNDESKANZLERAMT?
Bonn – Der 47-jährige Günter Guillaume, einer der drei persönlichen politischen Referenten des Bundeskanzlers Willy Brandt, ist am Mittwoch unter dem Verdacht der Spionage für die DDR in seiner Wohnung verhaftet worden. Guillaume ist Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und seit vier Jahren im Bundeskanzleramt tätig. Außerdem sollen seine Frau Christie, zwei ihrer-Kolleginnen aus der hessischen Staatskanzlei und zwei weitere verdächtige Personen, die mit Guillame verwandt sind, verhaftet worden sein. Eine Bestätigung dafür liegt jedoch noch nicht vor. In ersten Erklärungen wird darauf hingewiesen, dass Guillame nicht mit irgendwelchen offiziellen Geheimdokumenten zu tun hatte. Das Innenministerium hingegen fühlte sich berechtigt, diese Verhaftung als „einen schweren Schlag“ für das Spionagenetz der DDR im Westen zu bezeichnen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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