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Am Ufer und im Wasser des Flusses Citarum in der indonesischen Provinz Westjava liegen Massen von Müll. Der Strom wird immer wieder als „dreckigster Fluss der Welt“ geschimpft. Foto: Carola Frentzen, dpa
Am Ufer und im Wasser des Flusses Citarum in der indonesischen Provinz Westjava liegen Massen von Müll. Der Strom wird immer wieder als „dreckigster Fluss der Welt“ geschimpft. Foto: Carola Frentzen, dpa

Ein Meer aus Müll

Unterwegs am „dreckigsten Fluss der Welt“
Viele Länder Südostasiens haben ein enormes Müllproblem. Besonders zeigt sich das am Fluss Citarum in Indonesien. Zeitweise ist vor lauter Abfällen kaum Wasser zu sehen. Woher kommt der ganze Dreck?
dpa
Von C. Frentzen und A. Pathoni, dpa

Bandung

Wida Widiarti hat ihr ganzes Leben in der Nähe des Flusses Citarum auf der indonesischen Hauptinsel Java verbracht. Dabei hat sie hautnah miterlebt, wie der Strom von einer wichtigen Lebensader zu einem ekligen Symbol extremer Umweltverschmutzung mutiert ist. Immer wieder wird der Citarum in Berichten als „dreckigster Fluss der Welt“ bezeichnet.



„Die Leute machen sauber, aber der Müll kommt trotzdem zurück“, erzählt Widiarti, die in der Nähe von Bandung lebt. Eigentlich ist die von Bergen, grünen Reisfeldern und Vulkanen umgebene Metropole als Touristenmagnet bekannt. Aber die Idylle trügt - wie in so vielen Regionen Südostasiens lauert unter der malerischen Oberfläche ein massives Abfallproblem.



Widiart steht mit ihrer kleinen Tochter direkt am Ufer und blickt besorgt auf das trübe Wasser, in dem Plastikflaschen, kaputte Flipflops und kaum noch identifizierbarer Unrat treiben. In manchen Monaten ist es schlimmer als in anderen, dann ist zeitweise vor lauter Abfällen kaum noch Wasser zu sehen. „Und auch in besseren Zeiten ist der Citarum nie frei von Müll“, erzählt sie.



Keine Müllentsorgung

Indonesien gilt nach China als zweitgrößter Verschmutzer der Weltmeere mit Plastikmüll. Viele andere Länder in der Region haben ebenfalls ein riesiges Müllproblem. Einige der Gründe sind ein explodierendes Bevölkerungswachstum und Massentourismus gepaart mit immer mehr Plastikmüll, eine unzureichende Mülltrennung und die vielerorts kaum vorhandene Recycling-Infrastruktur. Hinzu kommt, dass viele Menschen ihren Müll einfach in der Landschaft entsorgen - nicht nur wegen mangelnder Umweltaufklärung, sondern auch wegen einer fehlenden Müllabfuhr. Aber schon die bekannte U.S.-Umweltaktivistin Annie Leonard sagte: „So etwas wie ‚weg‘ gibt es nicht. Wenn wir etwas wegwerfen, muss es ja irgendwo hingehen.“



Auch auf der bei Touristen aus aller Welt beliebten Insel Bali, der Nachbarinsel von Java, bieten die Stände gerade in der Regenzeit mehr Ekelfaktor als Traumpotenzial. Tonnenweise Abfälle werden an den Küsten, wie im Surferparadies Kuta, an Land gespült. Ein bedeutender Teil davon stammt aus lokalen Quellen, aber auch Meeresströmungen transportieren Abfall von anderen Inseln.



Während Badegäste in die Wellen springen, türmen sich am Strand Einwegverpackungen, Strohhalme, Styropor und Plastikbecher. So mancher Besucher aus Europa hatte sich den Urlaub auf der „Insel der Götter“ sicher anders vorgestellt.



In Thailand sieht es ähnlich aus. Bei Urlaubern herrscht teilweise Entsetzen - speziell auf weltbekannten Inseln wie Koh Samui und Phuket. Deponien und Müllabfuhr sind Mangelware. Richtig gut funktioniert diese nur in größeren Städten wie Bangkok. Die Folge sind immer mehr (größtenteils illegale) Müllhalden, die oft nur wenige Meter von den paradiesischen Fünf-Sterne-Hotels entfernt vor sich hin modern.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-06-22

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