Blauer Diamant
„Blauer Diamant" ist ein detailreicher und lesenswerter Roman über den Lebensweg eines Einwanderers in Deutsch-Südwestafrika zur Zeit der großen Diamantenfunde. Lassen Sie sich in das Jahr 1909 versetzen und fahren mit Willy, der Hauptperson dieses Romans, nach Südwestafrika nach Lüderitzbucht. In der Nähe hatte man Diamanten entdeckt. Wer ist die schöne Fremde auf dem Schiff Windhuk? Kann der reiche Diamanthändler Alexander Winter, Besitzer der Farm BLAUER DIAMANT, mit seinem von einem Leoparden entstellten Gesicht psychisch fertig werden? Wie war das beim Bau der Bahntrasse von Windhoek nach Keetmanshoop und wie heilte der Medizinmann Willy?
48. Folge
Das Gelände vor uns war unübersichtlich und nach kurzer Zeit teilte sich der Weg durch eine hohe Felsnase in zwei verschiedene Richtungen. Meine Jagdgenossen kannten das Gelände und erklärten mir, dass sich weiter hinten die Wege noch einmal teilen würden.
Damit hatten wir ein Problem. Wer sollte welchem Weg folgen?
Wir bildeten also zunächst Zweiergruppen, trennten uns an der Gabelung und suchten, die Augen wachsam auf den Boden gerichtet, das Gelände nach Spuren absuchend. Gott sei Dank bestand Alexander nicht darauf, mit mir zu reiten. Da hätte ich wahrscheinlich mehr auf meinen Begleiter aufpassen müssen, als auf wilde Tiere. Aber er wollte aus irgendeinem Grunde mit Dr. Pahl reiten. Ich ritt also zusammen mit Herrn Breuer. Das war mir ganz lieb und ich war froh, mich von Alexander fernhalten zu können.
Genauso wie Herr Breuer richtete ich meinen Blick aufmerksam nach unten, konnte jedoch im Gegensatz zu ihm auf dem Boden nicht viel entdecken. Es wunderte mich, was Herr Breuer alles aus den für mich ziemlich undeutlichen Abdrücken, die ich übersehen hatte, herauslas. Ich hätte sicher nur die großen Abdrücke von Elefanten, Nashörnern oder Flusspferden erkannt, wenn sie sich deutlich im feuchten Untergrund abzeichneten, ohne sie jedoch zuordnen zu können. Aber diese Tiere gab es hier nicht.
Nach einer Weile entdeckten die geschulten Augen meines Weggefährten vor uns einen Haufen Losung. Das war direkt vor der Stelle, an der sich auch unser Weg noch einmal teilte. Wir näherten uns diesem Haufen und Herr Breuer begutachtete ihn von allen Seiten. Dann erklärte er mir seine Rückschlüsse, die er aus dem frischen Haufen und der noch feuchten Pfütze daneben wie ein Hellseher aus dem Kaffeesatz zog.
„Noch ganz frisch. Und hier, der Fleck, noch ganz feucht. Muss ein ziemlich großer Leopard sein. Sehen Sie hier den gut erkennbaren Abdruck einer Pfote am Rand der Pfütze? Die Losung ist noch ganz frisch, also muss der Bursche ganz in der Nähe sein.“
Im Angesicht der drohenden, unsichtbaren Gefahr bekam ich ein etwas unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Herr Breuer dagegen wurde vom Jagdfieber gepackt und suchte nach weiteren Fußspuren, um festzustellen, wohin der Leopard gelaufen war. Aber auf dem beginnenden felsigen Untergrund war das nicht auszumachen. Er konnte sowohl nach links als auch nach rechts verschwunden sein. Vielleicht war er sogar ganz in der Nähe und beobachtete uns. Unser Problem war jetzt, dass wir uns entscheiden mussten, ob wir zusammenblieben oder ob wir uns trennen sollten, um beide Wege nach Spuren der Wildkatze abzusuchen. Und dann kam das, was ich befürchtet hatte. Herr Breuer meinte, wir sollten uns trennen und jeder aufmerksam die Gegend beobachten. Was blieb mir als angehendem Jäger übrig? Ich erklärte mich einverstanden. Meine Furcht, allein weitergehen zu müssen, wollte und konnte ich nicht eingestehen.
