Zwischen Vergesslichkeit und Bruderliebe
Ein verbeulter Tresor beschäftigte am Vormittag zunächst das Gericht - nämlich jener, aus dem der 23-Jährige am 4. März 2005 auf der Farm Kareeboomvloer die Waffen gestohlen haben soll, mit der er hinterher acht Menschen umgebracht hatte. Am Vortag hatte Sylvester, der seine Zeugenaussage in eigener Sache immer mehr als große Show anzusehen scheint, großmundig erklärt, er habe den Tresor mit einem Revolver .38 special aufgeschossen. Die Anwaltsriege, vier Verteidiger und die Staatsanwältin, hatten ihre Zweifel - deshalb wurde der mittlerweile aus dem Farmhaus entfernte Tresor aufgespürt und vor Gericht gebracht. Erstaunlicherweise weist er keine sichtbaren Schussspuren auf. Wie auf einer Theaterbühne musste Beukes gleich zweimal (am Nachmittag nochmals vor einem Ballistikexperten, der den Tresor nun untersuchen soll) nachstellen, wie er auf den Safe geschossen haben will - und änderte dabei seine Version. Revolverheld oder Sägemeister?Er habe zwar einmal auf den Tresor gefeuert, dann aber eine Säge geholt und den Waffenschrank damit gewaltsam geöffnet. Bei der zweiten Vorführung will Sylvester aber nicht einmalmehr gewusst haben, ob die Kugel überhaupt den Schrank traf oder vielleicht doch vorbeigegangen sei. Genau dies soll der Ballistiker William Nambahu jetzt überprüfen und sich gegebenenfalls auch den Raum im Farmhaus auf Kareeboomvloer nochmals näher anschauen. Die Frage des Schusses ist bedeutend. Stimmt Sylvesters Aussage, dass er mit dem .38-Revolver auf den Safe geschossen hat, muss er die Waffe, die den ermordeten Eigentümern und Eltern des ebenfalls angeklagten Shorty Erasmus (30) gehörte, schon mit zur Farm gebracht haben. Dies wiederum würde Sylvesters Aussage stützen, wonach er die Waffe von Shorty mit dem Auftrag bekommen habe, dessen Eltern zu liquidieren.
Am Nachmittag musste sich Sylvester dann dem Kreuzverhör von Boris Isaacks, dem Verteidiger von Stoney Neidel, stellen. Beim 31-jährigen Neidel hatten die Brüder, so hatte Sylvester ebenfalls gestanden, die Beute des tödlichen Raubzuges auf der Farm abgeladen - die Frage steht im Raum, ob und was er von dem Mordplan wusste. Neidel hatte nach Abschluss der Beweisaufnahme der Staatsanwaltschaft Freispruch beantragt, die war aber von Richter Petrus Damaseb abgelehnt worden. Am Vortag hatte Beukes Neidel bezichtigt, schon zwei Monate vor der Tat gewusst zu haben, dass er, Sylvester, unlizenzierte Waffen bei ihm abladen werde.
"Neidel wusste nichts von Mordplan"Als gesetzestreuer Bürger hätte Neidel dies melden müssen. Im Kreuzverhör unterließ der 23-Jährige dann aber Anschuldigungen gegen seinen Nebenmann auf der Anklagebank. Nein, Neidel habe nichts von dem Auftragsmord gewusst und genauso wenig von der von Shorty versprochenen Bezahlung (50000 N$ in bar und "alles, was Du willst" von der Farm), betonte Sylvester und gestand dann sogar, seinen Mitangeklagten Wochen vor der Tat getäuscht zu haben: "Ich habe ihm erzählt, dass ich von meinem Vater eine Viehherde geerbt habe und daher Land bräuchte, um die Tiere dort unterzustellen", so Beukes. Offenbar hatte er also schon zu diesem Zeitpunkt (Dezember 2004) gewusst, dass er in Kürze Vieh in seinem Besitz haben würde - was sich nach dem Blutbad Anfang März verwirklichte, bei dem auch eine Ziegenherde von der Farm gestohlen und auf Neidels Stück kommunalen Farmlands abgeliefert worden war. Beukes gab auch zu, dass Neidel ihn gewarnt habe, besser keine gestohlene Ware zu ihm zu bringen.Ist Blut dicker als Wasser?Schon fast vehement war Sylvester darauf bedacht, seinen Bruder Gavin (27) von jeglicher Schuld freizusprechen - so vehement, dass Richter Damaseb dies bereits zum zweiten Mal fürs Protokoll vermerkte. Wurden Fragen gestellt, die sich auf beide Brüder bezogen oder Gavin gar implizieren könnten, antwortete Sylvester mit "ich". Gavin habe nichts gewusst und sei bei Treffen mit Neidel - vor allem bei jenen mit "wichtigem" Inhalt - nicht immer dabei gewesen.
