Wissenschaft, die Wissen schafft
Auch das Vereinsleben steht in Blüte und um einem langgefühlten Bedürfnis abzuhelfen, habe ich dabei auch das meinige getan und einen „Akademischen Abend“ gegründet, um wenigstens die akademisch Gebildeten der hiesigen Mitbürger trotz aller vorhandener Reibungsflächen einigermaßen unter einen Hut zu bringen. Das Unternehmen hat sehr viel Anklang gefunden. Sämtliche (etwa 2) dazu Berechtigten nehmen mit ziemlicher Regelmäßigkeit daran teil, besonders auch die Geistlichen der beiden Konfessionen, und wir singen dort nach Meßbacher Art unsere alten Kommerslieder oder auch das schöne Lied von Lippe-Detmolder Soldaten. Reibungsflächen gibt es allerdings hier mehr als genug. Das ist nicht zu verwundern, wenn man bedenkt, daß die meisten, oder vielmehr wohl fast alle, Europäer hier nur eine verhältnismäßig kurze Zeit ihres Lebens im Schutzgebiete zu verbringen vorhaben. Von diesen sind nun wieder die meisten nicht aus idealen Gesichtspunkten herübergekommen, sondern in der Absicht, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Geld zu verdienen. Das ist eine ganz natürliche Kinderkrankheit jeden Neulandes. Mit der immer mehr zunehmenden Konsolidation der Verhältnisse wird dies aber immer schwerer. Die Konkurrenz steigt, die notwendigen Bedürfnisse werden billiger, der Verdienst geringer, die Gehälter knapper. Dazu kommt die geringe Ablenkungsmöglichkeit, der kleine Interessenkreis, um den sich alles dreht, und in welchen Nachrichten von dem viel stärker pulsierenden Leben der Heimat verhältnismäßig selten und immer erst zu einer Zeit gelangen, zu der die Ereignisse längst überholt zu sein pflegen.
Über Politik regt man sich hier darum überhaupt nicht auf. Die wenigen Kabeldepeschen, die die hiesigen Zeitungen, namentlich die hier dreimal in der Woche erscheinende, recht ordentliche „Swakopmunder Zeitung“, bringen, vermögen ja nur ein verhältnismäßig spärliches Licht auf die gegenwärtigen europäischen Zustände zu werfen.
Liebhaber-Theater und Liebhaber-Konzerte in großen Pausen, aber ganz gut geleitet, bieten neben dem unvermeidlichen Kino die ideelleren Genüsse. Das Gegenteil dazu bildet der hier auch nicht zu übergehende Klatsch. Mit unheimlicher Schnelligkeit überziehen die wahren und erfundenen, immer weit übertriebenen Klatschgeschichten das ganze Schutzgebiet vom Oranje bis zum Kunene, trotz der beinahe drakonischen Strenge, mit der die Gerichte dagegen vorzugehen bemüht sind, und diese „Stories“ sind häufig genug dazu geeignet, ihrem vielleicht gänzlich unschuldigen Opfer das Leben zu verbittern oder wenigstens recht schwer zu machen. Auch das ist ein Übelstand, der sich aus dem geringen Interessenkreis erklärt.
Noch einen sehr interessanten Punkt möchte ich berühren und zwar die seit Jahren so brennende Frage der Fleischpreise. Wir können hier in Swakopmund täglich haben: Rindfleisch zu 70 Pf., Rouladenfleisch zu 90 Pf., Hammelfleisch zu 70 Pf., Hammelkeule zu 80 Pf., zweimal wöchentlich Kalbfleisch zu 1,40 Mark, Schweinefleisch zu 1,30 Mark, Schinken zu 3 Mark. Ein Hähnchen kostet durchschnittliche 4,25 Mark, eine Taube 1,25 Mark, 1 Liter Milch 50 Pf., 1 Liter Schlagsahne 6 Mark, 1 Pfund Butter 1,50 bis 2,50 Mark. Wohlschmeckender Fisch, ähnlich dem Schellfisch, wird mit 50 Pf. das Pfund verkauft. 1 Pfund Blumenkohl kostet 50 Pf. -– meist sind sie 4 bis 5 Pfund schwer und wunderschön. Alle Arten Kohl, Möhren, Zwiebeln werden mit 30 Pf. berechnet. 1 Apfelsine kostet ebenso wie ein Apfel 20 Pf., 1 Banane 12 Pf., 1 Ei 25 Pf., 1 Pfund Kartoffeln 25 Pf. Trockene Gemüse sind natürlich durch die Fracht erheblich teurer als daheim, besonders wenn wie bei Zucker, Zigarren, Wein und Bier noch Zoll hinzukommt. 1 Glas deutsches Bier kostet 1 Mark, hier gebrautes, recht wohlschmeckendes, sehr bekömmliches Bier 75 Pf., Handwerkerarbeiten werden sehr hoch berechnet – im Anfang war ich darüber einigermaßen entsetzt, ebenso wie darüber, daß ein Zylinder zu unserer Hängelampe 1,50 Mark kostet – jetzt habe ich mich schon daran gewöhnt.