Herr Breuer ermahnte mich, kein Risiko einzugehen und sofort zu schießen, sollte mich der Leopard entdecken. Ich versprach es und hoffte inbrünstig, dem Leopard zuvorzukommen, falls ich ihm begegnen würde, oder noch besser, der Leopard würde sich außerhalb von meiner Route aufhalten. Nach allen Seiten Ausschau haltend, ritten wir beide los. Als mein Jagdgefährte hinter der Felsnase verschwunden war, zog ich die Zügel an und meinte zu Apoll, wir sollten nichts überstürzen und erst einmal nachdenken. Dabei kam ich zu dem Schluss, dass es für Apoll und mich am ungefährlichsten wäre, das Schicksal nicht herauszufordern und hier zu warten, bis Herr Breuer wieder zurückkam. Apoll war einverstanden und so stieg ich ab und setzte mich auf einen Felsbrocken. Dann warteten wir, Apoll und ich, auf die Rückkehr von Herrn Breuer. Es dauerte etwa eine Dreiviertelstunde, da hörte ich das noch entfernte Schnauben eines Pferdes. Ich stieg schnell in den Sattel und saß gerade, als Herr Breuer hinter der Felsnase hervor kam.
„Ach, Sie sind auch schon hier?“ Es war mehr eine rhetorische Frage, denn er sah mich ja.
„Und? Haben Sie den Leopard gesehen?“ Er sah mich fragend und erwartungsvoll an.
„Nein, hier in diesem Einschnitt war er anscheinend nicht. Ich bin ziemlich weit hineingeritten, aber ich habe nichts von ihm gesehen. Ich denke, er muss in Ihrem Bereich gewesen sein.“
„Das verstehe ich nicht“, meinte Herr Breuer, „Irgendwo muss er doch stecken. Auf meiner Seite war er auch nicht zu finden. Er kann sich ja nicht in Luft auflösen. Haben Sie denn anderes Wild gesehen?“
„Nur zwei Springböcke waren weiter hinten im Tal. Es könnten vielleicht auch Steinböcke gewesen sein, so genau kann ich die noch nicht auseinanderhalten. Aber ich habe nicht geschossen, um den Leopard nicht zu verscheuchen. Vielleicht finden wir ihn morgen früh. Nein, sonst habe ich nichts weiter gesehen.“ Meine Geschichte entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber es war ja durchaus möglich, dass dort hinten Springböcke waren. Mit Springböcken konnte ich nicht viel falsch machen.
Ein Schuss in der Ferne
Plötzlich hallte durch die Abendstille ein entfernter Schuss. Ein leises Echo folgte ihm.
„Jetzt haben sie ihn“, sagte Herr Breuer und meinte wohl den Leopard, dessen Karriere damit zu Ende war und fügte hinzu: „Leider.“
Enttäuscht ritten wir zurück. Die Sonne stand bereits schräg im Westen und warf in den gegenüberliegenden Felsspalten teilweise dunkle Schlagschatten, die mit dem helleren Grün der Bäume und dem Dunkelrot der Felswände kontrastierten. Zu schade, wir hatten die Spur des Leopards entdeckt und wir hätten ihn selbstverständlich auch gern selber erlegt.
Als wir auf die andere Gruppe trafen, waren die beiden Schwarzen nicht zu sehen. Julias Mann strahlte und erklärte: „Habe einen Duikerbock erwischt. Meine Schwarzen werden ihn ins Lager bringen. Gibt einen schönen Braten. Und Sie? Nichts gesehen? Ich habe keinen weiteren Schuss gehört. Ja meine Lieben, den richtigen Riecher muss man schon haben und wie heißt es noch?
