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Aufnahme aus dem Hubschrauber während der Filmaufnahmen zu dem Film „The Fence“
Aufnahme aus dem Hubschrauber während der Filmaufnahmen zu dem Film „The Fence“

Der weiße Buschmann

Vom Wilderer zum Wildhüter
Im Jahre 1929 in Windhoek geboren, lernt Peter Stark, wie so viele „Südwester", schon als Kind den Umgang mit einer Jagdwaffe und von einem Farmarbeiter das Verhalten des Wildes. Seine Leibe zur freien Natur, dem Reitsport und vor allem der Jagd, verführten ihn zu Abenteuern, die ihn oft in Schwierigkeiten brachten. Seine Einstellung zur Jagd ändert sich drastisch, als er von der Abteilung Naturschutz der ehemaligen SWA-Administration angestellt wird und er nun die Wilddiebe aufspüren muss, um das Wild im Etoscha-Nationalpark als Wildhüter zu beschützen.
59. Folge

Ein Naturschutzbeamter entkommt dem Tode

Ich war nun schon jahrelang mit diesem Elefantentreiben tätig und habe dadurch vielen, vielen Elefanten das Leben gerettet. Lediglich ich selbst mit meinen jungen Buschmannreitern konnte diese Arbeit mit Erfolg tun. Dazu gehörten beherzte, gute, sattelfeste Reiter. Mein „Privatrugby“ nannte ich diesen Sport. Jedes Elefantentreiben war für mich ein lebensbejahendes Erlebnis. Meine ständigen Begleiter waren Sam, Hebakoib, dessen älterer Bruder Tkaikub Kumub und jüngerer Bruder Muikub und später auch mein alter, bewährter Kämpe, Mudschi, der mir nachgekommen war und mein Stefanus, alles gute Reiter und Spurenleser. Außer Mudschi hatte ich sie alle von Kindheit an großgezogen. Sie standen auch geschlossen hinter mir, wenn wir auf widerspenstige Wilddiebe stießen. Der liebste von allen war mir Sam, Sohn von Moses. Er hatte, genau wie sein Vater, einen besonderen Charakter.

Inzwischen waren auf Namutoni, Halali und Otjovazandu weiße Naturschutz-Beamte stationiert. Jeder bekam zwei Pferde und einen Anhänger zugeteilt. Jeder hatte sein eigenes Wirkungsfeld. Ich saß noch immer in Okaukuejo, musste aber auch in anderen Gebieten das Elefantentreiben veranstalten. „Anglia Television“, die in Etoscha mehrere ausgezeichnete Wildfilme gedreht hatten, wollten nun unbedingt das Treiben verfilmen. Herr de la Bat gab die Zustimmung, unter der Bedingung, dass alle Naturschutzbeamten (Feldwächter) daran teilnehmen sollten. Diese Männer hatten sich bisher um diese Arbeit gedrückt und da ich ihre Reitkunst anzweifelte, hatte ich diesem Auftrag gegenüber viel einzuwenden. Ich wies sehr eindringlich auf die Gefahr hin, dass, wenn einer dieser Männer vom Pferd fiele, er mit neunzig prozentiger Sicherheit zu Tode getrampelt würde. Trotzdem hatten alle Feldwächter daran teilzunehmen. Einer dieser Feldwächter, Johan Steyn, ritt damals schon regelmäßig Pferdepatrouillen, war aber noch nicht genügend sattelfest. Ich war bereit, ihn in meiner Gruppe aufzunehmen, der Rest musste sich in respektvoller Entfernung von den Elefanten halten.

Auf sandigem Boden wachsen die Elandsbohnen, rankenartige Gewächse, die eine nussartige Frucht tragen. Die Elandsbohnen haben in der Erde Knollen, die bis zu einem Meter Durchmesser werden. Die Elefanten graben diese Knollen aus dem Boden, um sie zu fressen und dabei entstehen tiefe, große Trichter, je nachdem wie groß so eine Knolle war. Die Nuss schmeckt geröstet sehr gut und ist bei den Buschleuten ein begehrter Sammelartikel. Bei diesen Treibjagden musste man natürlich sehr aufpassen, dass man nicht in solche Löcher hinein-galoppierte.

