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Trump als das Ziel

Iranischer Geistlicher droht indirekt mit Tod
Nach Trumps indirekter Drohung gegen Irans Führer droht ein Kleriker seinerseits indirekt. Zugleich zeigt sich Teheran gesprächsbereit. Und was wird aus den Gesprächen über eine Waffenruhe in Gaza
dpa
Von Lars Nicolaysen, dpa

Teheran/Tel Aviv

Ein einflussreicher iranischer Geistlicher hat US-Präsident Donald Trump indirekt mit dem Tode gedroht - zugleich zeigt Teheran Verhandlungsbereitschaft mit Washington. Großajatollah Nasser Makarem Schirasi nannte Trump zwar nicht direkt beim Namen, wies aber in einer religiösen Stellungnahme darauf hin, dass Drohungen gegen Irans Führer Ali Chamenei im Islam mit dem Tod bestraft werden. Trump hatte kürzlich gesagt, Chamenei sei ein leichtes Ziel. „Wir werden ihn nicht ausschalten (töten!), zumindest nicht im Moment.“ Derweil zeigte Irans Vize-Außenminister Bereitschaft zur Wiederaufnahme der Gespräche mit den USA über sein Atomprogramm, sofern Washington auf weitere Angriffe verzichtet.



Makarem Schirasi zählt als sogenannter Mardscha zu den Großajatollahs mit einem der höchsten religiösen Titel im zwölfer-schiitischen Islam. Auf die Frage eines Gläubigen zu Trump sagte er laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna in seinem Büro in Ghom: „Personen oder Regime, die eine islamische Herrschaft angreifen oder deren religiöse Führer bedrohen oder gar gegen sie vorgehen, gelten als ‚Mohareb‘ (Feinde Gottes/Krieger gegen Gott).“ Daher sei es Pflicht der Muslime, diese „Feinde“ zur Rechenschaft zu ziehen.



Der Rechtsgelehrte erklärte nur islamische Prinzipien, Trump nannte er nicht beim Namen. Das politische System der Islamischen Republik Iran basiert auf dem Prinzip der „Herrschaft der Rechtsgelehrten“. Der oberste geistliche Führer, Chamenei, vereint die höchste politische und religiöse Macht in seiner Person.



Der US-Präsident hatte kürzlich an der Seite Israels die iranischen Atomanlagen angreifen lassen. Beim Nato-Gipfel kündigte er dann neue Gespräche mit dem Iran für diese Woche an, nannte allerdings keine Details. Auf die Frage, ob er Irans Atomanlagen erneut bombardieren lassen würde, falls es wieder Sorgen über Teherans Urananreicherung gebe, sagte Trump am Freitag: „Sicher, ohne Frage, absolut.“ Der Iran dürfe keine Atomwaffen haben. Die jüngsten Angriffe hätten das Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen, bekräftigte Trump.



Klare Position vermisst

Die USA müssten weitere Angriffe auf den Iran ausschließen, wenn sie die diplomatischen Gespräche wieder aufnehmen wollen, sagte Irans stellvertretender Außenminister Madschid Tacht-Rawantschi dem britischen Sender BBC. Die Regierung von US-Präsident Trump habe seinem Land über Vermittler mitgeteilt, dass sie zu Verhandlungen zurückkehren wolle, aber „keine klare Position“ zur „sehr wichtigen Frage“ weiterer Angriffe bezogen.



Der Iran werde darauf bestehen, Uran für friedliche Zwecke anreichern zu dürfen, sagte Tacht-Rawantschi der BBC und wies Vorwürfe zurück, der Iran arbeite heimlich an der Entwicklung einer Atombombe. Sein Land sei „vom Zugang zu nuklearem Material“ für sein Forschungsprogramm ausgeschlossen worden. „Über das Niveau kann man reden, über die Kapazität kann man reden, aber zu sagen, dass ihr keine Anreicherung haben dürft, null Anreicherung, und wenn ihr nicht einverstanden seid, werden wir euch bombardieren – das ist das Gesetz des Dschungels“, sagte der stellvertretende iranische Außenminister.



Irans Erzfeind Israel deutete unterdessen im Krieg gegen die mit Teheran verbündete islamistische Hamas im Gazastreifen eine Änderung der Prioritäten an. Israels Angriffe im Iran hätten ‚weitreichende regionale Möglichkeiten“ eröffnet, einschließlich der Befreiung der Geiseln in Gaza, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. „Zunächst einmal müssen wir die Geiseln befreien“, sagte er laut Medien. Dies wurde laut der „Times of Israel“ von heimischen Medien so interpretiert, dass Netanjahu jetzt die Rückkehr der Geiseln priorisiert - vor allem anderen wie dem Sieg über die Hamas.



Diese Fotokombination zeigt Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (v.l.n.r,) in Budapest, US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus in Washington und ein Handout des Obersten Führers Irans Ajatollah Ali Chamenei während einer im Fernsehen übertragenen Rede in Teheran. Foto: Denes Erdos/Jacquelyn Martin, Office of the Iranian Supreme Leader

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-07-12

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