Das Glück ist mit dem Tüchtigen.“ Er war sichtlich zufrieden, dass die anderen kein Jagdglück gehabt hatten. Mir gegenüber verhielt er sich dabei, als hätte das Gespräch vorhin nicht stattgefunden.
Aber trotz des unangenehmen Gefühls in Alexanders Nähe war ich zufrieden, dass er wenigstens unseren Leopard nicht erwischt hatte. Den Duikerbock gönnte ich ihm. Das hätte ich auch geschafft. Der war viel leichter zu erlegen, als ein Leopard.
Und da war sie auch wieder, die Selbstbeweihräucherung. Was hat das denn mit Tüchtigkeit zu tun, wenn gerade auf der Strecke, die dieser Mann geritten war, ein Duikerbock gemütlich äst und das Pech hat, von ihm entdeckt zu werden? Das war doch nichts Außergewöhnliches, einen Duikerbock zu erlegen. Schade, dass wir den Leopard nicht erwischt hatten, das wäre jetzt für uns eine Genugtuung gewesen. Damit hätten wir ohne Frage den Duikerbock bei weitem übertrumpft, denn was ist schon ein Duikerbock gegen einen Leoparden!
„Wir hatten die ganz frische Spur eines Leoparden, aber der Bursche war wie vom Erdboden verschwunden. Möchte wissen, wo der sich versteckt hatte.“ Auch Herr Breuer war unzufrieden, dass er dem großspurigen Winter nicht mit einem Leoparden den Wind aus den Segeln nehmen konnte.
„Nun“, Julias Mann lehnte sich noch im Sattel in der Pose eines Großwildjägers sitzend zurück und fuhr selbstsicher fort: „Morgen werde ich mich darum kümmern. Euer Leopard wird mir nicht entkommen. Er kommt bei mir als Vorleger an den Kamin.“ So wie ich diesen Mann bisher erlebt hatte, würde ihm das sicher auch wieder gelingen. Es scheint Menschen zu geben, die haben das Glück gepachtet. Es gibt sie tatsächlich, diese Erfolgsmenschen. Vor mir sah ich einen hoch zu Ross.
Es war vermessen, aber insgeheim hoffte ich, dass mir das Jagdglück morgen hold wäre und mir der Leopard vor mein Gewehr lief. Es würde mein Selbstwertgefühl enorm steigern. Doch der Traum war freilich zu schön, um wahr zu werden.
Inzwischen brannte das Lagerfeuer. Julias Mann schickte einen Schwarzen ins Zelt, um eine Flasche schottischen Whisky und fünf Gläser zu holen. Das war es, was die anderen wieder mit der Überheblichkeit Alexanders versöhnte. Großzügig war er. Allerdings setzte er diese Großzügigkeit ganz bewusst ein und sonnte sich in den anerkennenden Worten seiner Jagdgenossen, die einen guten Tropfen zu würdigen wussten.
Und dann wunderte ich mich doch über ihn. Seine zwei Schwarzen bekamen jeder einen Whisky. Allerdings mussten die beiden aus einem Glas trinken. Aber immerhin, das hatte ich gar nicht erwartet. Dann beauftragte er sie, etwas zu essen zuzubereiten. Das erinnerte uns daran, dass Frau Breuer uns ebenfalls Verpflegung eingepackt hatte. Eine Weile saßen wir schon um das Lagerfeuer, ich hatte bereits meine Wurstbrote und die saure Gurke gegessen, als endlich die beiden anderen Schwarzen zurückkehrten. Sie gingen hintereinander, die Pferde trotteten nebenher am Zügel und der Duikerbock baumelte kopfüber zwischen den beiden. Die Vorder- und die Hinterbeine wa¬ren zusammengebunden und zwischen die fest zusammengebundenen Beine hatten sie einen kräftigen Ast geschoben, den die beiden auf der Schulter trugen. Ich fragte mich, warum sie das Tier nicht irgendwie auf ein Pferd gelegt hatten und zu zweit auf dem anderen geritten waren. Auf jeden Fall waren sie sichtlich erschöpft. Alexander war großzügig, auch sie bekamen Whisky, sogar eine doppelte Portion und etwas zu essen. Ich wurde nicht schlau aus diesem Mann, hatte er doch mir gegenüber einmal geäußert, alle Schwarzen wären faul.
