Zu Besuch bei den Waldschmidts
Von Hühner, Eiern und einer namibischen Erfolgsgeschichte
Von Katharina Moser, Windhoek
Hühnerfedern wehen über den Hof, und wenn man genau hinhört, kann man sich fast einbilden, schon das Gackern zu hören. Wir stehen auf dem Farmgelände von „Waldschmidt Eggs“, einem der Hauptproduzenten von Hühnereiern in Namibia, und sind verabredet mit Eckhard Waldschmidt, dem jetzigen Betreiber, der schon voller Elan auf einem Mountainbike auf uns zu kommt.
Der Betrieb Waldschmidt, deren Eierpackungen man in Supermärkten im ganzen Land findet, hat eine lange Geschichte, auf die er zurückblicken kann. „Meine Großeltern sind um 1950 herum aus Deutschland ausgewandert, mit dabei ihre drei Söhne“, erzählt Waldschmidt. Zuerst hätten sie als Landbauern Gemüse angebaut. „Weil sie aber nach Quellen für Dünger suchten, haben sie dann des Mists wegen mit Hühnern angefangen, zuerst nur etwa tausend.“ Aus diesen kleinen Anfängen hat sich bis heute ein Großunternehmen entwickelt. Nach ein paar Familienstreitigkeiten bauten schließlich Großvater, Vater und Onkel Waldschmidt jeweils ihre eigenen Betriebe auf. Letzterer hatte eine Hühnerfarm auf Brakwater, die er dann an Bokomo verkaufte, die jedoch vor fünf Jahren wieder an die Waldschmidts zurückverkauft wurde.
Eckhard Waldschmidt selbst hatte zunächst gar nicht als Hühnerfarmer angefangen, übernahm die Farm jedoch 1987 aus Loyalität zum Familienbetrieb. „Im Vergleich zu Bokomo genießen wir den großen Vorteil, dass wir ein Familienbetrieb sind. Bei Viehhaltung ist das viel besser, da die Verantwortlichen nicht dauernd auf die Uhr schauen und auf die Bezahlung ihrer Überstunden pochen“, so Waldschmidt. Denn Arbeit gibt es viel, immerhin befinden sich aktuell 240 000 Hühner auf dem Gelände. Wenn die Stallungen voll besetzt sind, könnten es sogar 400 000 sein. „Wir haben eine Legeleistung von 80 bis 90 Prozent, ein Huhn legt also in einer Woche etwa sechs Eier. Damit sind wir bei etwa 210 000 Eiern täglich.“ Allerdings, das spricht Waldschmidt unumwunden aus, werden die Tiere in Käfighaltung gehalten; die Hühner werden auf geringstem Platz in unendlich langen Volieren eingepfercht. Die Käfighaltung ist in Deutschland bereits aus Tierschutzgründen verboten, auch die erweiterte Käfighaltung soll 2026 verboten werden. In Namibia gibt es allerdings so gut wie keine Regularien zur Hühnerhaltung. „Ich würde die Hühner liebend gerne in Freilandhaltung halten“, sagt Waldschmidt, der weiß, dass dies ein hoch brisantes Thema ist. „Aber die Ställe sind um Unmengen teurer und damit steigt der Preis pro Ei sprunghaft an. Hier in Afrika kann sich das keiner leisten“, begründet er. „Eier aus Freilandhaltung wäre in Namibia ein Nischenmarkt. Eine Handvoll Leute kaufen sie vielleicht bei Maerua Mall Spar, aber ich bin mir sicher, in Oshakati kann ich keinen dazu bringen, deutlich mehr für ein Ei zu zahlen.“
Denn in der Hühnerindustrie müssen Ausgaben und Einkünfte perfekt abgestimmt sein. „Ich brauche etwa 50 Kilo Futter für eine Kiste Eier, die 23 Kilo wiegt.“ Waldschmidt verkauft Eier in ganz Namibia, nicht aber ins Ausland. Seine Küken bezog der Betrieb in der Regel immer aus Holland, doch wegen Corona war die Einfuhr aus Europa nicht mehr möglich, daher musste Waldschmidt gezwungenermaßen auf Küken aus Südafrika ausweichen. „Als Corona Kükeneinfuhr aus Holland wieder zuließ, kam dort die Vogelgrippe. Und jetzt, wo das vorbei ist, fliegt statt Lufthansa nun Eurowings, die keine ventilierten Frachträume haben und daher keine Küken transportieren.“ Nun hofft Waldschmidt, seine nächsten Küken aus Simbabwe beziehen zu können. „Wenn nicht, habe ich ein Problem. Küken bleiben bei uns in der Regel 17 Wochen auf der Legeaufzuchtfarm in Omaruru, und dann legen sie 80 Wochen auf unserer Farm hier Eier, bis sie geschlachtet werden.“ Daher wünscht sich der Unternehmer eigentlich, wieder Küken aus Holland importieren zu können. Denn es geht ihm dabei vor allem auch um die Sicherheit des Hühnerbetriebes. „Eine für den Farmer fatale Krankheit, die ein Huhn haben kann, ist MSMG, vergleichbar mit HIV beim Menschen. Früher hatten wir oft Probleme mit Hühnern aus Südafrika, da sie MSMG einschleppten.“ Waldschmidt hat schon lange keine Fälle mehr gehabt, aber die Sicherheitsstandards sind hoch. Jeder von den etwa 80 Angestellten auf dieser Farm, der Kontakt zu den Hühnern hat, muss sich vor Betreten der Farm in einer Anlage komplett duschen und erhält frische Kleidung.
