Globales Problem Plastikmüll – Recycling ist auch keine Lösung
Alle reden vom Klimawandel durch den zu hohen CO2-Ausstoß, dabei wird ein mindestens ebenso wichtiges Thema verdrängtː die Verwendung von Plastik. Jährlich werden mehrere Hundertmillionen Tonnen Plastik produziert, welche dann als Mikroplastik die Umwelt verseuchen oder über die Nahrungskette in unserem Körper gelangen. Das meiste davon ist wiederverwertbar, aber nur mit hohem Aufwand. Es wird nach Lösungen gesucht.
Wenn der ansteigende Meeresspiegel durch den Klimawandel uns nicht ertrinken lässt, dann wird die Menschheit bald in Plastikmüll versinken, denn insgesamt beläuft sich die Kunststoffproduktion auf jährlich rund 400 Millionen Tonnen – Tendenz steigend. Es ist auf der einen Seite eines der wichtigsten industriell hergestellten Produkte, auf der andern eine globale Katastrophe. Verpackungen aus Kunststoff sind aus dem Alltag kaum wegzudenken. Sie stecken in Plastiktüten, Smartphones und Autos, in Kosmetik, Spielzeug und Kleidung. So setzt die Lebensmittelindustrie verstärkt auf Plastikverpackungen, da der Verbraucher Ware haben will, die möglichst lange haltbar ist. Diese Schutzhüllen sind komfortabel in der Handhabung sowohl für den Verbraucher als auch den Hersteller.
Plastik, eigentlich Kunststoff, egal in welcher Variante, verschwindet nicht so einfach. Manche Sorten des täglichen Wegwerfgegenstandes brauchen mehrere hundert, sogar bis zu tausend Jahre bis sie verrotten. Dabei zersetzt sich die Plaste in Feinst-Teilchen bis hin zu Mikroplastik. Dabei werden Plastikteilchen kleiner als 5 Millimeter Mikroplastik genannt. Kunststoffe sind Makromoleküle von Polymeren und daher aus wiederholenden Grundeinheiten aufgebaut. Die Größe der Makromoleküle eines Polymers variiert zwischen einigen tausend bis über eine Million Grundeinheiten. Beispielsweise besteht das Polymer Polypropylen (Kurzzeichen PP) aus sich vielfach wiederholenden Propylen-Einheiten.
Die Palette, wie Mikroplastik in die Umwelt gelangt ist riesig. So werden die Kleinsteilchen, beispielsweise bei Kosmetika wie Peeling Cremes beigemischt. Auch bei Gebrauchsgegenständen kann Mikroplastik entstehen, zum Beispiel durch Abrieb. Typische Beispiele hierfür sind das Waschen von Synthetik-Kleidung, aber auch beim Joggen durch den Abrieb der Schuhsohlen, oder im Straßenverkehr der Abrieb der Reifen. Diese Teilchen werden dann vom Regen weggewaschen und geraten in die Kanalisation. Da die Teilchen so klein sind, ist aufwendige Filtertechnologie notwendig, damit Mikroplastik nicht ins Trinkwasser gerät und dennoch kann nicht alles herausgefiltert werden.
Aufnahme über Nahrung
Einmal in die Umwelt gelangt, nehmen auch Tiere durch Nahrungsaufnahme Mikroplastik zu sich. Im Umkehrschluss heißt dies, dass der Mensch ebenfalls Mikroplastik über Nahrung aufnimmt. Das gilt auch für die Meeresbewohner. Dreiviertel des Mülls in den Ozeanen ist Plastik. Dieses gelangt durch die Flüsse in die Meere oder durch verschmutzte Strände. Leichteres Plastikmaterial kann auch durch den Wind eingetragen werden. In allen Fällen ist es der Mensch, der seinen Abfall unachtsam in die Umwelt wirft.
Genau beziffert kann die Menge nicht werden, aber Experten sagen, dass jährlich bis zu 23 Millionen Tonnen an Kunststoffmüll in den Ozeanen landen. Das wird vor allem die Meeresbewohnern zum Verhängnis und kostet zehntausenden per Annum das Leben. Da die Produktion von Plastik stetig ansteigt, wird auch die Umwelt mehr und mehr mit Mikroplastik belastet. Bei den Meeren wird ein Anstieg um das Fünfzigfache bis zum nächsten Jahrhundert befürchtet.
