Zunehmender Widerstand

Nachhaltiger Nutzen von Elefanten durch Massentötung keine Option
Frank Steffen
Von Frank Steffen, Windhoek

Nachdem sich unlängst die Staatsoberhäupter aus Botswana, Angola, Sambia, Simbabwe und Namibia in Kasane (Botswana) trafen, um eine gemeinsame Strategie zum nachhaltigen Nutzen der riesigen Elefantenpopulation dieser Länder zu beschließen (AZ berichtete), scheint das letzte Wort seitens der Tierschützer noch längst nicht gesprochen. Das in Südafrika einflussreiche Naturschutz-Hilfswerk bekannt als „Conservation Action Trust“, hat einen Artikel unter Federführung von Dr. Louise de Waal veröffentlicht.

Davon ließ sich allerdings das botswanische Umweltministerium nicht abhalten und gab gestern amtlich bekannt, dass es einem Vorschlag einer Sonderkommision folgend, das Jagdverbot in Botswanas aufgehoben hat. In der Presseerklärung befasst sich der zuständige Staatssekretär mit dem Mensch-Tier-Konflikt, der wegen einer hohen Zahl an Elefanten zustande kommt sowie dem Konflikt mit Raubtieren im Allgemeinen.

Widersprüchliche Aussagen

In ihrem Bericht kritisiert de Waal die angeblichen Studien und Umfragen unter der botswanischen Bevölkerung sowie die Beschlüsse, die von botswanischen Würdenträgern genommen wurden. So habe der botswanische Präsident Mokgweetsi Masisi dem Medienhaus Bloomberg gegenüber beteuert, dass „Elefanten niemals gekeult werden“, man habe die Behörden missverstanden. Allerdings stünden Masisis Worte im direkten Widerspruch zu dem Unterausschuss des botswanischen Kabinetts, der in seinem Bericht über den landesweit geführten Dialog („Hunting Ban Social Dialogue“) vorschlägt, dass das Jagdverbot auf Elefanten in Botswana aufgehoben und die Massentötung („culling“) erlaubt werden soll - das Fleisch soll zu Dosenfleisch verarbeitet werden.

Der Conservation Action Trust (CAT) ist in Südafrika als gemeinnützige Treuhandgesellschaft eingetragen und trachtet laut eigener Aussage danach, ausgesuchte Fauna und Flora zu erhalten und vor dem Aussterben zu schützen, indem sie breitgefächerte Studien vornimmt und unabhängig über diese berichtet. Gegen diesen Hintergrund moniert CAT die Tatsache, dass die botswanische Regierung scheinbar nur solche Kommunen befragt haben soll, die negativ von dem Jagdverbot auf Elefanten aus dem Jahre 2014 beeinträchtigt worden sind. „Unverständlich ist, dass die Tourismusindustrie sowie die daraus profitierenden Kommunen nicht zu dem Thema befragt wurden. Der Tourismussektor ist immerhin neben dem Diamanten-Bergbau der zweitgrößte Sektor, der zum Bruttoinlandsprodukt (BLP) des Landes beiträgt“, wirft die Doktorin vor allem Kitso Mokaila vor, dem botswanischen Minister für Umwelt und natürliche Ressourcen sowie Naturschutz und Tourismus.

Mokaila droht Interessenträgern

Während Mokaila laut der obengenannten Presseerklärung auch den Tourismussektor befragt haben will, behauptet CAT, er habe den Mitgliedern des Tourismussektors sogar unverhohlen mit ihrer fortgesetzten Existenz in Botswana gedroht, sollten sie aufmucken. Schlimmer ist laut CAT, dass Masisi sich in dieser Frage von Ron Thomson beraten lässt. Thomson bekennt sich dazu, 5000 Elefanten selbst getötet zu haben und an der Tötung weiterer „tausender Tiere“ beteiligt gewesen zu sein- ganz abgesehen von 800 Büffeln, 600 Löwen und 50 Flusspferden. Doch weigere sich dieser Mann, an einer öffentlichen Diskussion in Botswana teilzunehmen. Während eines Fernsehinterviews mit Piers Morgan in England, habe sich Thomson indessen als „hoch effizienter“ Jäger ausgegeben, da er bei der Tötung von Tiere nichts empfinde. Als „angeblich ethischer Jäger“ soll er damit angegeben haben, einmal 32 Elefanten mit einem Mal erlegt zu haben.

„In einem anderen Interview behauptet er nun, dass Botswanas Elefanten 10 bis 20 Mal die Tragfähigkeit ihres Habitats überschreiten“, berichtet de Waal. Dabei habe die Elefantenbevölkerung seit dem Jahre 2006 abgenommen - so würde die letzte Zählung in Botswana, die im Jahr 2016 ausgeführt worden war, nur noch 126000 Tiere verzeichnen „und dies entspricht einer akzeptablen Norm“.

HSI teilt die Sorge der CAT

De Waals Sorge wird indessen von Audrey Delsink geteilt - sie ist als Direktorin der Humane Society International (HSI) für Wild in Afrika zuständig. „Bullen müssen 40 bis 50 Jahre alt sein, bevor sie sich für die Fortpflanzung eignen. 90 Prozent der Kälber stammen von diesen Bullen, die aber auch das beliebteste Jagdopfer sind. Dabei sind die Herden von diesen erwachsenen Tieren abhängig, denn diese geben ihre soziale und ökologische Erfahrung an die jüngeren Tiere weiter“, so Delsink.

Der Mensch-Tier-Konflikt werde sich nicht wegen einer Jagzulassung legen, meinte indessen der Umweltschutz-Biologe des Ambroseli-Trusts für Elefanten, Dr. Keith Lindsay. Demnach würden nur die großen Bullen für die Jagd in Frage kommen, und somit wäre der Konflikt kaum vermindert. Dies Argument wird aber von Regierungsseite wiederlegt, da sich die Population insgesamt auf Dauer vermindern würde, wenn weniger Elefantenbullen die Vermehrung antreiben.

Dr. de Waal verurteilt die Vorschläge von Botswana, Angola, Sambia, Simbabwe und Namibia als eine Kommerzialisierung („commoditisation“) dieses Großwilds. Grundsätzlich haben die betroffenen Länder auch kein Geheimnis daraus gemacht. Das Treffen in Kasane ging darum, eine enorme Anzahl Elefanten nachhaltig zu erhalten und zu nutzen, beziehungsweise den Einwohnern einen wirtschaftlichen Vorteil zu schaffen.

Kein Kommentar zu KAZA

CAT geht in keiner Weise auf das flächenübergreifende Naturschutzgebiet KAZA (Kavango Zambezi Transfrontier Conservation Area) ein, das laut dem zuständigen Programm-Manager Frederick Dipotso rund 250000 Elefanten beheimatet - etwa zwei Drittel der gesamten afrikanischen Population. Dieses Naturschutzgebiet erstreckt sich über die fünf von der CAT kritisierten Länder und soll erhalten bleiben. „Wir wollen für unsere Elefanten einen sicheren Lebensraum schaffen“, hieß es in der Einleitung einer Erklärung der vergangenen Woche. Darum werde man weite Teile geeigneter Landschaften eröffnen und Wildtier-Korridore sichern, damit den Tieren die Migrationsrouten neu zugänglich werden.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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