Überhaupt macht sich Waldschmidt in vielerlei Bereichen modernste Technik zunutze. Die gelegten Eier durchlaufen eine große Maschine, die nicht nur kaputte Eier aussortiert, sondern auch durch ein Glöckchensystem und durch Fotokameras die kleinsten Haarrisse in der Schale und winzige Dreckflecken erkennt. Die Eier werden nach Größe sortiert, gestempelt und verpackt. Neuerdings arbeitet Waldschmidt auch mit Barcodes auf den Eierkartons, durch die sich die Produktionskette der spezifischen Eier im Karton nachverfolgen lässt. Die Eier laufen durch wie am Fließband, keine Fehler, keine Unterbrechungen. Waldschmidt steht sichtbar stolz umgeben von den Erfolgen, die sich sein Familienunternehmen in den letzten Jahrzehnten aufgebaut hat.
Zwar hat auch ihn Corona hart getroffen, Waldschmidt hatte 25 bis 30 Prozent Marktverlust. „Das ist einerseits durch den Einbruch des Tourismus, andererseits durch die Schulschließungen. Zuhause essen die Kinder weniger Eier. Und natürlich kann sich der kleine Mann wegen Corona weniger leisten“, so Waldschmidt. Aber dennoch kann er positiv in die Zukunft blicken, innovative Erneuerungen stehen schon aus: Den Hühnermist hat Waldschmidt begonnen, in Pellets als Dünger umzuwandeln, der hauptsächlich nach Südafrika an die Weinbauern als organischer Dünger verkauft wird. Die Ideen gehen Waldschmidt nicht aus – auf eine weiterhin große Zukunft dieses Familienbetriebes, und einer namibischen Erfolgsgeschichte.
Hühnerfedern wehen über den Hof, und wenn man genau hinhört, kann man sich fast einbilden, schon das Gackern zu hören. Wir stehen auf dem Farmgelände von „Waldschmidt Eggs“, einem der Hauptproduzenten von Hühnereiern in Namibia, und sind verabredet mit Eckhard Waldschmidt, dem jetzigen Betreiber, der schon voller Elan auf einem Mountainbike auf uns zu kommt.
Der Betrieb Waldschmidt, deren Eierpackungen man in Supermärkten im ganzen Land findet, hat eine lange Geschichte, auf die er zurückblicken kann. „Meine Großeltern sind um 1950 herum aus Deutschland ausgewandert, mit dabei ihre drei Söhne“, erzählt Waldschmidt. Zuerst hätten sie als Landbauern Gemüse angebaut. „Weil sie aber nach Quellen für Dünger suchten, haben sie dann des Mists wegen mit Hühnern angefangen, zuerst nur etwa tausend.“ Aus diesen kleinen Anfängen hat sich bis heute ein Großunternehmen entwickelt. Nach ein paar Familienstreitigkeiten bauten schließlich Großvater, Vater und Onkel Waldschmidt jeweils ihre eigenen Betriebe auf. Letzterer hatte eine Hühnerfarm auf Brakwater, die er dann an Bokomo verkaufte, die jedoch vor fünf Jahren wieder an die Waldschmidts zurückverkauft wurde.
Eckhard Waldschmidt selbst hatte zunächst gar nicht als Hühnerfarmer angefangen, übernahm die Farm jedoch 1987 aus Loyalität zum Familienbetrieb. „Im Vergleich zu Bokomo genießen wir den großen Vorteil, dass wir ein Familienbetrieb sind. Bei Viehhaltung ist das viel besser, da die Verantwortlichen nicht dauernd auf die Uhr schauen und auf die Bezahlung ihrer Überstunden pochen“, so Waldschmidt. Denn Arbeit gibt es viel, immerhin befinden sich aktuell 240 000 Hühner auf dem Gelände. Wenn die Stallungen voll besetzt sind, könnten es sogar 400 000 sein. „Wir haben eine Legeleistung von 80 bis 90 Prozent, ein Huhn legt also in einer Woche etwa sechs Eier. Damit sind wir bei etwa 210 000 Eiern täglich.“ Allerdings, das spricht Waldschmidt unumwunden aus, werden die Tiere in Käfighaltung gehalten; die Hühner werden auf geringstem Platz in unendlich langen Volieren eingepfercht. Die Käfighaltung ist in Deutschland bereits aus Tierschutzgründen verboten, auch die erweiterte Käfighaltung soll 2026 verboten werden. In Namibia gibt es allerdings so gut wie keine Regularien zur Hühnerhaltung. „Ich würde die Hühner liebend gerne in Freilandhaltung halten“, sagt Waldschmidt, der weiß, dass dies ein hoch brisantes Thema ist. „Aber die Ställe sind um Unmengen teurer und damit steigt der Preis pro Ei sprunghaft an. Hier in Afrika kann sich das keiner leisten“, begründet er. „Eier aus Freilandhaltung wäre in Namibia ein Nischenmarkt. Eine Handvoll Leute kaufen sie vielleicht bei Maerua Mall Spar, aber ich bin mir sicher, in Oshakati kann ich keinen dazu bringen, deutlich mehr für ein Ei zu zahlen.“
Denn in der Hühnerindustrie müssen Ausgaben und Einkünfte perfekt abgestimmt sein. „Ich brauche etwa 50 Kilo Futter für eine Kiste Eier, die 23 Kilo wiegt.“ Waldschmidt verkauft Eier in ganz Namibia, nicht aber ins Ausland. Seine Küken bezog der Betrieb in der Regel immer aus Holland, doch wegen Corona war die Einfuhr aus Europa nicht mehr möglich, daher musste Waldschmidt gezwungenermaßen auf Küken aus Südafrika ausweichen. „Als Corona Kükeneinfuhr aus Holland wieder zuließ, kam dort die Vogelgrippe. Und jetzt, wo das vorbei ist, fliegt statt Lufthansa nun Eurowings, die keine ventilierten Frachträume haben und daher keine Küken transportieren.“ Nun hofft Waldschmidt, seine nächsten Küken aus Simbabwe beziehen zu können. „Wenn nicht, habe ich ein Problem. Küken bleiben bei uns in der Regel 17 Wochen auf der Legeaufzuchtfarm in Omaruru, und dann legen sie 80 Wochen auf unserer Farm hier Eier, bis sie geschlachtet werden.“ Daher wünscht sich der Unternehmer eigentlich, wieder Küken aus Holland importieren zu können. Denn es geht ihm dabei vor allem auch um die Sicherheit des Hühnerbetriebes. „Eine für den Farmer fatale Krankheit, die ein Huhn haben kann, ist MSMG, vergleichbar mit HIV beim Menschen. Früher hatten wir oft Probleme mit Hühnern aus Südafrika, da sie MSMG einschleppten.“ Waldschmidt hat schon lange keine Fälle mehr gehabt, aber die Sicherheitsstandards sind hoch. Jeder von den etwa 80 Angestellten auf dieser Farm, der Kontakt zu den Hühnern hat, muss sich vor Betreten der Farm in einer Anlage komplett duschen und erhält frische Kleidung.
Überhaupt macht sich Waldschmidt in vielerlei Bereichen modernste Technik zunutze. Die gelegten Eier durchlaufen eine große Maschine, die nicht nur kaputte Eier aussortiert, sondern auch durch ein Glöckchensystem und durch Fotokameras die kleinsten Haarrisse in der Schale und winzige Dreckflecken erkennt. Die Eier werden nach Größe sortiert, gestempelt und verpackt. Neuerdings arbeitet Waldschmidt auch mit Barcodes auf den Eierkartons, durch die sich die Produktionskette der spezifischen Eier im Karton nachverfolgen lässt. Die Eier laufen durch wie am Fließband, keine Fehler, keine Unterbrechungen. Waldschmidt steht sichtbar stolz umgeben von den Erfolgen, die sich sein Familienunternehmen in den letzten Jahrzehnten aufgebaut hat.
Zwar hat auch ihn Corona hart getroffen, Waldschmidt hatte 25 bis 30 Prozent Marktverlust. „Das ist einerseits durch den Einbruch des Tourismus, andererseits durch die Schulschließungen. Zuhause essen die Kinder weniger Eier. Und natürlich kann sich der kleine Mann wegen Corona weniger leisten“, so Waldschmidt. Aber dennoch kann er positiv in die Zukunft blicken, innovative Erneuerungen stehen schon aus: Den Hühnermist hat Waldschmidt begonnen, in Pellets als Dünger umzuwandeln, der hauptsächlich nach Südafrika an die Weinbauern als organischer Dünger verkauft wird. Die Ideen gehen Waldschmidt nicht aus – auf eine weiterhin große Zukunft dieses Familienbetriebes, und einer namibischen Erfolgsgeschichte.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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