Wissenschaft, die Wissen schafft

Wiebke Schmidt
Mittwoch, 14. September 1914: Nachmittags um 2 Uhr 5 Minuten - die Stadt prangte anläßlich der am Vormittag veröffentlichten Siegesbotschaft von dem neuen Erfolge des Generalobersten von Hindenburg im vollen Flaggenschmuck - schreckte das Dröhnen einen Kanonenschusses die Bevölkerung aus dem Nachmittagsschlummer. Ich lag mit Fritz auch gemütlich auf dem Chaiselongue, um 2 Uhr sollte er eigentlich schon in der Kaserne sein, ging aber gerade um 2 Uhr zur Tür hinaus. Ein halbes Stündchen wollte ich noch ruhen, da ich nach dieser Aufregung sehr abgespannt war, da kommt ganz leise meine Rudolphine Bambuse herein und sagt: „Missis, von Walfischbai her kommt ein Schiff mit zwei Schornsteinen ohne Flagge!“ Ich lief hinaus und sah das Schiff, ein ganz schwarzer Kasten, ziemlich schnell sich unserer Brücke nahen, schöpfte aber noch keinen Verdacht, glaubte vielmehr es ist der erwartete Petroleumdampfer, welcher ankommen sollte.

Die erste Beschießung

Von unserer Signalstation wurden verschiedene Flaggen gehißt, jedoch reagierte das Schiff nicht darauf sondern feuerte mit einem Male los. Es war natürlich kein angenehmes Gefühl wie einem die Granaten so um die Ohren sausten, trotzdem blieben wir bis zum letzten Schuß in der Wohnung. Es war der englische Hilfskreuzer „Armadale Castle“ welcher es auf unseren halbabmontierten Funkturm abgesehen hatte und siebzehn Schuß darauf abfeuerte. Ich muß aber sagen, gut konnten die Tommys nicht schießen, denn ein Schuß traf nur gut. Und wenn ein Schuß 600 Mark kostet wie hier behauptet wird, ich danke schön! Das Wohnhaus der Familie Wlotzka wurde fast gänzlich vernichtet, dieselben hatten sich nach dem ersten Schuß alle hinter einem Busch versteckt und wurden somit Gott sei Dank kein Menschenleben vernichtet. Es ist wirklich ein Wunder.

Gleich nach dem ersten Schuß war die hiesige Garnison alamiert worden und rückte in aller Eile bis zum letzten Mann zum Bahnhof ab, um dort in dem bereitstehenden Zuge bis zu der Station Namib geschafft zu werden. Abends kamen die Mannschaften wieder zurück. Fritz war natürlich auch dabei. Nun begann ein lebhafter Signalaustausch zwischen Bezirksamt und dem feindlichen Schiff, das nach den 17 Schuß die weiße Parlamentärflagge gehißt hatte.

Der Engländer verlangte ein Offizier sollte an Bord kommen. Herr Hauptmann Scultetus begab sich mit dem Offizier des Landungsbetriebes, Herrn Woker, als Dolmetscher an Bord. Die Unterredung des Hauptmanns Scultetus mit dem Kommandanten war nur kurz. Der Engländer erklärte, er habe lediglich Auftrag den Funkturm niederzulegen. Darauf erwiderte der deutsche Offizier, der Funkturm sei längst außer Betrieb gesetzt. Hauptmann Scultetus machte dem Engländer dann Vorhaltungen wegen seines Schießens auf eine unbesetzte und unbefestigte Stadt und wies darauf hin, daß er mit seinen Granaten ohne Grund das Leben friedlicher Bürger gefährdet habe. Der britische Offizier entschuldigte sich damit, daß er habe nicht wissen können, daß in dieser Gegend Privathäuser ständen. Ehe der Hauptmann an Bord fuhr, gab er Befehl der Funkturm sollte umgelegt werden und während der Unterredung wurde der Turm durch Herrn Langberg mittels Sauerstoff umgelegt. Als der Turm umfiel rief die Besatzung des Kreuzers „Hurray, hurray“ in der Meinung sie hätten ihn umgeschossen.

Schnell zufrieden

Nachdem der Turm umgelegt war, rückte der Engländer mit einem neuen Wunsche heraus, er verlangte, der Schlepper Hamburg, mit dem der Hauptmann an Bord gegangen war, sollte ihm übergeben werden. Da wurde ihm die Antwort gegeben, eine Mannschaft die dafür ausreicht sei nicht hier, sie möchten sich den an der Brücke liegenden Schlepper selber holen. Dabei blieb es und das Schiff gab sich mit dieser Antwort zufrieden, fuhr noch einige Male unschlüssig hin und her und verschwand im Nebel wie es gekommen war. Der Kommandant verabschiedete sich mit den Worten: „Sei es wie es sei, ich bewundere die Deutschen.“

Verschiedene Swakopmunder Frauen machten sich so schnell wie möglich auf und fuhren ins Innere des Landes. Wir hatten uns bald wieder von dem Schreck erholt und blieben gemütlich in unserer Wohnung, nachdem wir von dem Hauptmann Scultetus beruhigende Nachrichten erhalten hatten, wir brauchten nichts mehr zu befürchten. So der Verlauf des denkwürdigen Tages der ersten Beschießung Swakopmunds.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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