Wissenschaft für die Gesellschaft
Walther Wülfing wurde am 3. Dezember 1878 in Barmen, einem Vorort von Wuppertal, geboren. Bildung wurde im Wülfing-Haus groß geschrieben, eine gut sortierte, große Familien-Bibliothek stand auch dem jungen Walther zur Verfügung. Lassen wir ihn selbst erzählen: „Auch die Liebe zum Buch ist mir wohl angeboren. In meiner Jugend verschlang ich alle Bücher, die mir zur Hand kamen. Später wurde ich wählerischer. Neben dem Studium wissenschaftlicher Werke las ich vor allem gern unsere Klassiker, Reiseschilderungen fremder Länder, Biographien berühmter Persönlichkeiten, auch Abenteuerromane im guten Sinne gehörten zu meiner Lektüre. Auf diese Weise wurde ich mit einer Unzahl von Büchern bekannt. Der Gedanke aber, selbst Autor zu werden, lag mir damals völlig fern.“
Seine Schullaufbahn wurde zum Stresstest einer ansonsten guten Vater-Sohn-Beziehung. Schule vorzeitig verlassen kam nicht in Frage, Walther musste sein Abitur machen, studierte danach Nationalökonomie an der Würzburger Universität und mehrere Semester in München. Danach konnte er seinen Wunsch durchsetzen, Soldat zu werden. Walther Wülfing schlug die Offizierslaufbahn ein, in einem badischen Feldartillerieregiment, wo er es bis zum Leutnant brachte. Mit der sogenannten „Ochsentour“, d. h. im ausgetretenen Geleise des Durchschnittsoffiziers dahinzutappen, konnte er sich nicht anfreunden, da bot sich ihm eine gute Gelegenheit, nicht nur seiner militärischen Laufbahn einen neuen Auftrieb zu geben, sondern sein seit Jahren latent vorhandenes Fernweh, gefördert durch die Lektüre von Kolonialbüchern, endlich zu stillen: Der Hererokrieg in Südwestafrika war 1904 ausgebrochen. Seiner sofortigen Bewerbung, in die dortige Schutztruppe einzutreten, wurde stattgegeben und noch im selben Jahr trug ihn ein Woermannschiff mit einigen hundert Kameraden hinaus in ferne, unbekannte Gestade.
Bereits an Bord kam ihm der Gedanke, alle seine Erlebnisse in Tagebuchblättern festzuhalten. Dazu schreibt Wüfing im Tagebuch: „Ich begann gleich an Bord damit, denn Zeit und Muße hatte ich dazu auf der mehrwöchigen Seereise im Überfluss. Diesen Entschluss habe ich auch während meiner sieben Südwesterjahre strikt durchg-führt, oft unter den widrigsten Umständen. Wenn der Kampf vorüber war und die Kameraden beim Lagerfeuer die Ereignisse des Tages durchsprachen und sich bald darauf müde zur Ruhe legten, habe ich nur selten versäumt, meine Erlebnisse en detail aufzuzeichnen, was bei der kümmerlichen Beleuchtung und der Abgespanntheit nach des Tages Hitze und Drangsal nicht ohne Mühe gelang. Alle meine später erschienenen Geschichten und Büchlein beruhen auf diesen Tagebüchern und sind somit Tatsachenromane.“
Im Laufe der Jahre entstand eine ansehnliche Tagebuch-Bibliothek, die Wülfing nach Hause sandte und die von seinen Angehörigen und Freunden der Familie mit großem Interesse, aber auch Vergnügen gelesen wurden.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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