Belastet werden die Ozeane durch Plastiktüten, PET-Flaschen, Feuerzeugen, Zigarettenkippen, Einmalrasierern und ähnlichem. Forscher haben herausgefunden, dass dieser Müll zum Teil den Geruch und Geschmack des Meeres annimmt, was Seevögel dann als Beute wahrnehmen und verspeisen. Das führt immer mehr dazu, dass die Tiere verenden.
Aber nicht nur für die Umwelt ist Plastikmüll ein Problem. Bestimmte Wirtschaftszweige wie die Tourismusbranche haben mit der Verschmutzung zu kämpfen. Gerade im asiatischen Raum ist Müll wegräumen zur morgendlichen Routine geworden. Und das ist nicht nur Arbeit, es kostet jährlich mehrere hunderte Millionen, denn die Entsorgung ist nicht kostenfrei. Ein anderes Beispiel ist die Schiff-Fahrt. Problematisch wird es, wenn sich alte Fischernetze in den Schrauben verfangen. In einem Bericht der Umweltorganisation WWF (World Wide Fund for Nature – Weltweiter Fonds für die Natur) heißt es, dass die Lebenszeitkosten von Plastik, das 2019 produziert wurde, auf 3,7 Billionen US-Dollar geschätzt wird. Der allergrößte Teil der Kosten wird durch Schäden an Ökosystemen im Meer durch das sehr lange in der Umwelt verbleibende Plastikmüll verursacht. Die wirtschaftliche Kosten werden aber nicht durch die Verursacher getragen.
Mögliche Lösungsansätze
Das Problem der Vermüllung liegt zum einen darin, dass immer mehr produziert wird, es aber auch viele Länder gibt, in denen die Abfallwirtschaft unzureichend ist. Auf der Insel Bali, Indonesien, zum Beispiel ist das Problem, dass man nicht weiß, wohin mit dem Müll. Hier bieten Müll-Sammler sogenannte Plastik Credits an, so etwas Ähnliches wie beim CO2-Handel, bei dem Firmen dafür bezahlen, dass sie ein ,,Unbedenklichkeitsetikett" auf ihre Produkte drucken können. Bei dieser neu aufkommenden Geschäftsidee beauftragen Unternehmen Firmen, die Plastikmüll einsammeln und für das Recycling zuständig sind. Im Gegenzug erhalten die Unternehmen, das können sowohl Hersteller von Plastik als auch diejenigen sein, die es für ihre Produkte kommerziell verwenden. Sie dienen als Zertifikate (Plastic Credits), welche beanspruchen, dass diese Produkte umweltfreundlich sind.
Allerdings ist dies in gewisser Weise Augenwischerei. Natürlich ist es gut, wenn Hersteller und kommerzielle Verwender von Plastik auch für die Entsorgung aufkommen, doch das löst das Problem nicht, denn die Unternehmen sich nicht dazu verpflichtet, sie polieren nur ihr Image auf. Das Problem ist einzig und allein die Herstellung. Jetzt kann argumentiert werden, dass das gesammelte Plastik ja dem Recycling zugeführt wird, aber auch dieser Kreislauf hat auch einmal ein Ende – zumeist schon nach dem dritten oder vierten Zyklusdurchlauf.
Außerdem ist Plastik nicht gleich Plastik. Die Kunststoffe müssen erst aufwendig sortiert werden, bevor sie der Wiederverwendung zugeführt werden können. Ein anderes Problem sind Lebensmittelverpackungen, die oftmals aus vier oder fünf Komponenten verschiedenen Plastiks bestehen. Diese müssten erst voneinander getrennt werden, bevor diese dem Recycling zugefügt werden können. Kompliziert wird es zum Beispiel bei Schuhen. Hier sind verschiedene Materialien so miteinander verwebt, dass eine Wiederverwertung nur begrenzt – Schuhsohlen – möglich ist. Meistens bleibt da nur der Weg zur Verbrennung. Dabei wird wieder CO2 ausgestoßen.
Erschwerend bei der Wiederverwertung ist, dass in vielen Ländern - vor allem in ärmeren – das Recycling einzig aus dem Grund nicht funktioniert, da es keine Kapazitäten, will heißen Recycling-Anlagen gibt. Das bedeutet, der gesammelte Müll muss zur nächstmöglichen Anlage transportiert oder verschifft werden, was dann die Frage aufwirft, wie nachhaltig das Konzept ist. Mit den vorhandenen Kapazitäten fällt und steht die Idee der Plastic Credits.
