Der weiße Buschmann
Vom Wilderer zum Wildhüter
Im Jahre 1929 in Windhoek geboren, lernt Peter Stark, wie so viele „Südwester", schon als Kind den Umgang mit einer Jagdwaffe und von einem Farmarbeiter das Verhalten des Wildes. Seine Liebe zur freien Natur, dem Reitsport und vor allem der Jagd, verführten ihn zu Abenteuern, die ihn oft in Schwierigkeiten brachten. Seine Einstellung zur Jagd ändert sich drastisch, als er von der Abteilung Naturschutz der ehemaligen SWA-Administration angestellt wird und er nun die Wilddiebe aufspüren muss, um das Wild im Etoscha-Nationalpark als Wildhüter zu beschützen.
66. Folge
Der Schlachter von Oshakati Teil (1/2)
An der Nordgrenze von Etoscha, wo die Grenze den Ekumafluss schneidet, hatte ich schon mehrfach Autospuren bemerkt, die aus dem Ovamboland kamen. Der Ekuma fließt von Norden aus dem Ovamboland nach Süden und mündet in die nordwestliche Ecke der Etoschapfanne. Meist ist das Flussbett trocken, aber alle paar Jahre fließt der Ekuma dann doch in voller Breite in die Etoschapfanne. Mit dem Wasser kommen zahlreiche Süßwasserfische, hauptsächlich Welse. Wenn der Ekuma aufhört zu fließen, bleiben Wasserkolke im Flussbett übrig. Mit der Zeit wird das Wasser sehr salzhaltig, auch andere Giftstoffe sind dann im Wasser vorhanden. Es kann vorkommen, dass unter dem zurückgebliebenen Wild ein großes Sterben einsetzt. Dicht an der Grenze, etwa 1½ Kilometer nach Westen, vom Ekumaflussbett entfernt, war durch Menschenhand ein tiefes Wasserloch gegraben worden. Dieses Wasserloch enthielt auch in der Trockenzeit trinkbares Wasser, deshalb schöpfte das meiste Wild dort. Automatisch hatten wir dort viele Probleme mit Wilddieben aller Rassen, die aus dem Ovamboland kamen. Etota, wie dieses Wasserloch genannt wurde, war dann auch Anlass zu mehreren Konfrontationen mit den Wilderern.
Immer wieder fuhr ich mal schnell mit dem Auto von Okaukuejo zum Ekuma und an die Nordgrenze, um nach Spuren von Wilddieben Ausschau zu halten. Bei mir zu Besuch war Ute Baas, die Tochter von Gisela Lüttgens (meiner ersten „Kälberliebe“). Die Baaskinder waren alle begeisterte Reiter und waren fast jede Schulferien bei uns zu Gast und zur Fortbildung in der Reiterei. Ute war schon lange flügge und hatte ihren Freund, ihren späteren Ehemann, Dr. Achim Lucks mitgebracht, der Tierarzt in Windhoek war.
An einem Wochenende fuhr ich mit den beiden und meinem ältesten Sohn Udo zum Ekuma rauf, in der Hoffnung etwas zu erleben. Wir hatten Proviant und Schlafzeug mitgenommen und wollten das Wochenende im Freien verbringen. Nicht weit von Etota, im trockenen Flussbett des Ekuma, schlugen wir am Spätnachmittag unser Lager auf. Wir hatten das Flussbett als Lagerplatz gewählt, damit der Ford nicht so sichtbar war. Zu beiden Seiten des Ekuma ist das Flussbett nur mit Salzgras bewachsen und man hat nach Süden und nach Norden hin sehr weite Sicht. Vom Ovamboland aus führte ein Autoweg den Fluss entlang über die Grenze nach Etoscha. Als wir nun abends gemütlich am Lagerfeuer saßen, sah ich so gegen zehn Uhr noch sehr weit entfernt einen kleinen Lichtpunkt. Es musste ein Auto sein, das nach Süden in unsere Richtung fuhr. Gespannt beobachteten wir dieses Licht, das Auto fuhr sehr langsam. Nach einiger Zeit konnte man feststellen, dass der Lichtkegel von einer Jagd-lampe hervorgerufen wurde, da der Lichtkegel von links nach rechts und entgegengesetzt herumgeworfen wurde. Die Autolichter waren abgeblendet und wurden nicht gebraucht. Unsere Spannung wuchs, je mehr sich der Lichtkegel uns näherte. Als es mir schien, dass das Auto über die Grenze ins Wildreservat gefahren war, fing mein Herz an zu rasen. Das Jagdfieber hatte mich gepackt. So ruhig und zielsicher ich bei Löwen- und Elefantenjagd sein konnte, so aufgeregt konnte ich bei der Jagd auf Menschen werden. Man wusste nie, mit wie vielen Personen man zu tun bekam und wie deren Haltung einem gegenüber sein konnte. Wie oft war ich zur Grenze gefahren und hatte die Wilddiebe nie erwischen können! Jetzt endlich war die Gelegenheit da, ich konnte es selbst kaum glauben. Ausgerechnet an jenem Abend hatte ich Achim und Ute inoffiziell bei mir. Ich übernahm ein enormes Risiko, dazu kam noch mein kleiner Sohn, es durfte einfach nichts schief gehen!
