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Blauer DiamantLeopard in einer Höhle liegend (ca. 1909)
Blauer DiamantLeopard in einer Höhle liegend (ca. 1909)

Blauer Diamant

„Blauer Diamant" ist ein detailreicher und lesenswerter Roman über den Lebensweg eines Einwanderers in Deutsch-Südwestafrika zur Zeit der großen Diamantenfunde. Lassen Sie sich in das Jahr 1909 versetzen und fahren mit Willy, der Hauptperson dieses Romans, nach Südwestafrika nach Lüderitzbucht. In der Nähe hatte man Diamanten entdeckt. Wer ist die schöne Fremde auf dem Schiff Windhuk? Kann der reiche Diamanthändler Alexander Winter, Besitzer der Farm BLAUER DIAMANT, mit seinem von einem Leoparden entstellten Gesicht psychisch fertig werden? Wie war das beim Bau der Bahntrasse von Windhoek nach Keetmanshoop und wie heilte der Medizinmann Willy?
Claudia Reiter
47. Folge

Sechs Wochen waren inzwischen vergangen und meine Vertretung war heute, am Freitag, für eine Woche angereist. Ich freute mich, Breuers wieder zu sehen und machte mich mit Apoll im Waggon des Materialzuges auf den Weg nach Windhuk. Natürlich hoffte ich noch mehr auf eine Begegnung mit Julia. Aber ihr Mann war sicher nicht schon wieder verreist. Irgendwie musste ich im Laufe der Woche eine Möglichkeit finden, Julia zu besuchen. In der Woche konnte ich irgendeinen geschäftlichen Vorwand finden. Vielleicht eine Anfrage nach Futtermitteln für unsere Ochsen und Pferde an der Baustelle.

Zunächst hatte Herr Breuer aber eine Überraschung für mich.

„Der nächste Jagdausflug für Sie steht bevor! Wir haben uns dieses Mal bereits für den Samstagabend verabredet. Weil wir am Sonntag noch bis zu einer weiter entfernten Wasserstelle wollen, werden wir schon morgen ausreiten“, erklärte mir Herr Breuer. „Herr Schultz, der wegen einer Familienangelegenheit an diesem Wochenende nicht mit zum Jagen kann, wird durch einen Farmer aus der näheren Umgebung ersetzt. Der Farmer ist eigentlich nur der Besitzer der Farm. Die Hälfte des Jahres ist er in Europa und überlässt die Farm seinem Verwalter. Wenn er aber hier ist, geht er gern mit uns auf die Jagd. Er ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber auf der Jagd ganz umgänglich. Das Angenehme ist, dass er auch vier Angestellte mitbringt, die uns die Arbeit abnehmen können und, falls wir etwas erlegen, die Trophäen tragen müssen. Ich will Sie nicht auf die Folter spannen, es ist der Diamantenhändler Winter, von dem wir schon gesprochen haben. An unserem Ziel gibt es eine kleine Holzhütte, allerdings ist sie noch nicht ganz fertig. Es fehlt noch ein vernünftiger, glatter Fußboden. Wir nehmen deshalb für uns vorsichtshalber ein Zelt mit.“

Bei der Beschreibung des Farmers hätte ich mir sofort denken können, wer da mit uns reiten würde. Reich, gewöhnungsbedürftig, die Hälfte des Jahres in Europa, da konnte es sich nur um Alexander Winter handeln.

Hoffentlich bekomme ich keine Probleme mit Alexander, dachte ich bei mir. Aber ich sagte darauf nur: „Lieber Herr Breuer, mir soll es recht sein. Je mehr wir sind und je weniger ich machen muss, umso besser. Ich bin halt ein etwas bequemer Mensch. Allerdings weiß ich nicht, ob ich eine große Hilfe sein werde. In der Jagd bin ich nicht sehr erfahren, um nicht zu sagen, unerfahren. Sie wissen ja, beim letzten Mal war es nur ein netter Ausritt. Erlegt haben wir nichts und Erfahrungen in der Kunst des Jagens habe ich dadurch auch nicht gewonnen.“