Die einzig funktionierende Lösung ist, Plastik vermeiden, wo es nur geht. Da kann der Industrie und den verarbeitenden Unternehmen von Industrieprodukten nicht der schwarze Peter zugeschoben werden, zumal die in der Chemie produzierenden Unternehmen weltweit hunderttausende Arbeitsplätze garantieren. Diese Entscheidung trifft ganz allein der Verbraucher. Dieser steht aber sowie so schon von Anfang an in der Pflicht, denn das Kaufverhalten beeinflusst den Markt und nicht anders herum. Und das hat wiederum Auswirkungen auf unsere Umwelt.
Olaf Mueller
Quellenː Wikipedia, WWF, adelphi, Heinrich-Böll-Stiftung, Erstes Deutsches Fernsehen, und andere
Plastik, eigentlich Kunststoff, egal in welcher Variante, verschwindet nicht so einfach. Manche Sorten des täglichen Wegwerfgegenstandes brauchen mehrere hundert, sogar bis zu tausend Jahre bis sie verrotten. Dabei zersetzt sich die Plaste in Feinst-Teilchen bis hin zu Mikroplastik. Dabei werden Plastikteilchen kleiner als 5 Millimeter Mikroplastik genannt. Kunststoffe sind Makromoleküle von Polymeren und daher aus wiederholenden Grundeinheiten aufgebaut. Die Größe der Makromoleküle eines Polymers variiert zwischen einigen tausend bis über eine Million Grundeinheiten. Beispielsweise besteht das Polymer Polypropylen (Kurzzeichen PP) aus sich vielfach wiederholenden Propylen-Einheiten.
Die Palette, wie Mikroplastik in die Umwelt gelangt ist riesig. So werden die Kleinsteilchen, beispielsweise bei Kosmetika wie Peeling Cremes beigemischt. Auch bei Gebrauchsgegenständen kann Mikroplastik entstehen, zum Beispiel durch Abrieb. Typische Beispiele hierfür sind das Waschen von Synthetik-Kleidung, aber auch beim Joggen durch den Abrieb der Schuhsohlen, oder im Straßenverkehr der Abrieb der Reifen. Diese Teilchen werden dann vom Regen weggewaschen und geraten in die Kanalisation. Da die Teilchen so klein sind, ist aufwendige Filtertechnologie notwendig, damit Mikroplastik nicht ins Trinkwasser gerät und dennoch kann nicht alles herausgefiltert werden.
Aufnahme über Nahrung
Einmal in die Umwelt gelangt, nehmen auch Tiere durch Nahrungsaufnahme Mikroplastik zu sich. Im Umkehrschluss heißt dies, dass der Mensch ebenfalls Mikroplastik über Nahrung aufnimmt. Das gilt auch für die Meeresbewohner. Dreiviertel des Mülls in den Ozeanen ist Plastik. Dieses gelangt durch die Flüsse in die Meere oder durch verschmutzte Strände. Leichteres Plastikmaterial kann auch durch den Wind eingetragen werden. In allen Fällen ist es der Mensch, der seinen Abfall unachtsam in die Umwelt wirft.
Genau beziffert kann die Menge nicht werden, aber Experten sagen, dass jährlich bis zu 23 Millionen Tonnen an Kunststoffmüll in den Ozeanen landen. Das wird vor allem die Meeresbewohnern zum Verhängnis und kostet zehntausenden per Annum das Leben. Da die Produktion von Plastik stetig ansteigt, wird auch die Umwelt mehr und mehr mit Mikroplastik belastet. Bei den Meeren wird ein Anstieg um das Fünfzigfache bis zum nächsten Jahrhundert befürchtet.
Belastet werden die Ozeane durch Plastiktüten, PET-Flaschen, Feuerzeugen, Zigarettenkippen, Einmalrasierern und ähnlichem. Forscher haben herausgefunden, dass dieser Müll zum Teil den Geruch und Geschmack des Meeres annimmt, was Seevögel dann als Beute wahrnehmen und verspeisen. Das führt immer mehr dazu, dass die Tiere verenden.