Schon heute endet diese Verhandlungswoche, die viele Fragen aufgeworfen hat. Das Kreuzverhör von Beukes wird sich hinziehen, wann immer der Prozess fortgesetzt wird. Ob Shorty Erasmus, der morgen seinen 31. Geburtstag feiert, aussagen wird, will er erst nach Abschluss von Sylvester Beukes' Zeugenauftritt entscheiden.
Am Nachmittag musste sich Sylvester dann dem Kreuzverhör von Boris Isaacks, dem Verteidiger von Stoney Neidel, stellen. Beim 31-jährigen Neidel hatten die Brüder, so hatte Sylvester ebenfalls gestanden, die Beute des tödlichen Raubzuges auf der Farm abgeladen - die Frage steht im Raum, ob und was er von dem Mordplan wusste. Neidel hatte nach Abschluss der Beweisaufnahme der Staatsanwaltschaft Freispruch beantragt, die war aber von Richter Petrus Damaseb abgelehnt worden. Am Vortag hatte Beukes Neidel bezichtigt, schon zwei Monate vor der Tat gewusst zu haben, dass er, Sylvester, unlizenzierte Waffen bei ihm abladen werde.
"Neidel wusste nichts von Mordplan"Als gesetzestreuer Bürger hätte Neidel dies melden müssen. Im Kreuzverhör unterließ der 23-Jährige dann aber Anschuldigungen gegen seinen Nebenmann auf der Anklagebank. Nein, Neidel habe nichts von dem Auftragsmord gewusst und genauso wenig von der von Shorty versprochenen Bezahlung (50000 N$ in bar und "alles, was Du willst" von der Farm), betonte Sylvester und gestand dann sogar, seinen Mitangeklagten Wochen vor der Tat getäuscht zu haben: "Ich habe ihm erzählt, dass ich von meinem Vater eine Viehherde geerbt habe und daher Land bräuchte, um die Tiere dort unterzustellen", so Beukes. Offenbar hatte er also schon zu diesem Zeitpunkt (Dezember 2004) gewusst, dass er in Kürze Vieh in seinem Besitz haben würde - was sich nach dem Blutbad Anfang März verwirklichte, bei dem auch eine Ziegenherde von der Farm gestohlen und auf Neidels Stück kommunalen Farmlands abgeliefert worden war. Beukes gab auch zu, dass Neidel ihn gewarnt habe, besser keine gestohlene Ware zu ihm zu bringen.Ist Blut dicker als Wasser?Schon fast vehement war Sylvester darauf bedacht, seinen Bruder Gavin (27) von jeglicher Schuld freizusprechen - so vehement, dass Richter Damaseb dies bereits zum zweiten Mal fürs Protokoll vermerkte. Wurden Fragen gestellt, die sich auf beide Brüder bezogen oder Gavin gar implizieren könnten, antwortete Sylvester mit "ich". Gavin habe nichts gewusst und sei bei Treffen mit Neidel - vor allem bei jenen mit "wichtigem" Inhalt - nicht immer dabei gewesen.
Schon heute endet diese Verhandlungswoche, die viele Fragen aufgeworfen hat. Das Kreuzverhör von Beukes wird sich hinziehen, wann immer der Prozess fortgesetzt wird. Ob Shorty Erasmus, der morgen seinen 31. Geburtstag feiert, aussagen wird, will er erst nach Abschluss von Sylvester Beukes' Zeugenauftritt entscheiden.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen