Hyphen steht in Startlöchern

Von Frank Steffen und Jemima Beukes, Windhoek

Das Kabinett hat in dieser Woche das mit Spannung erwartete Durchführbarkeits- und Umsetzungsabkommen (Feasibility and Implementation Agreement, FIA) mit Hyphen Hydrogen Energy (Pty) Ltd gebilligt – Hyphen ist einin Namibia registriertes Unternehmen. Dies geschieht im Rahmen der Vorbereitungen für das erste grüne Wasserstoffprojekt des Landes, mit einem voraussichtlichen Gesamtinvestitionsvolumen von 10 Milliarden US-Dollar.

Die FIA wird als wegweisende Vereinbarung gehandelt, die heute Morgen offiziell von der Regierung und Hyphen unterzeichnet werden soll. Die Vereinbarung wird den gesamten Prozess der Umsetzung von Namibias ehrgeizigem Projekt regeln. In einer gemeinsamen Erklärung des Staates und Hyphen heißt es, dass in Anbetracht der wenigen internationalen Präzedenzfälle im Bereich des grünen Wasserstoffes, die Regierung und der interministerielle „Green Hydrogen Council“ ein Verhandlungsteam zusammengestellt hatte, welches von internationalen Beratern unterstützt wurde. Das Abkommen würde „einen neuen globalen Maßstab setzen“ und es werde erwartet, dass „es als Vorlage für die nachhaltige und gerechte Entwicklung ähnlicher grüner Wasserstoffprojekte weltweit dienen wird".

Zuständigkeiten definiert

Hyphen gibt auf seiner Internetseite per Pressemitteilung bekannt, dass es im „Rahmen der FIA für die technische, finanzielle, ökologische, soziale und kommerzielle Durchführung des Projekts verantwortlich“ ist. Der namibische Staat sei indessen für „die Bereitstellung des Grundstücks, auf dem das Projekt errichtet werden soll, und für die Entwicklung und Umsetzung des erforderlichen rechtlichen, steuerlichen und regulatorischen Umfelds, das für die Einrichtung und den nachhaltigen Betrieb der namibischen grünen Wasserstoffindustrie erforderlich ist“ verantwortlich.

Laut Hyphen stehen die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die lokale Beschaffung im Vordergrund. Im letzteren Falle sollen „während der Bau- und Betriebsphase 30% der Waren, Dienstleistungen und Materialien vor Ort“ beschaffte werden. Dies hatte bereits Dr. Rainer Baake, der Sonderbeauftragte für die Deutsch-Namibische Klima- und Energiekooperation im Bundesministerium für Wirtschaft- und Klima, angedeutet, als er im April als Gastsprecher eines Symposiums zum Thema „Grüner Wasserstoff und die künftige Energiesicherheit Namibias“ (organisiert vom Forum Deutschsprachiger Namibier, FDN) auftrat (AZ berichtete.

In seiner Mitteilung erklärt Hyphen, dass während der Bauphase etwa 15 000 neue Arbeitsplätze und nach Inbetriebnahme 3 000 permanente Arbeitsplätze geschaffen werden dürften. Das Unternehmen verspricht 90% der Arbeitsplätze an Namibier zu vergeben, wovon 20% Jugendliche sein sollen.

Namibia investiert 11 Mrd. N$

Abgesehen von den normalen Steuereinnahmen und diversen Pachten sowie Lizenzgebühren, hat Namibia die Möglichkeit, sich als Co-Investor an dem Projekt zu beteiligen und hat das Recht, bis zu 24% des Kapitals zum Selbstkostenpreis zu übernehmen. Dank der Partnerschaft zwischen dem namibischen Staat und der Europäischen Union sowie der Global Gateway Initiative, habe Namibia zu Vorzugsbedingungen Mittel in Höhe von mehr als 540 Mio. EUR (knapp 11 Mrd. N$) mobilisieren können, um sich an der Entwicklung zu beteiligen, so Hyphen.

Der Staat habe bisher mehr als 40 Mio. Euro mobilisiert, um das Risiko seiner Kapitalbeteiligung an dem Projekt, der zugehörigen Infrastruktur und künftigen Projekten für grünen Wasserstoff zu verringern, heißt es ferner in der Erklärung.

Das Projekt, das noch vor Ende des Jahrzehnts in vollem Umfang entwickelt werden soll, zielt darauf ab, jährlich 2 Millionen Tonnen grünes Ammoniak zu produzieren und sowohl regionale als auch globale Märkte zu beliefern.

Das FIA befasst sich mit fünf aufeinanderfolgenden Phasen:

1. Vorläufige Phase, die bis zu sechs Monaten andauert: Es geht um die Erfüllung aller Vorabbedingungen für die FIA und erlaubt dem Staat seine Option zum Erwerb einer Beteiligung von bis zu 24% an dem Projekt auszuüben.

2. Durchführbarkeitsphase über zwei Jahre: Hyphen wird mit der Bewertung der Durchführbarkeit der Entwicklung beauftragt.

3. Validierungsphase über sechs Monate: Die Zeit in welcher der namibische Staat die Vorlage des Durchführbarkeitsberichts durch Hyphen prüft und absegnet.

4. Finanzierungs- und Bauphase (kein Zeitraum angegeben, Anm. d. Red.): Hyphen wird die Finanzierung für das Projekt aufbringen und das Projekt umsetzen.

5. Betriebsphase: Hyphen wird für den Betrieb und die Instandhaltung des Projekts sowie für seine eventuelle Stilllegung am Ende der Laufzeit verantwortlich sein (auch hier ist kein Zeitraum vorgesehen, Anm. d. Red.).

Namibia beschäftigt seit einiger Zeit ein Team bestehend aus hochqualifizierten Fachkräften der Universität Oxford, der Universität Kapstadt (UCT), der Weltbank und des Centre for Law Development Programme (CLDP) in den Vereinigten Staaten, um ein Gesetz über synthetische Kraftstoffe zu erstellen. Dieses Team wird dem Justiz- sowie dem Bergbau- und Energieministerium Bericht erstatten. Es wird aus den Zuschüssen entschädigt, die Namibia von Deutschland und der Europäischen Union für diesen Zweck erhalten hat.

Aus dem Bericht der Weltbank geht auch hervor, dass mehrere Änderungen an bestehenden namibischen Gesetzen und die Einrichtung neuer Stellen ins Auge gefasst wurden, da sich das Land auf die Umsetzung seiner Pläne für grünen Wasserstoff vorbereitet.

Die vorgeschlagene Einrichtung einer „unabhängigen und starken Regulierungsbehörde und eines klaren, fairen und umfassenden Regulierungsrahmens für den Sektor der grünen Kraftstoffe in Namibia“, sei von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung dieses Sektors.

Indessen wird in dem Bericht empfohlen, das vorgeschlagene Landgesetz von 2016, das den Erwerb von Gewohnheitsrechten an Land durch Ausländer ohne vorherige Genehmigung des Landwirtschaftsministeriums verbieten soll, nicht zu verabschieden. Dies würde wahrscheinlich Bedenken bei Investoren und Banken hervorrufen.