Da wir oben auf dem Flussufer unser Lager aufgeschlagen hatten, war unser Feuer sichtbar. Wir löschten es in Windeseile. Gott sei Dank hatte ich den Ford schon vorher im tieferen Flussbett geparkt. Der war also außer Sicht, als ab und zu mal die Lichter der Jagdlampe auf uns fielen, drückten wir uns platt wie Briefmarken auf die Erde. Glücklicherweise war das Auto auf dem Weg geblieben und gut 1½ Kilometer von uns entfernt, es fuhr parallel zu uns nach Süden, immer tiefer ins Wildreservat. Es schien mir wie eine Ewigkeit, bis das Auto bei uns vorbeikroch.
Der Schlachter von Oshakati Teil (1/2)
An der Nordgrenze von Etoscha, wo die Grenze den Ekumafluss schneidet, hatte ich schon mehrfach Autospuren bemerkt, die aus dem Ovamboland kamen. Der Ekuma fließt von Norden aus dem Ovamboland nach Süden und mündet in die nordwestliche Ecke der Etoschapfanne. Meist ist das Flussbett trocken, aber alle paar Jahre fließt der Ekuma dann doch in voller Breite in die Etoschapfanne. Mit dem Wasser kommen zahlreiche Süßwasserfische, hauptsächlich Welse. Wenn der Ekuma aufhört zu fließen, bleiben Wasserkolke im Flussbett übrig. Mit der Zeit wird das Wasser sehr salzhaltig, auch andere Giftstoffe sind dann im Wasser vorhanden. Es kann vorkommen, dass unter dem zurückgebliebenen Wild ein großes Sterben einsetzt. Dicht an der Grenze, etwa 1½ Kilometer nach Westen, vom Ekumaflussbett entfernt, war durch Menschenhand ein tiefes Wasserloch gegraben worden. Dieses Wasserloch enthielt auch in der Trockenzeit trinkbares Wasser, deshalb schöpfte das meiste Wild dort. Automatisch hatten wir dort viele Probleme mit Wilddieben aller Rassen, die aus dem Ovamboland kamen. Etota, wie dieses Wasserloch genannt wurde, war dann auch Anlass zu mehreren Konfrontationen mit den Wilderern.
Immer wieder fuhr ich mal schnell mit dem Auto von Okaukuejo zum Ekuma und an die Nordgrenze, um nach Spuren von Wilddieben Ausschau zu halten. Bei mir zu Besuch war Ute Baas, die Tochter von Gisela Lüttgens (meiner ersten „Kälberliebe“). Die Baaskinder waren alle begeisterte Reiter und waren fast jede Schulferien bei uns zu Gast und zur Fortbildung in der Reiterei. Ute war schon lange flügge und hatte ihren Freund, ihren späteren Ehemann, Dr. Achim Lucks mitgebracht, der Tierarzt in Windhoek war.
An einem Wochenende fuhr ich mit den beiden und meinem ältesten Sohn Udo zum Ekuma rauf, in der Hoffnung etwas zu erleben. Wir hatten Proviant und Schlafzeug mitgenommen und wollten das Wochenende im Freien verbringen. Nicht weit von Etota, im trockenen Flussbett des Ekuma, schlugen wir am Spätnachmittag unser Lager auf. Wir hatten das Flussbett als Lagerplatz gewählt, damit der Ford nicht so sichtbar war. Zu beiden Seiten des Ekuma ist das Flussbett nur mit Salzgras bewachsen und man hat nach Süden und nach Norden hin sehr weite Sicht. Vom Ovamboland aus führte ein Autoweg den Fluss entlang über die Grenze nach Etoscha. Als wir nun abends gemütlich am Lagerfeuer saßen, sah ich so gegen zehn Uhr noch sehr weit entfernt einen kleinen Lichtpunkt. Es musste ein Auto sein, das nach Süden in unsere Richtung fuhr. Gespannt beobachteten wir dieses Licht, das Auto fuhr sehr langsam. Nach einiger Zeit konnte man feststellen, dass der Lichtkegel von einer Jagd-lampe hervorgerufen wurde, da der Lichtkegel von links nach rechts und entgegengesetzt herumgeworfen wurde. Die Autolichter waren abgeblendet und wurden nicht gebraucht. Unsere Spannung wuchs, je mehr sich der Lichtkegel uns näherte. Als es mir schien, dass das Auto über die Grenze ins Wildreservat gefahren war, fing mein Herz an zu rasen. Das Jagdfieber hatte mich gepackt. So ruhig und zielsicher ich bei Löwen- und Elefantenjagd sein konnte, so aufgeregt konnte ich bei der Jagd auf Menschen werden. Man wusste nie, mit wie vielen Personen man zu tun bekam und wie deren Haltung einem gegenüber sein konnte. Wie oft war ich zur Grenze gefahren und hatte die Wilddiebe nie erwischen können! Jetzt endlich war die Gelegenheit da, ich konnte es selbst kaum glauben. Ausgerechnet an jenem Abend hatte ich Achim und Ute inoffiziell bei mir. Ich übernahm ein enormes Risiko, dazu kam noch mein kleiner Sohn, es durfte einfach nichts schief gehen!
Da wir oben auf dem Flussufer unser Lager aufgeschlagen hatten, war unser Feuer sichtbar. Wir löschten es in Windeseile. Gott sei Dank hatte ich den Ford schon vorher im tieferen Flussbett geparkt. Der war also außer Sicht, als ab und zu mal die Lichter der Jagdlampe auf uns fielen, drückten wir uns platt wie Briefmarken auf die Erde. Glücklicherweise war das Auto auf dem Weg geblieben und gut 1½ Kilometer von uns entfernt, es fuhr parallel zu uns nach Süden, immer tiefer ins Wildreservat. Es schien mir wie eine Ewigkeit, bis das Auto bei uns vorbeikroch.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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