Loading svg Please wait while we translate the article

Baobabs kommen aus Madagaskar

Forschung: Alle Affenbrotarten gehen auf Inselstaat zurück
Katharina Moser
Mit seinem charakteristischen breiten Stamm, den zu umfassen es mehrere Menschen benötigt, mit seiner glatten Rinde, seinen schmackhaften Früchten und seiner unverkennbaren Form würde jeder Reisende diesen Baum überall wiedererkennen – den Baobab, auch Affenbrotbaum genannt. Um ihn ranken sich Geschichten und Mythen, für ihn gibt es Größenrekorde – und bis vor kurzem auch eine Debatte, wo der Baobab seinen Ursprung hat.

Es gibt acht Baobab-Arten auf der Welt, sechs davon auf Madagaskar im Indischen Ozean, eine auf dem afrikanischen Festland und eine in Australien. Auch in Namibia ist er zu finden. In einer neuen Forschungsarbeit haben Wissenschaftler um Tao Wan und Qing Feng Wang vom Botanischen Garten Wuhan in China und Ilia Leitch von den Royal Botanic Gardens in Kew in London herausgefunden, dass alle diese Baobab-Arten aus Madagaskar kommen. Die Forschungsergebnisse erschienen im Mai im Wissenschaftsmagazin Nature.

Demnach begann sich der ursprüngliche Baobab auf Madagaskar vor etwa 21 Millionen Jahren zu den verschiedenen Arten zu entwickeln. Später wanderten zwei dieser Arten auf das afrikanische Festland und nach Australien, bevor sie in Madagaskar ausstarben.

In den Baobab-Genomen fanden die Wissenschaftler Hinweise auf eine uralte Hybridisierung zwischen den Arten. Das bedeutet, dass sie alle irgendwann auf Madagaskar gelebt und sich miteinander gekreuzt haben müssen. Indem sie geologische und paläoklimatische Daten hinzufügten, konnten die Forscher berechnen, dass sich auf Madagaskar verschiedene Baobab-Arten entwickelten, die von Eiszeiten und Meeresspiegelanstiegen und -senkungen über Millionen von Jahren beeinflusst wurden.

Die heutige afrikanische Art (Adansonia digitata) verließ Madagaskar ebenso wie die heutige australische Art (Adansonia gregorii, auch als „Boab" bekannt) höchstwahrscheinlich als Samen oder Setzlinge. Die Holzstücke wurden von Flüssen, die durch Stürme angeschwollen waren, ins Meer getragen. Der Baobab erreichte das afrikanische Festland vermutlich vor etwa 12 Millionen Jahren.

„Von dort aus breitete er sich aus, oft mit Hilfe von Elefanten, die seine Samen fressen. Viele Affenbrotbaumsamen überstehen die Elefanten unbeschadet und werden in Dunghaufen abgelagert, die bis zu 65 km von der Stelle entfernt sind, an der der Elefant die Affenbrotbaumfrucht gefressen hat“, so die Autoren im Magazin The Conservationist. „Wir vermuten, dass zu dem Zeitpunkt, als sich die Affenbrotbäume über den Kontinent nach Westafrika ausbreiteten, bei der Erzeugung der Pollen oder Eizellen ein Fehler bei der Zellteilung auftrat, der dazu führte, dass die afrikanischen Affenbrotbaum-Setzlinge eine höhere Chromosomenzahl in ihren Zellen hatten (von 88 auf 168).“ Eine solche Erhöhung der Chromosomenzahl sei bei Pflanzen üblich und werde als Polyploidie bezeichnet. Polyploidie sei ein Prozess, der die Pflanze genetisch von ihren Elternpflanzen isoliert. Im Gegensatz zu den meisten Tieren könnten sich Pflanzen selbst bestäuben, um ihre Anzahl zu erhöhen. So könne ein genetischer Fehler in seltenen Fällen eine neue Art hervorbringen.

„Der neue polyploide Affenbrotbaum wurde dann wahrscheinlich zur vorherrschenden Art in Afrika und verdrängte seine Elternlinien auf dem gesamten Kontinent. Ausgehend von Berechnungen darüber, wie schnell Elefanten Affenbrotbaumsamen transportieren können, könnte dies innerhalb von etwa 2 500 Jahren geschehen sein.“

Die Forscher gehen davon aus, dass die neue afrikanische Baobab-Variante seine Elterngeneration ersetzte und diese ausstarb. Doch das ist noch nicht endgültig geklärt. „Wir untersuchen derzeit, ob die alte Form des Affenbrotbaums (möglicherweise eine Form namens Adansonia kilima) in Simbabwe und an den Hängen des Kilimandscharo und darüber hinaus noch existiert“, so die Forscher. „Wissenschaftler vermuteten dies, nachdem eine Analyse der Baobab-Blätter und der Chromosomenzahl in diesen Gebieten nahelegte, dass sie von zwei verschiedenen Baobab-Arten stammen. Diese Berichte müssen jedoch noch verifiziert werden. Es ist eindeutig weitere Detektivarbeit erforderlich, um herauszufinden, ob Adansonia kilima, der Affenbrotbaum mit der ursprünglichen Chromosomenzahl von 88, noch existiert.“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-04-20

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen