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Das versagende GBV-System

Gewalt gegen Kinder und Frauen bleibt ungebremst und eskaliert
Namibia hat zwischen April 2024 und Februar 2025 über 4 400 Fälle von geschlechtsbezogener Gewalt registriert . Ein veraltetes Datensystem erschwert die Bekämpfung. Bei einem Treffen in Swakopmund fordern Polizei, Regierung und UN-Vertreter eine Reform des GBV-Informationssystems.
Adam Hartman
Von Adam Hartman

Bearbeitet von S.Hecht

Swakopmund – Die namibische Polizei hat zwischen April 2024 und Februar 2025 insgesamt 4 405 Fälle von geschlechtsbezogener Gewalt (GBV) registriert, darunter 1 345 Vergewaltigungsfälle. Dies zeigt anhaltende Probleme bei der Datenerfassung und Koordination, die die Bekämpfung von GBV weiterhin erschweren.

Diese Probleme wurden bei einem hochrangigen Treffen am Dienstag in Swakopmund thematisiert, das sich mit den Schwächen des GBV-Informationsmanagementsystems (GBVIMS) des Landes befasste. Das System wurde zwar in Pilotregionen eingeführt, gilt aber als fragmentiert, wenig genutzt und stark auf manuelle Prozesse angewiesen.

Lokale Vorfälle

Die Dringlichkeit dieser Gespräche wurde durch zwei lokale Vorfälle verdeutlicht. In der Nacht zum Montag nahmen Einwanderungs- und Polizeibeamte rund 60 undokumentierte Minderjährige fest, überwiegend aus ländlichen Gebieten Angolas. Sie wurden in der Innenstadt von Swakopmund beim Betteln und Drohen erwischt. Ihre Zahl hat im vergangenen Jahr zugenommen. Angeblich wurden sie in Absprache mit den angolanischen Behörden an die Grenze zurückgeschickt.

Unabhängig davon bestätigte die Polizei in Erongo am Dienstag während der offiziellen Eröffnung des Treffens die Festnahme eines 34-jährigen Mannes in Swakopmund. Er soll im Februar dieses Jahres seine 10-jährige Tochter vergewaltigt haben. Generalinspekteur Joseph Shikongo sagte bei der Eröffnung des Treffens, diese Vorfälle zeigten sowohl die Schwere geschlechtsbezogener Gewalt als auch die besondere Verletzlichkeit von Kindern.

Verantwortung liegt zu Hause

„Das sind nicht einfach nur Zahlen. Wir müssen uns fragen: Wo sind die Eltern? Diese Kinder kommen aus unseren Häusern. Auch die Täter von GBV stammen aus unseren Gemeinden. Verantwortung beginnt zu Hause“, sagte er.

Shikongo bekräftigte die Unterstützung der Polizei für die Stärkung des GBV-Informationsmanagementsystems.

„Wir können nichts verbessern, was wir nicht verstehen, und wir können nichts verstehen, was wir nicht messen. Ein verlässliches und integriertes Datensystem ist eine Frage der Gerechtigkeit, der Rechenschaftspflicht und der Menschenrechte“, sagte er.

Er bestätigte, dass die forensischen Einheiten der Polizei sowie die Einheiten zum Schutz vor geschlechtsbezogener Gewalt aktiv im Einsatz seien, aber bessere Hilfsmittel benötigten. „Von der Erfassung bis zur Strafverfolgung benötigen wir Echtzeitdaten, die zentral erfasst und für alle relevanten Stellen zugänglich sind“, betonte er. Der Gouverneur der Region Erongo, Neville Andre, sagte, die Region sei besonders stark von geschlechtsbezogener Gewalt betroffen. Gründe dafür seien soziale Probleme, Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie tief verwurzeltes Schweigen in der Gesellschaft.

„GBV ist kein Frauenthema. Es ist ein Thema der nationalen Entwicklung. Je länger wir zögern, es systematisch anzugehen, desto mehr lassen wir jene im Stich, die am stärksten gefährdet sind“, sagte er.

System braucht Anpassung

Die Statistikbehörde NSA, die namibische Polizei, das Büro des Premierministers und Entwicklungsorganisationen der Vereinten Nationen forderten eine ministerienübergreifende Zusammenarbeit beim GBV-Informationsmanagementsystem.

Stefanus van Staden, Vertreter des Premierministerbüros, sagte: „Wir setzen uns dafür ein, dass das System nicht nur technisch funktioniert, sondern auch auf die Bedürfnisse der Betroffenen ausgerichtet und handlungsfähig ist.“

Dr. Isak Neema von der NSA erklärte die Ziele des Treffens: eine Roadmap (eine Marschroute) zu erstellen, strategische Partnerschaften zu fördern und die nationalen Verpflichtungen zum GBV-Informationsmanagementsystem zu stärken.

„Daten allein lösen die geschlechtsbezogene Gewalt nicht, aber ohne sie können wir sie nicht effektiv bekämpfen“, betonte er.

Das Treffen soll konkrete Schritte zu einem voll funktionsfähigen GBVIMS festlegen, das alle relevanten Bereiche integriert, darunter Gesundheit, Strafverfolgung, soziale Wohlfahrt, Bildung und Justiz.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-06-15

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