Tosco warnt vor unreguliertem Tourismus

Von Francoise Steynberg, WindhoekDie Naturschutzorganisation Tourism Supporting Conservation (Tosco) warnt, dass das Überleben der an die Wüste angepassten Löwenpopulation von einem empfindlichen Gleichgewicht zwischen Wildtieren, Gemeinden und Tourismus abhängt.Dem waren zwei Vorfälle mit Charlie, einer an die Wüste angepassten Löwin, vorangegangen. Charlie war für den Tod des bekannten Geschäftsmannes Bernd Kebbel (59) am Morgen des 30. Mai verantwortlich und griff zwei Tage später eine Gruppe südafrikanischer Touristen in der gleichen Gegend am Hoanib-Fluss an. Glücklicherweise wurde bei diesem zweiten Vorfall niemand verletzt.Nach dem tödlichen Vorfall erklärte das Umwelt- und Tourismusministerium Charlie zu einem Problemtier, und der renommierte Löwenforscher Dr. Philip Stander vom Desert Lion Conservation Trust erschoss sie am 1. Juni. Damit verlor Stander eine geliebte Löwin und mit Kebbel einen Freund und einen der engagiertesten Unterstützer des Trusts.Die Entscheidung war „das Ergebnis einer fortlaufenden Überwachung durch Mitarbeiter des Ministeriums, die ergab, dass sich das Tier an Menschen gewöhnt hatte und eine ständige Bedrohung sowohl für die Mitglieder der Gemeinde als auch für Touristen darstellte“, so das Ministerium in einer Erklärung.Heikles GleichgewichtTosco sprach nun von einer „Tragödie für die betroffene Familie, für unsere an die Wüste angepassten Löwen, für diejenigen, die unermüdlich für ihren Schutz arbeiten, und für das touristische Erbe Namibias.“Das Überleben dieser Löwen in einer der rauesten Umgebungen der Welt hänge „von einem empfindlichen Gleichgewicht zwischen Wildtieren, Gemeinden und Tourismus ab“, so Tosco. „Diese Tragödie ist eine schmerzhafte Erinnerung daran, wie fragil dieses Gleichgewicht wirklich ist. Auch wenn diese Familie [Kebbel] sich für den Naturschutz engagiert hat, beobachten wir einen allgemeinen Trend zu unreguliertem Tourismus – einschließlich Wildcamping – der sowohl Menschen als auch Wildtiere gefährdet", warnte Tosco.Tosco mahnte, dass Löwen in Zeiten der Beuteknappheit unberechenbarer werden und größere Risiken eingehen können. „Wir raten Reisenden dringend, auf ausgewiesenen Campingplätzen zu übernachten, vorzugsweise auf solchen, die von lokalen Gemeinschaften verwaltet werden“. Tosco erläuterte, dass diese Campingplätze zwar immer noch in der Wildnis liegen, den Gemeinden aber auch einen langfristigen Anreiz zum Schutz der Löwen bieten.Zweiter AngriffChris Sandmann (48) von Namvic Tours and Safaris, ein Reiseleiter mit 25 Jahren Erfahrung, führte die zweite Gruppe von Campern an, die am 1. Juni gegen 3:15 Uhr von Charlie angegriffen wurde. Er erzählte gegenüber NMH, dass die Gruppe am Vortag ihr Lager am Hoanib-Fluss aufgeschlagen habe. Während einer Pirschfahrt am President&#039;s Waterhole seien sie auf drei Ranger getroffen, die die Gruppe darüber informiert hätten, dass es einen Löwenangriff gegeben habe. „Sie sagten uns, wir sollten vorsichtig sein – ein Mann sei angegriffen worden, schwer verletzt und nach Windhoek gebracht worden. Ich wusste nicht einmal, dass es Bernd Kebbel war“, so Sandmann. „Wir fragten, wo genau es passiert sei, aber sie wollten es nicht sagen. Ich sagte ihnen, dass ich immer sehr vorsichtig bin. Wir schlugen unser Lager etwa 10 km von dem Ort entfernt auf, an dem unserer Einschätzung nach passiert war", so Sandmann. Wenig später, in den frühen Morgenstunden, klopfte er an die Tür des Hyänenforschers Emsie Verwey im Wilderness Hoanib Skeleton Coast Camp und um bat Hilfe für seine südafrikanischen Kunden.Verlust von WildIm Morgengrauen entdeckten die Camper die Löwin nur wenige Meter von ihrem Lager entfernt, begleitet von einem jüngeren männlichen Löwen, OB. Laut Sandmann war ihm schon seit einiger Zeit aufgefallen, dass sowohl Charlie als auch OB extrem abgemagert waren. „Charlie war abgemagert und hungrig. Es gibt kein Wild mehr, das die Löwen jagen können. Vor 15 bis 20 Jahren gab es in diesem Gebiet noch Tausende von Tieren. Während unserer gesamten Safari haben wir nur zwei Oryxantilopen und eine Giraffe gesehen", sagte er.Auf die Frage, ob der übermäßige Tourismus in dem Gebiet ein Problem sein könnte, da täglich Menschen und Touristen vorbeikommen, antwortete Sandmann: „Nein, wenn es den Tourismus nicht gäbe, wären die Löwen schon längst erschossen oder vergiftet worden. Es gibt viele namibische Reiseveranstalter, die das Gebiet bereisen und damit Einkommen generieren. Der Tourismus ist entscheidend für das Überleben der Löwen."Kebbels Gedenkfeier findet am Samstag um 15 Uhr auf Out of Nature, südlich von Windhoek, statt. Die Familie hat anstelle von Blumen um Spenden an den Desert Lion Conservation Trust gegeben.

Tosco warnt vor unreguliertem Tourismus

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-07-15

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