Debatte um Entstehung der Feenkreise dauert an

Die Kontroverse um die Entstehung der Feenkreise hat wohl trotz der final erscheinenden Studienergebnisse aus Göttingen (AZ berichtete) noch kein Ende. In Namibia und Deutschland haben sich Einzelpersonen gegen die Erkenntnisse der These gewandt und sie als falsch bezeichnet.
Katharina Moser
Von Katharina Moser, Frankfurt/Windhoek

Was besagt der gegenwärtige Forschungsstand nach den jüngsten Forschungsergebnissen des Teams um den Göttinger Wissenschaftler Getzin?

Das Rätsel um die Entstehung der wundersamen Feenkreise - mitunter auch Teufelskreis genannt - in den Wüstenregionen Namibias scheint laut ihnen gelöst zu sein. Das Forscherteam um den Ökologen Dr. Stefan Getzin von der Universität Göttingen hat seine Entwicklung darauf zurückgeführt, dass die Pflanzen der Gattung Stipagrostis aktiv die vorhandenen Wasserressourcen managen und sich somit intelligent selbst organisieren. Die Wissenschaftler haben während ihrer dreijährigen Studie von 2020 bis 2022 ein sich über 1000 Kilometer über die Namibwüste erstreckendes Gebiet untersucht und beobachtet, dass in den Feenkreisen die wenigen Gräser, die sich überhaupt etablieren konnten, sofort absterben, während außerhalb die Randgräser erfolgreich wachsen. Festzustellen war laut Getzin außerdem, dass im Feenkreis das Verhältnis zwischen Wurzel und Spross deutlich höher ist als außerhalb. „Das bedeutet, dass die Gräser in den Feenkreisen die wenige Biomasse, die sie aufbauen, stark in ihr Wurzelwachstum investieren – ein Anzeichen für Wasserstress.“ Gleichzeitig konnten die Forscher nachweisen, dass die bisher gängige Theorie, die Kreise entstünden durch Fressschäden von Termiten, nicht haltbar sei. „Wir konnten durch Fotos eindeutig dokumentieren, dass die abgestorbenen Gräser in den meisten Fällen keinerlei Fraßspuren aufwiesen“, so Getzin.

Stattdessen haben die Göttinger Wissenschaftler Bodenfeuchtesensoren installiert, die über zwei Jahre hinweg alle 30 Minuten die Bodenfeuchtigkeit gemessen haben: Die stark wachsenden Gräser am Rande der Kreise saugen das Wasser aus den Feenkreisen ab und die Pflanzen innerhalb der Kreise verdursten aufgrund der starken Konkurrenz durch die umgebenen Matrixgräser. „Das ist ein Fall pflanzlicher Selbstorganisation: In ariden Gebieten fungieren Pflanzen als sogenannte Ökosystemingenieure. Sie modifizieren ihre abiotische Umwelt selbst, indem sie Ressourcen umverteilen“, sagt Getzin, der im Jahr 2 000 mit seinen Kollegen den englischen Begriff für die Feenkreise, „fairy circles“, prägte. Die Stipagrostis-Gräser verteilen das vorhandene Wasser um, indem sie es durch Diffusionsprozesse zu sich heranziehen. Wachsende Gräser sind in der sengenden afrikanischen Sonne stark von Transpiration betroffen, benötigen aber dennoch weiterhin viel Wasser. Dadurch entsteht an ihren Wurzeln ein Bodenfeuchtevakuum, das durch den Konzentrationsgradienten das Wasser aus den Feenkreisen zu sich zieht.

Warum sind die als Wasserspeicher fungierenden Stellen ausgerechnet kreisförmig? Es liegt wohl nicht an der Bodenbeschaffenheit oder der Geschwindigkeit der Versickerung je nach Stelle. Getzin beruft sich auf eine schon in den 1950er Jahren von Alan Turing, einem frühen Computertheoretiker, entwickelte Theorie, die erklärt, dass Pflanzen oft periodische, regelmäßig verteilte Muster bilden. „Es handelt sich hier um fast perfekte Kreise in regelmäßigem Muster, da dies die optimale Wuchsstrategie zum Überleben ist. Feenkreise speichern Regenwasser in einer Tiefe von 50 Zentimetern und tiefer, wo es nicht direkt verdunstet. Sie dienen somit als eine Wasserquelle für die umgebende Vegetation“, so Getzin. Entscheidend ist dabei, dass die Form des Kreises das kleinste Verhältnis von Umfang zu Fläche vorweist: In einer kreisförmigen Anordnung erhält jede Einzelpflanze am Kreisrand den größtmöglichen Anteil des im Feenkreis gespeicherten Wassers. „Angenommen, die Pflanzen wüchsen im Quadrat, müssten sich mehr Pflanzen dieselbe Wassermenge teilen. Die logische Konsequenz ist für die Pflanzen, einen Kreis zu formen, in dem jedes Individuum das meiste Wasser für sich hat“, veranschaulicht Getzin. Er geht davon aus, dass die Suche nach den Gründen für die Entstehung der wundersamen Kreise somit endgültig abgeschlossen ist, da die Selbstorganisationstheorie ihm zufolge die einzige noch nicht ausgeschlossene, plausible Erklärung ist.

