Wissenschaft, die Wissen schafft
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Stefan Fischer
Seine Route führte ihn deshalb Richtung Sesfontein. Dieses Gebiet war von den aus dem Rehobother Gebiet stammenden Nama (Swartboois) und von Topnaars aus dem Kuisebgebiet bewohnt.

Nach dem glücklichen Ausgang dieser Begegnung fuhr er mit seinem neuen Ochsenwagen voller Lebenslust und Luftschlössern im Kopf nach Swakopmund, belud diesen mit Baumaterial und dem, was er so zum Handeltreiben und Leben brauchte, und vor allem mit Saatgut für den geplanten Garten. Dann ging es zurück in seine neue Heimat Okombahe. Dort wurde Land für den Garten gerodet, mit dem Bau der ersten zwei Zimmer eines Hauses begonnen, Handel getrieben und fast wäre das Wichtigste vergessen worden: Kurz vor Weihnachten, am 22.12.1896, schickte er einen Brief auf den Weg in die alte Heimat zu Fräulein Magdalena Karow, in welchem er um ihre Hand anhielt.


„Okombahe den 22.12.1896

Sehr geehrtes Fräulein!

Als ich den Entschluß fasste, ins Ausland zu gehen, gab ich zugleich die Hoffnung auf, jemals wieder mit Deutschland in Berührung zu kommen, wo ich in meinem noch so jungen Leben schon so viel hatte durchkämpfen müssen.

Jedoch der liebe Gott hatte es anders beschlossen. Da er doch keinen braven Deutschen zu Grunde gehen lassen kann, so hat er sich auch meiner gnädigst erbarmt und hoffe ich fest, dass mit seiner Hülfe sich noch alles zum Besten wenden möge.

Diese Hoffnung, liebes Fräulein Magdalena, dürfen Sie mir nich rauben, indem Sie mir Ihre liebe Hand versagen wollen und sich bereiterklären, mir fürs ganze Leben als meine Frau anzugehören.

Hegen Sie nur keine Furcht, hierher in die Wildnis zu gehen, es erwarten Sie hier liebe Menschen und Freunde und was ich tun kann, Ihnen das Leben an meiner Seite zu erleichtern, wird gewiss geschehen, davon mögen Sie fest überzeugt sein.

In der sicheren Hoffnung, neben dem Brief Ihres Herrn Vaters auch von Ihnen eine liebe Antwort zu erhalten, verbleibe ich in vorzüglicher Hochachtung

ergebenst, Leberecht Mercker“


Der Weg dieses Briefes konnte nicht verfolgt werden, aber die Gedanken des Großvaters mögen ihm bestimmt oft vorausgeeilt sein. Ansonsten wird ihm wohl nicht viel Zeit zum Grübeln geblieben sein, denn nun galt es ernsthaft, eine Bleibe zu schaffen, und er begann mit dem Bau einer Zweizimmerwohnung. Das ging sehr langsam voran, da er ja kein Maurer, sondern ein Händler war. Außerdem gab es viele weitere wichtige Sachen zu tun. Vorrangig war natürlich der Garten am Ufer des Omaruru-Riviers, da er damit einen großen Teil seines Unterhaltes bestreiten wollte. Die Regenzeit stand bevor. Als „Greenhorn“ wusste er glücklicherweise nicht, wie mächtig das „Rivier abkommen“ konnte. Ob er dies an den Bäumen, die im Rivier standen, hätte ablesen können, ist wohl eher unwahrscheinlich. Es galt deshalb zunächst das Dickicht, das auf dem guten Boden entlang des Riviers wuchs, zu roden, denn die Damara pflanzten sogar ihr Korn im Flußbett. Wenn dieses abgeerntet war, konnte die Flut ja getrost die übrigebliebenen Stoppel wegspülen, die sonst von dem Vieh abgeweidet worden wären.

Sein Garten sollte das ganze Jahr über Gemüse liefern und musste oberhalb der Flutmarke angelegt werden. Danach galt es einen Brunnen zu graben, um Wasser für den Garten zu haben. Auf etwa 4 m Tiefe wurde Großvater auch fündig, aber, o weh, das Wasser schmeckte gar nicht gut. Es war brackig und wie sich später herausstellte, für den Gemüse-Anbau nicht geeignet. Kaum zu verstehen für einen Neuling, da keine 10 m vom Brunnen entfernt im Rivier frisches Wasser floss.

Die Dezember- und Januarsonne verbrannte ihn so sehr, dass er rot war wie ein Krebs. Außerdem: Wo auch immer er gerade arbeitete, kam ein „Kunde“ mit einer mageren Ziege und wollte diese gegen Tabak, eine Decke oder etwas anderes aus dem „Store“ tauschen. „Warte ein bisschen, ich komme gleich“, verstand der Kunde nicht. Und um das Handeln kam man auch nicht herum, denn der „Kunde“ hatte ja Zeit. Nur die Ziege hatte Hunger und wollte weg und war, ohne sich dessen bewusst zu sein, Großvaters Verbündete. Letztendlich war der Tausch abgeschlossen, aber der Vormittag vertan. Man musste überall gleichzeitig sein, aber nichts wurde fertig - aber welcher Anfänger kennt dies nicht!

Um Abstand von all diesen Problemen zu bekommen, war eine Fahrt nach Swakopmund, um Fracht zu holen, die einzige Lösung. Eventuell hoffte man im Stillen auf einen Brief. In Swakopmund angekommen, fand er sogar derer zwei vor. Welchen sollte er zuerst öffnen. Welch ein Glück, die liebe Braut hatte angebissen und wollte nur zu gerne kommen. Und der Brautvater hatte Nägel mit Köpfen gemacht und die Verlobung für „im März 1897“ festgelegt. Oh je, nun war er verlobt, denn es war ja schon Anfang März. Das war halt Afrika und Großvater beschloss, sich seinem neuen Status mit Würde anzupassen! Er hätte es natürlich schöner gefunden, wenn die Braut gleich den nächsten Dampfer genommen hätte, um zu ihm zu kommen, aber Ordnung muss sein, gerade im Hause eines Pastors, obwohl dieser sein zukünftiger Schwiegervater als aufgeschlossener Mann galt, da seine Frau und seine beiden Töchter z.B. eine Schule für „Höhere Töchter“ unterhielten, was für damalige Verhältnisse etwas besonders Fortschrittliches war.

Aber: „Sie konnten zusammen nicht kommen, das Wasser war viel zu tief“, hat schon viel früher einmal jemand bemerkt. Wie tief das Wasser wirklich war, erfahren Sie, lieber Leser, in der Fortsetzung.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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