Das Gelände vor uns war unübersichtlich und nach kurzer Zeit teilte sich der Weg durch eine hohe Felsnase in zwei verschiedene Richtungen. Meine Jagdgenossen kannten das Gelände und erklärten mir, dass sich weiter hinten die Wege noch einmal teilen würden.
Damit hatten wir ein Problem. Wer sollte welchem Weg folgen?
Wir bildeten also zunächst Zweiergruppen, trennten uns an der Gabelung und suchten, die Augen wachsam auf den Boden gerichtet, das Gelände nach Spuren absuchend. Gott sei Dank bestand Alexander nicht darauf, mit mir zu reiten. Da hätte ich wahrscheinlich mehr auf meinen Begleiter aufpassen müssen, als auf wilde Tiere. Aber er wollte aus irgendeinem Grunde mit Dr. Pahl reiten. Ich ritt also zusammen mit Herrn Breuer. Das war mir ganz lieb und ich war froh, mich von Alexander fernhalten zu können.
Genauso wie Herr Breuer richtete ich meinen Blick aufmerksam nach unten, konnte jedoch im Gegensatz zu ihm auf dem Boden nicht viel entdecken. Es wunderte mich, was Herr Breuer alles aus den für mich ziemlich undeutlichen Abdrücken, die ich übersehen hatte, herauslas. Ich hätte sicher nur die großen Abdrücke von Elefanten, Nashörnern oder Flusspferden erkannt, wenn sie sich deutlich im feuchten Untergrund abzeichneten, ohne sie jedoch zuordnen zu können. Aber diese Tiere gab es hier nicht.
Nach einer Weile entdeckten die geschulten Augen meines Weggefährten vor uns einen Haufen Losung. Das war direkt vor der Stelle, an der sich auch unser Weg noch einmal teilte. Wir näherten uns diesem Haufen und Herr Breuer begutachtete ihn von allen Seiten. Dann erklärte er mir seine Rückschlüsse, die er aus dem frischen Haufen und der noch feuchten Pfütze daneben wie ein Hellseher aus dem Kaffeesatz zog.
„Noch ganz frisch. Und hier, der Fleck, noch ganz feucht. Muss ein ziemlich großer Leopard sein. Sehen Sie hier den gut erkennbaren Abdruck einer Pfote am Rand der Pfütze? Die Losung ist noch ganz frisch, also muss der Bursche ganz in der Nähe sein.“
Im Angesicht der drohenden, unsichtbaren Gefahr bekam ich ein etwas unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Herr Breuer dagegen wurde vom Jagdfieber gepackt und suchte nach weiteren Fußspuren, um festzustellen, wohin der Leopard gelaufen war. Aber auf dem beginnenden felsigen Untergrund war das nicht auszumachen. Er konnte sowohl nach links als auch nach rechts verschwunden sein. Vielleicht war er sogar ganz in der Nähe und beobachtete uns. Unser Problem war jetzt, dass wir uns entscheiden mussten, ob wir zusammenblieben oder ob wir uns trennen sollten, um beide Wege nach Spuren der Wildkatze abzusuchen. Und dann kam das, was ich befürchtet hatte. Herr Breuer meinte, wir sollten uns trennen und jeder aufmerksam die Gegend beobachten. Was blieb mir als angehendem Jäger übrig? Ich erklärte mich einverstanden. Meine Furcht, allein weitergehen zu müssen, wollte und konnte ich nicht eingestehen.