Über Politik regt man sich hier darum überhaupt nicht auf. Die wenigen Kabeldepeschen, die die hiesigen Zeitungen, namentlich die hier dreimal in der Woche erscheinende, recht ordentliche „Swakopmunder Zeitung“, bringen, vermögen ja nur ein verhältnismäßig spärliches Licht auf die gegenwärtigen europäischen Zustände zu werfen.
Liebhaber-Theater und Liebhaber-Konzerte in großen Pausen, aber ganz gut geleitet, bieten neben dem unvermeidlichen Kino die ideelleren Genüsse. Das Gegenteil dazu bildet der hier auch nicht zu übergehende Klatsch. Mit unheimlicher Schnelligkeit überziehen die wahren und erfundenen, immer weit übertriebenen Klatschgeschichten das ganze Schutzgebiet vom Oranje bis zum Kunene, trotz der beinahe drakonischen Strenge, mit der die Gerichte dagegen vorzugehen bemüht sind, und diese „Stories“ sind häufig genug dazu geeignet, ihrem vielleicht gänzlich unschuldigen Opfer das Leben zu verbittern oder wenigstens recht schwer zu machen. Auch das ist ein Übelstand, der sich aus dem geringen Interessenkreis erklärt.
Noch einen sehr interessanten Punkt möchte ich berühren und zwar die seit Jahren so brennende Frage der Fleischpreise. Wir können hier in Swakopmund täglich haben: Rindfleisch zu 70 Pf., Rouladenfleisch zu 90 Pf., Hammelfleisch zu 70 Pf., Hammelkeule zu 80 Pf., zweimal wöchentlich Kalbfleisch zu 1,40 Mark, Schweinefleisch zu 1,30 Mark, Schinken zu 3 Mark. Ein Hähnchen kostet durchschnittliche 4,25 Mark, eine Taube 1,25 Mark, 1 Liter Milch 50 Pf., 1 Liter Schlagsahne 6 Mark, 1 Pfund Butter 1,50 bis 2,50 Mark. Wohlschmeckender Fisch, ähnlich dem Schellfisch, wird mit 50 Pf. das Pfund verkauft. 1 Pfund Blumenkohl kostet 50 Pf. -– meist sind sie 4 bis 5 Pfund schwer und wunderschön. Alle Arten Kohl, Möhren, Zwiebeln werden mit 30 Pf. berechnet. 1 Apfelsine kostet ebenso wie ein Apfel 20 Pf., 1 Banane 12 Pf., 1 Ei 25 Pf., 1 Pfund Kartoffeln 25 Pf. Trockene Gemüse sind natürlich durch die Fracht erheblich teurer als daheim, besonders wenn wie bei Zucker, Zigarren, Wein und Bier noch Zoll hinzukommt. 1 Glas deutsches Bier kostet 1 Mark, hier gebrautes, recht wohlschmeckendes, sehr bekömmliches Bier 75 Pf., Handwerkerarbeiten werden sehr hoch berechnet – im Anfang war ich darüber einigermaßen entsetzt, ebenso wie darüber, daß ein Zylinder zu unserer Hängelampe 1,50 Mark kostet – jetzt habe ich mich schon daran gewöhnt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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