Wir waren also mit Anglia Television dabei, das Elefantentreiben zu verfilmen. Anglia gebrauchte dazu meistens einen Hubschrauber, da es unmöglich war, mit dem Auto durch den Dickbusch zu folgen. Das Lager hatten wir auf besagter Düne direkt vor Onguma gegenüber der Quelle aufgeschlagen, wo die Elefanten gern schöpften. Südlich der Palmenfläche, aber noch auf Onguma, stießen wir auf eine gemischte Herde Elefanten, die friedlich dabei waren, Knollen auszugraben. Kühe mit Kälbern sind meist sehr nervös und deshalb angriffslustig.

Wir schossen in die Luft und machten wie eine Meute Hunde den nötigen Lärm, damit setzten wir die Herde in Bewegung und die Treibjagd ging los. Nach einiger Zeit teilten sich Bullen von der Herde. Ich verfolgte die Bullen und machte den anderen mit den Armen Zeichen, dass sie bei der Herde bleiben sollten. Der Hubschrauber blieb über der Herde und den Treibern. Nach einiger Zeit hatte ich meine Bullen erfolgreich durch den Grenzzaun wieder ins Reservat zurückgetrieben. Meine Arbeit war beendet, zufrieden ritt ich zum Lager zurück.

Nach einiger Zeit landete der Hubschrauber. Auf einer Tragbahre wurde Johan Steyn herausgehievt und in sein Zelt gebracht. Da lag er nun mit Schmerzens-gestöhn. „Was ist geschehen?“ fragte ich erstaunt. Mit Unterbrechungen erzählte Johan die Geschichte: Er war einer Elefantenkuh mit kleinem Kalb gefolgt. Das Kalb konnte nicht so schnell rennen und kurzerhand ging die Mutter zum Angriff über. Johan war nun der Gejagte mit der Kuh kurz auf seinen Fersen. Angsterfüllt blickte Johan sich um und trat dabei besonders auf der einen Seite zu stark in den entgegengesetzten Bügel, da er mit steifen Beinen ritt. Weil er nicht nachgegurtet hatte, kam der lose Sattel ins Rutschen und Johan stürzte vom Pferd. Gott sei Dank fiel mit ihm zugleich die zusammengefaltete Decke, die er als Satteldecke gebraucht hatte. Die geöffnete Satteldecke war das Erste, was die Elefantenkuh sah, sie ergriff die Decke mit dem Rüssel und trampelte auf ihr herum. Johan hatte beim Herunterfallen seinen Rücken derart verrenkt, dass er nicht aufstehen konnte. Da entdeckte er neben sich ein großes, von Elefanten gegrabenes Loch, wo sie eine große Knolle ausgegraben hatten. Geistesgegenwärtig rollte Johan sich in dieses Loch und lag mucksmäuschenstill, während die wütende Elefantenkuh noch damit beschäftigt war, die Satteldecke zu zerrupfen. Die Hubschrauberbemannung beobachtete dieses Fiasko und flog direkt auf die Elefantenkuh zu, um sie zu vertreiben. Das Manöver gelang, die Kuh ließ von der Satteldecke ab und folgte ihrem Kalb, das weitergeeilt war. Man lud Johan in den Hubschrauber und brachte ihn zum Lager. Johan musste ins Krankenhaus befördert werden, wo er sich nach einiger Zeit erholte. Wären die Satteldecke nicht da und der Hubschrauber nicht zur Stelle gewesen, hätte es Johans sicheren Tod bedeutet.

Weil ich damals die größte Erfahrung mit Elefanten hatte, musste ich dem Personal das Elefantentreiben beibringen oder beim Abschuss von Elefanten dabei sein. Die meisten wollten die Elefanten lieber abschießen als sie zurückzutreiben.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-04-29

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