Vor 50 Jahren

KAOKOVELDER GEGEN OVAMBOS

Ohopoho – Zu blutigen Kämpfen zwischen Kaokoveldern und Ovambos kam es in Ohopoho am 1. Oktober.

Eine starke Gruppe von jungen Kaokoveldern – Ovahimba, Ovatjimbas und Hereros – griff das Lager der in Ohopoho arbeitenden Ovambos an. Ein Ovambo wurde getötet. Zehn Ovambohütten wurden niedergebrannt. Eine gerichtliche Voruntersuchung ist im Gange. 27 Kaokovelder sind in Haft. Sie werden am 16. Oktober in Ohopoho vor Gericht erscheinen.

Die Kämpfe währten länger als eine Stunde. Als Waffen dienten Kieries, Assagais und Messer alter Art. Die Polizei und der Bantukommissar des Kaokolandes traten zwischen die beiden kämpfenden Gruppen. In der Dunkelheit wurden die Gefechte jedoch an anderen Stellen fortgesetzt. Die Polizei von Ohopoho bat um Verstärkung, die in aller Eile von Oshakati unter Major van Loggerenberg herangeführt

SWA-GESPRÄCHE IN PRETORIA UND NEW YORK

Pretoria/New York – Der Sonderbeauftragte des UNO-Generalsekretärs für die Südwestafrikaverhandlungen, Dr. Alfred Escher, wird heute mit Ministerpräsident B. J. Vorster und anschließend mit Außenminister Dr. Hilgard Muller zusammentreffen und mit ihnen die Südwestafrikafrage besprechen. Augenminister Muller ist inzwischen von Washington in Pretoria eingetroffen. Am Montag stattete Dr. Escher dem Minister für Städtebau A. H. du Plessis einen Höflichkeitsbesuch ab. A. H. du Plessis ist Führer der Nationalen Partei in Südwestafrika. Am Montagabend war der Sonderbeauftragte des Generalsekre-tars Gast von Kultusminister Senator J. P. van der Spuy. Der Kultusminister war, wie Dr. Escher, Botschafter in Wien.

Am Montagvormittag führte Dr. Escher Gespräche mit dem Staatssekretar im Außenministerium, Brand Fourie, über den Ablauf des Programms des Süd- und Südwestafrikabesuchs. Aus New York verlautet, dass Dr. Escher wahrscheinlich länger in Süd- und Südwestafrika bleiben werde als ursprünglich vorgesehen. Ein UNO-Sprecher erklärte, zunächst habe man einen dreiwöchigen Aufenthalt Dr. Eschers in Südafrika geplant. Dr. Escher werde jedoch wahrscheinlich einen knappen Monet in diesem Gebiet bleiben. Nähere Einzelheiten wurden nicht bekanntgegeben.

Es wird damit gerechnet, dass Dr. Escher noch im Laufe dieser Woche in Windhoek eintreffen wird. Es ist jedoch möglich, dass sich die Gespräche mit der südafrikanischen Regierung noch bis zum Wochenende hinziehen.

DIPLOMATISCHE BEZIEHUNGEN BONN-PEKING

Peking – „Die Regierung der Volksrepublik China und die Regierung der Bundesrepublik Deutschland beschlossen am 11. Oktober 1972, diplomatische Beziehungen aufzunehmen und demnächst Botschafter auszutauschen", heißt es in einem einsätzigen Kommuniqué, das heute früh während einer fünf Minuten dauernden Zeremonie in der Orogen Volkshalle in Peking von Bundesaußenminister Dr. Walter Scheel und Augenminister Tschi Peng-fei in chinesischer und deutscher Sprache unterzeichnet wurde. Nach dem Austausch des Kommuniqués schüttelten Scheel und Tschi die Hände und tranken chinesischen Champagner. Vorher hatte sich Scheel mit seiner 30 Personen zahlenden Begleitung mit chinesischen offiziellen Persönlichkeiten unterhalten, die vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Li Hsien-nien angeführt wurden.

DER GEFÄHRLICHSTE FEIND SÜDAFRIKAS

Uitenhage – Die größte Gefahr für die Menschen Südafrikas sei nicht ein direkter Frontalangriff im militärischen Sinne des Wortes, sondern eine subtile Unterwanderung der geistigen und moralischen Werte des Volkes, erklärte Ministerpräsident B. J. Vorster bei einem Krugertagsfest in Uitenhage. Die Regierung verwende alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel zur Bekämpfung und der Ausmerzung des Terrorismus. All die Bemühungen der Regierung waren jedoch sinnlos, wenn nicht jeder einzelne, ungeachtet seiner Ansichten, dafür sorgen wurde, dass er diesen Angriffen gegen seine geistigen und moralischen Werte standhalten kann. Wenn man diese Werte nicht ehre und aufrechterhalte, werde man ein leichtes Opfer derjenigen, die den Zusammenbruch Südafrikas wünschen.

Ein Frontalangriff kommunistischer Lander gegen Südafrika sei nicht in der absehbaren Zukunft zu erwarten, weil ihnen der Zeitpunkt ungelegen sei. Die afrikanischen Staaten greifen Südafrika nicht an. Sie tun es nicht etwa wegen eines mangelnden Willens, sondern weil sie ganz genau wissen, dass man Südafrika nicht mit leeren Händen angreifen

Die Feinde der westlichen Welt haben den Terrorismus zu einer feinen Kunst entwickelt und es sei deutlich, dass diese Methoden in Zukunft in zunehmendem Maße verwendet werden. Es sei deshalb überraschend, dass man in Südafrika immer noch Apologeten, selbst in kirchlichen Kreisen find; die sich auf die Seite des Terrorismus und seiner Methoden stellen. Der Staat werde vor nichts in seinem Kampf gegen den Terrorismus zurückschrecken. Das sei schließlich seine Pflicht.

MASSNAHMEN GEGEN „BRIEFBOMBEN"

Pretoria – Alle notwendigen Maßnahmen zur Verhinderung von „Briefbomben"-Vorfällen in Südafrika seien ergriffen worden, sagte der Minister für das Post- und Fernmeldewesen Marais Viljoen am Dienstagabend in Pretoria. Er kommentierte damit eine Begebenheit in Rhodesien, wo zwei Briefe mit Bomben entdeckt worden sind. In dem Augenblick, als der erste Vorfall bekannt wurde, habe das südafrikanische Post- und Fernmeldewesen „gemeinsam mit anderen Organisationen" alle notwendigen Vorkehrungen getroffen.

Diese seien geheim und es wäre nicht im Interesse der Öffentlichkeit, Einzelheiten darüber bekanntzugeben. „Wir haben alles unternommen, um solche Ereignisse in Südafrika zu verhindern", sagte der Minister.

Der Chef der südafrikanischen Polizei, General Gideon Joubert, erklärte, die Polizei halte diese, Angelegenheit für „sehr ernst". Die Polizei sei bereit, „besondere Schritte zu unternehmen", falls nur die geringsten Anzeichen dafür beständen, dass solche Bomben abgeliefert werden oder zur Ablieferung in Südafrika bestimmt seien.