Herr Breuer ermahnte mich, kein Risiko einzugehen und sofort zu schießen, sollte mich der Leopard entdecken. Ich versprach es und hoffte inbrünstig, dem Leopard zuvorzukommen, falls ich ihm begegnen würde, oder noch besser, der Leopard würde sich außerhalb von meiner Route aufhalten. Nach allen Seiten Ausschau haltend, ritten wir beide los. Als mein Jagdgefährte hinter der Felsnase verschwunden war, zog ich die Zügel an und meinte zu Apoll, wir sollten nichts überstürzen und erst einmal nachdenken. Dabei kam ich zu dem Schluss, dass es für Apoll und mich am ungefährlichsten wäre, das Schicksal nicht herauszufordern und hier zu warten, bis Herr Breuer wieder zurückkam. Apoll war einverstanden und so stieg ich ab und setzte mich auf einen Felsbrocken. Dann warteten wir, Apoll und ich, auf die Rückkehr von Herrn Breuer. Es dauerte etwa eine Dreiviertelstunde, da hörte ich das noch entfernte Schnauben eines Pferdes. Ich stieg schnell in den Sattel und saß gerade, als Herr Breuer hinter der Felsnase hervor kam.
„Ach, Sie sind auch schon hier?“ Es war mehr eine rhetorische Frage, denn er sah mich ja.
„Und? Haben Sie den Leopard gesehen?“ Er sah mich fragend und erwartungsvoll an.
„Nein, hier in diesem Einschnitt war er anscheinend nicht. Ich bin ziemlich weit hineingeritten, aber ich habe nichts von ihm gesehen. Ich denke, er muss in Ihrem Bereich gewesen sein.“
„Das verstehe ich nicht“, meinte Herr Breuer, „Irgendwo muss er doch stecken. Auf meiner Seite war er auch nicht zu finden. Er kann sich ja nicht in Luft auflösen. Haben Sie denn anderes Wild gesehen?“
„Nur zwei Springböcke waren weiter hinten im Tal. Es könnten vielleicht auch Steinböcke gewesen sein, so genau kann ich die noch nicht auseinanderhalten. Aber ich habe nicht geschossen, um den Leopard nicht zu verscheuchen. Vielleicht finden wir ihn morgen früh. Nein, sonst habe ich nichts weiter gesehen.“ Meine Geschichte entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber es war ja durchaus möglich, dass dort hinten Springböcke waren. Mit Springböcken konnte ich nicht viel falsch machen.
Ein Schuss in der Ferne
Plötzlich hallte durch die Abendstille ein entfernter Schuss. Ein leises Echo folgte ihm.
„Jetzt haben sie ihn“, sagte Herr Breuer und meinte wohl den Leopard, dessen Karriere damit zu Ende war und fügte hinzu: „Leider.“
Enttäuscht ritten wir zurück. Die Sonne stand bereits schräg im Westen und warf in den gegenüberliegenden Felsspalten teilweise dunkle Schlagschatten, die mit dem helleren Grün der Bäume und dem Dunkelrot der Felswände kontrastierten. Zu schade, wir hatten die Spur des Leopards entdeckt und wir hätten ihn selbstverständlich auch gern selber erlegt.
Als wir auf die andere Gruppe trafen, waren die beiden Schwarzen nicht zu sehen. Julias Mann strahlte und erklärte: „Habe einen Duikerbock erwischt. Meine Schwarzen werden ihn ins Lager bringen. Gibt einen schönen Braten. Und Sie? Nichts gesehen? Ich habe keinen weiteren Schuss gehört. Ja meine Lieben, den richtigen Riecher muss man schon haben und wie heißt es noch?
Das Glück ist mit dem Tüchtigen.“ Er war sichtlich zufrieden, dass die anderen kein Jagdglück gehabt hatten. Mir gegenüber verhielt er sich dabei, als hätte das Gespräch vorhin nicht stattgefunden.