Was sagen Gegner der Ergebnisse?

Der in Namibia lebende, deutsche Journalist des Online-Portals „Namibia Focus“ Sven-Eric Ständer bezeichnet die Lösung als Ente. Laut ihm schließt die jüngste Studie zu den kahlen Kreisen keineswegs Termiten als Ursache aus. Auch weise sie nicht nach, dass Gräser, die Feenkreise in „Selbstorganisation" schaffen, so Ständer, der sich auf den Biologen Norbert Jürgens beruft, der nach Angaben Ständers Feenkreis-Experte ist. Laut Ständer und Jürgens widerlegten im Gegenteil die in Getzins Studie präsentierten Messwerte, dass der Boden der Kreise von Gräsern am Rand und in der Umgebung trockengesogen wird wie behauptet. Auch habe Jürgens nach eigenen Angaben mitttlerweile Daten zu mehr als 1700 Feenkreisen, in denen die Sandtermite Psammotermes allocerus bzw. ihre Tunnelstrukturen nachgewiesen seien. Für die jüngste Studie hätte Ökosystem-Modellierer Stephan Getzin hingegen nur elf Kreise untersucht. Für die „weltweite Ente“ macht Ständer die angeblich mangelnden wissenschaftlichen Kontrollen im Magazin ScienceDirekt verantwortlich, in der Getzins Forschungspapier erschienen war, sowie die mangelnde Recherchezeit und das lückenhafte fachliche Hintergrundwissen der Medien, die darüber berichten.

Befremden bei Getzin und in Medienredaktionen

Stephan Getzin reagierte gegenüber der AZ auf die Anschuldigungen des „Namibia Focus“ und zeigte sich von einer seiner Meinung nach unfundierten und nicht sachdienlichen Rhetorik überrascht. Er verwies ferner auf sachliche Falschangaben Ständers und bekräftigte erneut seine Forschungsergebnisse. „Der hier von ihm veröffentlichte Artikel ist sachlich in vielerlei Hinsicht falsch. Wir haben insgesamt über 50 Feenkreise in zehn verschiedenen Gebieten untersucht und 500 Gräser ausgegraben. Es ist also falsch, von elf untersuchten Feenkreisen zu sprechen“, so Getzin. „Selbstverständlich unterliegt unser renommiertes Journal denselben Kriterien des ´peer review´ wie das Science-Magazin. Es ist also beschämend oder eher unverschämt zu lesen, dass ,Mangelnde Kontrolle innerhalb der Wissenschaft´ stattgefunden hätte, oder zu lesen ist ,Offenbar sind die Prüfkriterien dort nicht streng oder unter den Gutachtern war kein Experte der relevanten Disziplinen," sagt Getzin. Es scheine, als ob sich dieser für Gondwana arbeitende Journalist mit aller Macht gegen neust Erkenntnisse stemmen wolle. „Es ist aber nun mal so wie es ist: Die von uns dokumentierten Gräser starben in vier verschiedenen Gebieten der Namib alle ab, ohne jegliche Fraßspuren von Termiten (oder dass wir auch irgendwelche Termiten oder deren Gänge gesehen hätten). Darüber hinaus zeigen unsere Daten, dass die absterbenden Gräser im Feenkreis zum Teil signifikant längere Wurzeln hatten als die vitalen Gräser außerhalb.

Von Termitenherbivorie kann also nicht die Rede sein, wenn die Wurzeln sogar länger sind“, bekräftigt Getzin.

Die Debatte um die Entstehung der Feenkreise dürfte wohl somit noch nicht vorbei sein.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-26

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