Am frühen Samstagnachmittag machte ich mich mit Herrn Breuer, von seiner Frau mit reichlich Proviant versorgt, auf den Weg. Zunächst gingen wir zu den Pferdeställen. Dort trafen wir den Truppenarzt Dr. Pahl. Wir sattelten unsere Pferde, packten ein Viermannzelt, das Dr. Pahl bei der Schutztruppe ausgeliehen hatte, sowie Decken in Packtaschen und dann begann meine erste Leopardenjagd. Der noch fehlende Alexander Winter mit seinen Helfern würde an der erwähnten Hütte zu uns stoßen, erfuhr ich.

Wir nannten unseren Jagdausflug zwar Leopardenjagd, aber natürlich waren auch alle anderen Wildtiere gefährdet, die uns über den Weg laufen würden, sollten wir keinen Leoparden erwischen. Jedenfalls hörte es sich für mich zunächst so an. Ich war ziemlich aufgeregt.

Wir ritten auch diesmal wieder nach Südosten in Richtung Auasgebirge. Hier war alles grün. Eine hügelige Landschaft mit Büschen und aufgelockerten Wäldern, umrahmt von größer werdenden Hügeln und Felsen. Nach einem Ritt von etwa zwei Stunden, wir hatten fast unser eigentliches Jagdgebiet erreicht, rief plötzlich der Arzt: „Da sind sie ja schon.“ Die geschulten Augen des Schutztrupplers hatten die Gruppe als erste entdeckt. Aber er kannte ja auch den Treffpunkt. Und dann sah ich sie auch. Vor uns in der Ferne, Einzelheiten waren noch nicht auszumachen, schien eine Gruppe von abgesessenen Reitern auf uns warten. Eigentlich waren von hier aus nur die Pferde zu sehen und etwas bewegte sich hinter den Büschen daneben.

Weiter ging es durch einen zunächst etwa 300 Meter breiten, weitläufigen, ebenen Taleinschnitt, der in der Fortsetzung immer enger zu werden schien. Die Berge waren hier felsig und ragten links und rechts zwischen zehn und zwanzig Meter steil in die Höhe. Teilweise hatten sich Büsche auf Vorsprüngen in den Felswänden über uns angesiedelt. Hier, wo das Tal noch breit und übersichtlich war, würden wir unsere Zelte aufschlagen und übernachten. Vorher würden wir uns zunächst jedoch bis es dunkel würde schon einmal umsehen und die Jagd am nächsten Morgen fortsetzen.

Die Hütte erreicht

Bald darauf erreichten wir die vor uns eingetroffene Gruppe und dann sah ich auch die halbfertige, hinter Dornbüschen etwas versteckt liegende Hütte. Sie war wirklich ziemlich primitiv und noch nicht ganz fertig gestellt. Zwischen Hütte und Erdboden war ein Zwischenraum, die Hütte stand auf etwa 70 zentimeterhohen Stelzen. Ohne Türen und Fenster, war sie aus rohem Holz zusammengezimmert. Auch der Fußboden bestand aus rauen Rundhölzern. Der Boden war vielleicht für einen angehenden Fakir als Trainingsunterlage geeignet, aber nicht für mich. Hier fehlten noch normale Bretter, damit man einigermaßen vernünftig darauf liegen konnte. Da war das Zelt wahrscheinlich doch besser, man dürfte nur keine Skorpione hineinlassen.

Bereits vor unserem Eintreffen hatten die Eingeborenen ein sehr komfortables Zelt aufgebaut und waren dabei, ein zweites, einfaches Zelt zu errichten. Wahrscheinlich für sich, die vier Schwarzen. „Wenn ihr damit fertig seid, könnt ihr Feuerholz sammeln“, kam eine mir bekannte Stimme aus dem sich öffnenden Zelteingang. Unser Jagdgenosse hatte uns wohl kommen hören und kroch aus dem Zelt. Alexander Winter im Jägerdress.

Herr Breuer wollte mich vorstellen, aber ich kam ihm zuvor. Ich wandte mich Julias Mann zu: „Einen schönen guten Abend, Herr Winter. Wir kennen uns bereits.“ Ich sah mich suchend um, aber seine beiden Leibwächter hatte er heute nicht mitgenommen.

„Ja, natürlich! Junger Mann, Sie waren doch letztens bei uns auf der Farm draußen.“

An die anderen gewandt meinte er nach kurzer Begrüßung: „Es ist noch früh genug, wir sollten schon einmal einen Erkundungsgang machen. Übrigens, ich schlafe im Zelt. Ihr Zelt können in der Zwischenzeit zwei meiner Helfer aufbauen, während wir unterwegs sind, oder wollen Sie in der Hütte übernachten? Die beiden anderen nehme ich mit, falls ich etwas schieße. Übrigens sollte mal jemand dafür sorgen, dass die Hütte fertig wird. Was ich noch sagen wollte, wir hatten auf unserer Farm vorgestern auch Besuch von einem Leoparden. Wenn er sich ein normales Fettschwanzschaf gerissen hätte, hätte ich dafür noch Verständnis gehabt. Es ist seine Natur, Schafe oder Springböcke zu jagen. Aber er hat sich an einem meiner Karakulschafe vergriffen und das ist unverzeihlich. Ich werde versuchen, ihn im Laufe der Woche noch zu erwischen und wenn ich ihn in der Zeit nicht zur Strecke gebracht habe, werden Sie am nächsten Wochenende meine Gäste sein. Ich denke, zu viert werden wir ihm schon den Garaus machen. Aber jetzt lassen Sie uns endlich losreiten.“

Alle waren einverstanden. Allerdings würde er auf mich in der Woche verzichten müssen, denn ich musste wieder zu meinem Laden.

Es kam jetzt so etwas wie Jagdfieber auf. Also nahmen wir unsere Gewehre und bestiegen unsere Pferde. Wir vier würden in der Zeit nach jagdbarem Wild suchen und versuchen, vor Einbruch der Dunkelheit wieder im Lager zu sein.

Zunächst ritten wir zu zweit nebeneinander her und unterhielten uns über Gott und die Welt. Ich ritt hinter Herrn Breuer und Alexander Winter mit Dr. Pahl und fragte meinen Begleiter nach seinen Erlebnissen im Krieg mit den Eingeborenen. Eine Weile später wechselten wir und Alexander Winter ließ sich zu mir zurückfallen, während Dr. Pahl zu Herrn Breuer aufschloss. Alexander ließ den Abstand zu den beiden vorausreitenden so groß werden, dass sie unsere Unterhaltung nicht verfolgen konnten.

„Sieh da, unser junger Handlungsreisender ist mit von der Partie. Wie geht es? Was machen die Geschäfte? Anscheinend machen Sie das Hauptgeschäft mit meiner Farm!“

Ich sah Alexander verständnislos an.

„Nun,“ fuhr dieser leise fort, „Wie ich von meinem Verwalter höre, sind Sie recht häufig auf meiner Farm. Insbesondere, wenn ich nicht dort bin.“

Ich sagte immer noch nichts. Allerdings wurde mir die Unterhaltung sehr unangenehm.

„Ich bin der Meinung, Sie brauchen nicht so oft zu kommen. Sie verstehen mich? Es ist eine dringende Empfehlung. Oder wenn Sie es so auffassen wollen, uns kann hier im Moment ja keiner hören, auch eine Drohung. Wenn Sie sich weiterhin meiner Frau nähern, und darum scheint es wohl zu gehen, könnten Sie unter Umständen einen bedauerlichen Unfall haben. Ich lasse es nicht zu, dass sich jemand an meinem Eigentum vergreift.“

Konsterniert sah ich vor mich hin und überlegte verzweifelt, wie viel Alexander wissen konnte. Dieser verdammte Vorarbeiter hatte mich also gesehen. In diesem Moment retteten mich zunächst einmal die anderen zwei Jagdgenossen, die jetzt auf uns warteten

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-05-17

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