Auf Kupfersuche in Lüderitzland
Nachbetrachtung
Im Oktober des Jahres 1884 betritt der 23-jährige Bergmann Robert Baer in Angra Pequena, dem heutigen Lüderitzbucht, erstmals afrikanischen Boden. Kurz entschlossen hatte er das Angebot angenommen, sich als Assistent des Leiters einer 10-köpfigen Bergbauexpedition an der Suche nach Bodenschätzen in dem erst kurz zuvor unter Reichsschutz gestellten „Lüderitzland" zu beteiligen. Die Expedition stand unter enormem Erfolgsdruck. Das Auffinden abbauwürdiger Erzen war Lüderitz' letzte Hoffnung, aus dem von ihm erworbenen Landstrich an der südwestafrikanischen Küste doch noch die dringend benötigten Gewinne zu erwirtschaften. Robert Baers Briefe und Tagebucheintragungen bilden die Grundlage dieses Buches, das neue Einblicke in die Anfänge des ehemaligen deutschen Schutzgebietes gewährt.
45. Folge
Die Suche geht weiter (Teil 2/2)
Kurzer Ausblick auf die weitere Entwicklung
Eine Wende brachte erst der Bau der Eisenbahnlinie von Lüderitzbucht nach Keetmanshoop, die im Jahre 1908 fertiggestellt wurde. Dabei waren es nicht einmal in erster Linie die verbesserten Transportbedingungen, die in den Folgejahren einen wirtschaftlichen Boom des alten „Lüderitzlandes“ auslösten. Dr. Stapff sollte recht behalten mit seiner Prognose, dass die Bodenschätze des Landes im Rahmen seiner infrastrukturellen Erschließung, quasi als Nebenprodukt und per Zufall zu Tage treten würden. Was mehreren Expeditionen nicht gelungen war, sollte einem einfachen, bergmännisch und geologisch vollkommen ungebildeten Eisenbahnarbeiter und seinem Aufsichtsbeamten vorbehalten sein – der Fund von Diamanten!
Gedenktafel in Lüderitzbucht
Auf der Haifischinsel im heutigen Lüderitz trifft man neben den bereits erwähnten Gedenksteinen für Lüderitz und Vogelsang seit 2002 auf eine weitere Gedenktafel, die Cornelius Fredericks aus Bethanien gewidmet ist, einem Unterkapitän aus der Familie jenes Joseph Fredericks, mit dem Vogelsang 1883 den ersten Kaufvertrag abgeschlossen hatte. Die Inschrift bezeugt, dass Richard Wagners eingangs zitierte Vision, deutsche Tochterlande zu schaffen, in denen „kein zertretenes, unfreies Volk“ wohnen sollte, eine nicht erfüllte Phantasie blieb. Man wollte es besser machen als andere Kolonialmächte, wurde aber dennoch in einen jahrelangen Krieg mit den Volksstämmen des Schutzgebietes verstrickt. Dabei waren die verantwortlichen Politiker, allen voran Reichskanzler Bismarck, zunächst durchaus bereit, den eingeborenen Häuptlingen weitgehende Autonomie zu gewähren. Entsprechend hat Generalkonsul Nachtigal in der Ernennung und Beauftragung Vogelsangs als Konsul für Bethanien diesen ersucht, „ein freundliches Einvernehmen mit den Häuptlingen in Groß-Namaqua-Land zu unterhalten ...“. Dies waren durchaus noch keine imperialistischen Töne. Erst die zunehmende deutsche Präsenz und der Wille zum Herrschaftsanspruch kollidierten kurz nach der Jahrhundertwende mit dem Stolz und der Freiheitsliebe der Nama und Herero. Es kam zum Krieg. Auch ein Teil der Bethanier unter Führung von Cornelius schloss sich 1904 dem Namaaufstand unter Führung von Hendrik Witbooi an. Er konnte erst nach zähem Widerstand zwei Jahre später zur Aufgabe gezwungen werden. Nach der blutigen Niederschlagung der Aufstände erhielt die Haifischinsel traurige Berühmtheit als Gefangenenlager. Die Pazifizierung der Kolonie wurde unter dem Preis der Entmündigung ihrer eingeborenen Einwohner erreicht. Das Stammesvermögen und das Land wurden von der Kolonialregierung konfisziert, die Häuptlinge verloren ihre in den Schutz- und Freundschaftsverträgen verbrieften Befugnisse. Ausnahmen waren lediglich die nicht an den Aufständen beteiligten Rehobother Baster, die Ovambo, die Volksgruppen des Caprivizipfels sowie die Berseba-Nama. Eine Entwicklung, die Richard Wagner sicherlich nicht gefallen hätte. Er hatte die Umsetzung seiner Forderungen von 1848 nicht mehr erlebt, allenfalls noch die Anfänge mit Aufmerksamkeit verfolgt. Als er am 13.02.1883 starb, war Vogelsang gerade dabei, seine Angra Pequena Expedition in Kapstadt vorzubereiten.
Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurde Deutsch-Südwestafrika in einem erstaunlichen Tempo infrastrukturell weiterentwickelt. Dies betraf nicht nur Eisenbahnen, die Bausubstanz, die Landwirtschaft und den Bergbau, sondern auch Krankenhäuser und Schulen. Als im Jahre 1915 die deutsche Schutztruppe vor einer zahlenmäßig weit überlegenen südafrikanischen Streitmacht kapitulieren musste, war dies das Ende eines nur 31 Jahre dauernden externen Kapitels der deutschen Geschichte, dessen Anfang ohne das mutige Auftreten einer Hand voll unternehmungslustiger und einsatzfreudiger Kaufleute, Forscher und Bergleute nicht möglich gewesen wäre.
Die Suche geht weiter (Teil 2/2)
Kurzer Ausblick auf die weitere Entwicklung
Eine Wende brachte erst der Bau der Eisenbahnlinie von Lüderitzbucht nach Keetmanshoop, die im Jahre 1908 fertiggestellt wurde. Dabei waren es nicht einmal in erster Linie die verbesserten Transportbedingungen, die in den Folgejahren einen wirtschaftlichen Boom des alten „Lüderitzlandes“ auslösten. Dr. Stapff sollte recht behalten mit seiner Prognose, dass die Bodenschätze des Landes im Rahmen seiner infrastrukturellen Erschließung, quasi als Nebenprodukt und per Zufall zu Tage treten würden. Was mehreren Expeditionen nicht gelungen war, sollte einem einfachen, bergmännisch und geologisch vollkommen ungebildeten Eisenbahnarbeiter und seinem Aufsichtsbeamten vorbehalten sein – der Fund von Diamanten!
Gedenktafel in Lüderitzbucht
Auf der Haifischinsel im heutigen Lüderitz trifft man neben den bereits erwähnten Gedenksteinen für Lüderitz und Vogelsang seit 2002 auf eine weitere Gedenktafel, die Cornelius Fredericks aus Bethanien gewidmet ist, einem Unterkapitän aus der Familie jenes Joseph Fredericks, mit dem Vogelsang 1883 den ersten Kaufvertrag abgeschlossen hatte. Die Inschrift bezeugt, dass Richard Wagners eingangs zitierte Vision, deutsche Tochterlande zu schaffen, in denen „kein zertretenes, unfreies Volk“ wohnen sollte, eine nicht erfüllte Phantasie blieb. Man wollte es besser machen als andere Kolonialmächte, wurde aber dennoch in einen jahrelangen Krieg mit den Volksstämmen des Schutzgebietes verstrickt. Dabei waren die verantwortlichen Politiker, allen voran Reichskanzler Bismarck, zunächst durchaus bereit, den eingeborenen Häuptlingen weitgehende Autonomie zu gewähren. Entsprechend hat Generalkonsul Nachtigal in der Ernennung und Beauftragung Vogelsangs als Konsul für Bethanien diesen ersucht, „ein freundliches Einvernehmen mit den Häuptlingen in Groß-Namaqua-Land zu unterhalten ...“. Dies waren durchaus noch keine imperialistischen Töne. Erst die zunehmende deutsche Präsenz und der Wille zum Herrschaftsanspruch kollidierten kurz nach der Jahrhundertwende mit dem Stolz und der Freiheitsliebe der Nama und Herero. Es kam zum Krieg. Auch ein Teil der Bethanier unter Führung von Cornelius schloss sich 1904 dem Namaaufstand unter Führung von Hendrik Witbooi an. Er konnte erst nach zähem Widerstand zwei Jahre später zur Aufgabe gezwungen werden. Nach der blutigen Niederschlagung der Aufstände erhielt die Haifischinsel traurige Berühmtheit als Gefangenenlager. Die Pazifizierung der Kolonie wurde unter dem Preis der Entmündigung ihrer eingeborenen Einwohner erreicht. Das Stammesvermögen und das Land wurden von der Kolonialregierung konfisziert, die Häuptlinge verloren ihre in den Schutz- und Freundschaftsverträgen verbrieften Befugnisse. Ausnahmen waren lediglich die nicht an den Aufständen beteiligten Rehobother Baster, die Ovambo, die Volksgruppen des Caprivizipfels sowie die Berseba-Nama. Eine Entwicklung, die Richard Wagner sicherlich nicht gefallen hätte. Er hatte die Umsetzung seiner Forderungen von 1848 nicht mehr erlebt, allenfalls noch die Anfänge mit Aufmerksamkeit verfolgt. Als er am 13.02.1883 starb, war Vogelsang gerade dabei, seine Angra Pequena Expedition in Kapstadt vorzubereiten.
Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurde Deutsch-Südwestafrika in einem erstaunlichen Tempo infrastrukturell weiterentwickelt. Dies betraf nicht nur Eisenbahnen, die Bausubstanz, die Landwirtschaft und den Bergbau, sondern auch Krankenhäuser und Schulen. Als im Jahre 1915 die deutsche Schutztruppe vor einer zahlenmäßig weit überlegenen südafrikanischen Streitmacht kapitulieren musste, war dies das Ende eines nur 31 Jahre dauernden externen Kapitels der deutschen Geschichte, dessen Anfang ohne das mutige Auftreten einer Hand voll unternehmungslustiger und einsatzfreudiger Kaufleute, Forscher und Bergleute nicht möglich gewesen wäre.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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