Aber nicht nur für die Umwelt ist Plastikmüll ein Problem. Bestimmte Wirtschaftszweige wie die Tourismusbranche haben mit der Verschmutzung zu kämpfen. Gerade im asiatischen Raum ist Müll wegräumen zur morgendlichen Routine geworden. Und das ist nicht nur Arbeit, es kostet jährlich mehrere hunderte Millionen, denn die Entsorgung ist nicht kostenfrei. Ein anderes Beispiel ist die Schiff-Fahrt. Problematisch wird es, wenn sich alte Fischernetze in den Schrauben verfangen. In einem Bericht der Umweltorganisation WWF (World Wide Fund for Nature – Weltweiter Fonds für die Natur) heißt es, dass die Lebenszeitkosten von Plastik, das 2019 produziert wurde, auf 3,7 Billionen US-Dollar geschätzt wird. Der allergrößte Teil der Kosten wird durch Schäden an Ökosystemen im Meer durch das sehr lange in der Umwelt verbleibende Plastikmüll verursacht. Die wirtschaftliche Kosten werden aber nicht durch die Verursacher getragen.
Mögliche Lösungsansätze
Das Problem der Vermüllung liegt zum einen darin, dass immer mehr produziert wird, es aber auch viele Länder gibt, in denen die Abfallwirtschaft unzureichend ist. Auf der Insel Bali, Indonesien, zum Beispiel ist das Problem, dass man nicht weiß, wohin mit dem Müll. Hier bieten Müll-Sammler sogenannte Plastik Credits an, so etwas Ähnliches wie beim CO2-Handel, bei dem Firmen dafür bezahlen, dass sie ein ,,Unbedenklichkeitsetikett" auf ihre Produkte drucken können. Bei dieser neu aufkommenden Geschäftsidee beauftragen Unternehmen Firmen, die Plastikmüll einsammeln und für das Recycling zuständig sind. Im Gegenzug erhalten die Unternehmen, das können sowohl Hersteller von Plastik als auch diejenigen sein, die es für ihre Produkte kommerziell verwenden. Sie dienen als Zertifikate (Plastic Credits), welche beanspruchen, dass diese Produkte umweltfreundlich sind.
Allerdings ist dies in gewisser Weise Augenwischerei. Natürlich ist es gut, wenn Hersteller und kommerzielle Verwender von Plastik auch für die Entsorgung aufkommen, doch das löst das Problem nicht, denn die Unternehmen sich nicht dazu verpflichtet, sie polieren nur ihr Image auf. Das Problem ist einzig und allein die Herstellung. Jetzt kann argumentiert werden, dass das gesammelte Plastik ja dem Recycling zugeführt wird, aber auch dieser Kreislauf hat auch einmal ein Ende – zumeist schon nach dem dritten oder vierten Zyklusdurchlauf.
Außerdem ist Plastik nicht gleich Plastik. Die Kunststoffe müssen erst aufwendig sortiert werden, bevor sie der Wiederverwendung zugeführt werden können. Ein anderes Problem sind Lebensmittelverpackungen, die oftmals aus vier oder fünf Komponenten verschiedenen Plastiks bestehen. Diese müssten erst voneinander getrennt werden, bevor diese dem Recycling zugefügt werden können. Kompliziert wird es zum Beispiel bei Schuhen. Hier sind verschiedene Materialien so miteinander verwebt, dass eine Wiederverwertung nur begrenzt – Schuhsohlen – möglich ist. Meistens bleibt da nur der Weg zur Verbrennung. Dabei wird wieder CO2 ausgestoßen.
Erschwerend bei der Wiederverwertung ist, dass in vielen Ländern - vor allem in ärmeren – das Recycling einzig aus dem Grund nicht funktioniert, da es keine Kapazitäten, will heißen Recycling-Anlagen gibt. Das bedeutet, der gesammelte Müll muss zur nächstmöglichen Anlage transportiert oder verschifft werden, was dann die Frage aufwirft, wie nachhaltig das Konzept ist. Mit den vorhandenen Kapazitäten fällt und steht die Idee der Plastic Credits.
Die einzig funktionierende Lösung ist, Plastik vermeiden, wo es nur geht. Da kann der Industrie und den verarbeitenden Unternehmen von Industrieprodukten nicht der schwarze Peter zugeschoben werden, zumal die in der Chemie produzierenden Unternehmen weltweit hunderttausende Arbeitsplätze garantieren. Diese Entscheidung trifft ganz allein der Verbraucher. Dieser steht aber sowie so schon von Anfang an in der Pflicht, denn das Kaufverhalten beeinflusst den Markt und nicht anders herum. Und das hat wiederum Auswirkungen auf unsere Umwelt.
Olaf Mueller
Quellenː Wikipedia, WWF, adelphi, Heinrich-Böll-Stiftung, Erstes Deutsches Fernsehen, und andere
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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