Aber trotz des unangenehmen Gefühls in Alexanders Nähe war ich zufrieden, dass er wenigstens unseren Leopard nicht erwischt hatte. Den Duikerbock gönnte ich ihm. Das hätte ich auch geschafft. Der war viel leichter zu erlegen, als ein Leopard.
Und da war sie auch wieder, die Selbstbeweihräucherung. Was hat das denn mit Tüchtigkeit zu tun, wenn gerade auf der Strecke, die dieser Mann geritten war, ein Duikerbock gemütlich äst und das Pech hat, von ihm entdeckt zu werden? Das war doch nichts Außergewöhnliches, einen Duikerbock zu erlegen. Schade, dass wir den Leopard nicht erwischt hatten, das wäre jetzt für uns eine Genugtuung gewesen. Damit hätten wir ohne Frage den Duikerbock bei weitem übertrumpft, denn was ist schon ein Duikerbock gegen einen Leoparden!
„Wir hatten die ganz frische Spur eines Leoparden, aber der Bursche war wie vom Erdboden verschwunden. Möchte wissen, wo der sich versteckt hatte.“ Auch Herr Breuer war unzufrieden, dass er dem großspurigen Winter nicht mit einem Leoparden den Wind aus den Segeln nehmen konnte.
„Nun“, Julias Mann lehnte sich noch im Sattel in der Pose eines Großwildjägers sitzend zurück und fuhr selbstsicher fort: „Morgen werde ich mich darum kümmern. Euer Leopard wird mir nicht entkommen. Er kommt bei mir als Vorleger an den Kamin.“ So wie ich diesen Mann bisher erlebt hatte, würde ihm das sicher auch wieder gelingen. Es scheint Menschen zu geben, die haben das Glück gepachtet. Es gibt sie tatsächlich, diese Erfolgsmenschen. Vor mir sah ich einen hoch zu Ross.
Es war vermessen, aber insgeheim hoffte ich, dass mir das Jagdglück morgen hold wäre und mir der Leopard vor mein Gewehr lief. Es würde mein Selbstwertgefühl enorm steigern. Doch der Traum war freilich zu schön, um wahr zu werden.
Inzwischen brannte das Lagerfeuer. Julias Mann schickte einen Schwarzen ins Zelt, um eine Flasche schottischen Whisky und fünf Gläser zu holen. Das war es, was die anderen wieder mit der Überheblichkeit Alexanders versöhnte. Großzügig war er. Allerdings setzte er diese Großzügigkeit ganz bewusst ein und sonnte sich in den anerkennenden Worten seiner Jagdgenossen, die einen guten Tropfen zu würdigen wussten.
Und dann wunderte ich mich doch über ihn. Seine zwei Schwarzen bekamen jeder einen Whisky. Allerdings mussten die beiden aus einem Glas trinken. Aber immerhin, das hatte ich gar nicht erwartet. Dann beauftragte er sie, etwas zu essen zuzubereiten. Das erinnerte uns daran, dass Frau Breuer uns ebenfalls Verpflegung eingepackt hatte. Eine Weile saßen wir schon um das Lagerfeuer, ich hatte bereits meine Wurstbrote und die saure Gurke gegessen, als endlich die beiden anderen Schwarzen zurückkehrten. Sie gingen hintereinander, die Pferde trotteten nebenher am Zügel und der Duikerbock baumelte kopfüber zwischen den beiden. Die Vorder- und die Hinterbeine wa¬ren zusammengebunden und zwischen die fest zusammengebundenen Beine hatten sie einen kräftigen Ast geschoben, den die beiden auf der Schulter trugen. Ich fragte mich, warum sie das Tier nicht irgendwie auf ein Pferd gelegt hatten und zu zweit auf dem anderen geritten waren. Auf jeden Fall waren sie sichtlich erschöpft. Alexander war großzügig, auch sie bekamen Whisky, sogar eine doppelte Portion und etwas zu essen. Ich wurde nicht schlau aus diesem Mann, hatte er doch mir gegenüber einmal geäußert, alle Schwarzen wären faul.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen