Zehn Jahre zermürbende Trennung
Selbst wenn die Bindung zweier Liebender, Kurt Falk und Hildegard Mereis, nach zehn Jahren kriegsbedingter Trennung - 1939 bis 1949 - am Ende verständlicherweise abgebrochen wäre, hätte ihre schicksalshafte Geschichte erzählt werden müssen.
Erika von Wietersheim hat mit der Aufarbeitung fortlaufender Korrespondenz ihrer Eltern über zwei Kontinente - Australien und Südafrika - die nach acht, neun Jahren wegen zunehmender Aussichtslosigkeit vor dem Abbruch stand, ein ergreifendes Werk geschrieben: „Nur 24 Zeilen“. Jeweils maximal 24 Zeilen - von der Lagerwache zensiert, versteht sich - durfte der internierte Lehrer (enemy subject) Kurt Falk aus dem australischen Gefangenenlager an seine Geliebte nach Kapstadt und an seine Verwandten in Deutschland abschicken.
Die Geschichte, die man in einer anderen Generation vermutlich „Schicksalsroman“ genannt hätte, endet schließlich nach schwersten Zweifeln, inneren Zerreißproben und nahe liegender Entfremdung im zäh angestrebten Wiedersehen auf Seiten des Mannes, im Happy End. Der sieben Jahre Kriegsinternierte Kurt Falk erhält nach intensivem Bemühen die ständige Aufenthaltsgenehmigung für Südafrika und nimmt in Lüderitzbucht (im damalilgen südafrikanischen Mandatsgebiet Südwestafrika) eine Lehrstelle an, wohin ihm die über ein Jahrzehnt in der Ferne Verehrte - inzwischen auch qualifizierte Lehrerin - sogar folgt, obwohl Lüderitzbucht mit Kapstadt keinen Vergleich aushält.
Erika von Wietersheim hat in sorgfältiger Arbeit, im nuancierten Stil die Geschichte der letztlich überbrückten Trennung ihrer Eltern geschildert und gleichzeitig den Blick auf die Geschichte und das Empfinden deutschsprachiger Südwester/Namibier, bzw. deutschsprachiger Südafrikaner gerichtet. Sie zeigt, wie es auf dem Buchumschlag heißt, „wie eng verflochten die Fäden sind, die die Kriegsgeneration noch immer mit der heutigen verbinden“. Nur 24 Zeilen ist kein Roman, sondern eine Geschichte im Sinne des Spruchs: „Wahrheit ist oft seltsamer als Fiktion“ - truth is stranger than fiction.
Die Folge der fein formulierten Korrespondenz des Paares Hildegard und Kurt hat die Autorin in die zeitgenössische Kriegs- und Nachkriegskulisse eingebracht. Dabei hat sie insbesondere das Selbstbild und wechselnde Zeitempfinden der Hauptcharaktere umrissen: Deutsche und Deutschsprachige in vielsprachiger südafrikanischer Umgebung vor dem 2. Weltkrieg und - dann im Wandel der öffentlichen, auch deutschfeindlichen Kriegspsychose - während und nach dem Weltkrieg.
Hildegard schreibt am 23. September 1947 aus Kapstadt nach Australien - es sollte noch zwei Jahre bis zu einem extrem ungewissen Wiedersehen dauern: „Irgendwie sind wir alle in unserer Generation betrogen worden, und das Leben scheint keinen großen Sinn mehr zu haben.“
Die Geschichte zwischen Kapstadt, Deutschland, Australien und Lüderitzbucht erinnert an einen anderen Schicksalsgang, der sich zwischen Südwestafrika, Deutschland, Sibirien und zurück in einem Roman entfaltet hat: Der Eukalyptusbaum von Arthur Ignatius.
Erika von Wietersheim verwandte Bücher „Nur 24 Zeilen“ und „Aus-Zeit“ (Rezension folgt) reihen sich in die beachtliche Reihe solider, unverwechselbarer Namibiana ein, die weit über den geographischen Rahmen hinausreichen, den der Gattungsname suggeriert.
Erika von Wietersheim hat mit der Aufarbeitung fortlaufender Korrespondenz ihrer Eltern über zwei Kontinente - Australien und Südafrika - die nach acht, neun Jahren wegen zunehmender Aussichtslosigkeit vor dem Abbruch stand, ein ergreifendes Werk geschrieben: „Nur 24 Zeilen“. Jeweils maximal 24 Zeilen - von der Lagerwache zensiert, versteht sich - durfte der internierte Lehrer (enemy subject) Kurt Falk aus dem australischen Gefangenenlager an seine Geliebte nach Kapstadt und an seine Verwandten in Deutschland abschicken.
Die Geschichte, die man in einer anderen Generation vermutlich „Schicksalsroman“ genannt hätte, endet schließlich nach schwersten Zweifeln, inneren Zerreißproben und nahe liegender Entfremdung im zäh angestrebten Wiedersehen auf Seiten des Mannes, im Happy End. Der sieben Jahre Kriegsinternierte Kurt Falk erhält nach intensivem Bemühen die ständige Aufenthaltsgenehmigung für Südafrika und nimmt in Lüderitzbucht (im damalilgen südafrikanischen Mandatsgebiet Südwestafrika) eine Lehrstelle an, wohin ihm die über ein Jahrzehnt in der Ferne Verehrte - inzwischen auch qualifizierte Lehrerin - sogar folgt, obwohl Lüderitzbucht mit Kapstadt keinen Vergleich aushält.
Erika von Wietersheim hat in sorgfältiger Arbeit, im nuancierten Stil die Geschichte der letztlich überbrückten Trennung ihrer Eltern geschildert und gleichzeitig den Blick auf die Geschichte und das Empfinden deutschsprachiger Südwester/Namibier, bzw. deutschsprachiger Südafrikaner gerichtet. Sie zeigt, wie es auf dem Buchumschlag heißt, „wie eng verflochten die Fäden sind, die die Kriegsgeneration noch immer mit der heutigen verbinden“. Nur 24 Zeilen ist kein Roman, sondern eine Geschichte im Sinne des Spruchs: „Wahrheit ist oft seltsamer als Fiktion“ - truth is stranger than fiction.
Die Folge der fein formulierten Korrespondenz des Paares Hildegard und Kurt hat die Autorin in die zeitgenössische Kriegs- und Nachkriegskulisse eingebracht. Dabei hat sie insbesondere das Selbstbild und wechselnde Zeitempfinden der Hauptcharaktere umrissen: Deutsche und Deutschsprachige in vielsprachiger südafrikanischer Umgebung vor dem 2. Weltkrieg und - dann im Wandel der öffentlichen, auch deutschfeindlichen Kriegspsychose - während und nach dem Weltkrieg.
Hildegard schreibt am 23. September 1947 aus Kapstadt nach Australien - es sollte noch zwei Jahre bis zu einem extrem ungewissen Wiedersehen dauern: „Irgendwie sind wir alle in unserer Generation betrogen worden, und das Leben scheint keinen großen Sinn mehr zu haben.“
Die Geschichte zwischen Kapstadt, Deutschland, Australien und Lüderitzbucht erinnert an einen anderen Schicksalsgang, der sich zwischen Südwestafrika, Deutschland, Sibirien und zurück in einem Roman entfaltet hat: Der Eukalyptusbaum von Arthur Ignatius.
Erika von Wietersheim verwandte Bücher „Nur 24 Zeilen“ und „Aus-Zeit“ (Rezension folgt) reihen sich in die beachtliche Reihe solider, unverwechselbarer Namibiana ein, die weit über den geographischen Rahmen hinausreichen, den der Gattungsname suggeriert.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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