Wir waren auch mal weg (Teil 4)

Pilgern auf einem Teil des spanischen Jakobsweges
Wiebke Schmidt
8. September

Für unser Zimmer wurden fünf Frauen eingeteilt, aber zum Schluss wurde das Bett über mir doch noch von einem sehr netten, kräftigen, aber in der Nacht laut schnarchenden Neuseeländer, ca. Mitte 50, belegt. Oh je, bei jeder seiner Bewegung schwankte das Bett wie ein Schiff in Seenot und ich betete inständig, dass die Schweißnähte des oberen Bettgestells halten, denn wenn dieser Mann auf mich herunter krachen würde, hätte ich nicht mal Zeit zum Schreien. In der Nacht probierte ich zum ersten Mal meine Oropax-Ohrstöpsel aus.

Durch das offene Fenster fiel der Blick gerade auf den vom Mond angeleuchteten Kirchturm, dessen Glocke auch in der Nacht alle halbe Stunde läutete. Irgendwann musste ich aber trotzdem eingeschlafen sein, denn als mein „Obernachbar“ früh am Morgen das Zimmer verließ, erwachte ich wieder. Gegen sieben standen wir Anderen auf, packten unsere Rucksäcke und aßen draußen an den Tischen den Inhalt unserer Frühstückspäckchen, welche wir am Vorabend bei der Herberge bestellt hatten. Dann ging es frohen Mutes auf in die nächste Etappe.

9. September: Wir legten auf Feldwegen eine lange Strecke zurück und liefen auch wieder ein Stückchen an der Autobahn entlang. An einer Wegkreuzung inmitten abgeernteter Felder stand eine kleine mobile Imbissbude, bei der wir herrlich frischen Orangensaft und, wer wollte, ein leckeres Eis oder ein Schinkenbrötchen bestellten. Gestärkt ging es einige Kilometer weiter, bis Susan bei einer Abbiegung hinter einem Busch per Zufall den Grund entdeckte, warum wir auf der gesamten Strecke keine Vögel auf den Feldern sahen: Versteckt vor den Pilgern lagen dort leere Behälter der Firma Bayer, die einmal Pestizide enthalten haben. Durch Vernichten der Insekten und Unkraut auf den Feldern werden natürlich auch Vögel und anderes Kleingetier vertrieben. Raubvögel wiederum fressen die vergifteten Mäuse... Nachdenklich und traurig zugleich liefen wir weiter bis nach Los Acros. Unsere Herberge, Casa Austria, wurde von einer netten Österreicherin geführt.

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, kauften wir ein paar Lebensmittel in einem kleinen Supermarkt und gönnten uns ein Pilger-Mittagessen in einem Restaurant am Rathausplatz.

Auch in Los Acros fielen uns die vielen Verkaufsschilder an den Fassaden einiger älterer Reihenhäuser auf. Wir schauten mal durch den Schlitz einer alten Haustür und waren erstaunt, hinter der Fassade ein leeres Grundstück zu finden. Man konnte also diese Grundstücke erwerben und neu bebauen, muss aber die alte Fassade erhalten, damit das originale Stadtbild bestehenbleibt.



10. September

Das herrlich kernige, selbstgebackene Brot zum Frühstück am nächsten Morgen, war eine gute Abwechslung zu dem sonst gereichten Weißbrottoast die Tage vorher. Nach dem Frühstück war allgemeiner Aufbruch. Erneut folgten wir den gelben Pfeilen zum Rathausplatz und liefen durch ein Stadttor hinaus in Richtung Sansol und Torres Del Rio. Wir waren etwa eine Stunde gelaufen als sich der Himmel immer mehr zuzog und es zu tröpfeln anfing. Es half nichts - wir holten unsere Schutzüberzüge für die Rucksäcke und unsere Regensachen raus und kaum hatten wir sie übergezogen fing es auch an zu regnen. Die Gegend war recht hügelig und es ging zum Schluss eine ganze Weile an der Autobahn entlang. Immer wieder fing es an zu regnen. Die letzte Strecke nach Viana und auch innerhalb des Ortes ging es ziemlich bergauf, dass wir ganz schön ausgelaugt am Ziel ankamen. Gut, dass wir in unserer Herberge eine Waschmaschine und einen Wäschetrockner benutzen konnten, denn meine Kleidung war von den undurchdringlichen Regensachen völlig durchgeschwitzt. Susan war vorausgelaufen und kam eine ganze Weile vor uns in unserer Herberge Izar an. Sie verteilte ihre Sachen auf drei Betten in der Nähe eines Fensters, denn der Schlafsaal hatte 30 Betten und nur zwei Fenster am Ende des Saales. Als sie aus der Dusche zurückkam, fand sie zwei der für uns reservierten Betten von einem koreanischen Ehepaar belegt. Obwohl sie freundlich gebeten wurden ihre Sachen wieder zu entfernen blieben diese hartnäckig dabei, dass dies IHRE Betten seien. Nun, Susan wollte keinen Streit anfangen und legte ihre Sachen auf zwei andere freie Betten für Barbi und mich. Da wir natürlich die Namen dieser Koreaner nicht kannten, tauften wir sie spontan „Die Bettenklauer“. Wir trafen auf dieses Ehepaar noch auf einigen weiteren Etappen.



In einigen Unterkünften werden in den Schlafsälen die Fenster geschlossen gehalten. Das macht uns als Namibier besonders zu schaffen, denn wir sind solches einfach nicht gewöhnt. Sobald wir in diesen Schlafsälen die Fenster öffneten, kam immer irgend jemand und schloss sie wieder. Das war auch an diesem Abend so. Der kleine Schacht der Klimaanlage brachte nur einen spärlichen Luftzug in den Schlafsaal. Außerdem hielten uns auch in dieser Nacht mindestens zwei Schnarcher wach. Mein Oropax stieß hier schwer an seine Grenzen. Wir trafen dieses Ehepaar noch auf einigen weiteren Etappen wieder. Am frühen Abend genossen wir ein herrliches Pilgermenue in einem Restaurant in der Stadt und fanden nachher nur mit Hilfe wieder zu unserer Herberge zurück.



11. September: Als die ersten Pilger sich am nächsten Morgen ziemlich früh fertig machten und mal wieder so den ganzen Saal weckten, standen wir ebenfalls auf. Nach dieser Nacht fühlten wir uns wie gerädert. Wir bereiteten uns unser Frühstück aus Haferflocken und Kaffee aus kleinen Tütchen. Dann liefen wir zügig los, denn für diesen Tag lag mit zirka 25 Kilometern die längste Etappe vor uns. Wir folgten dem Jakobsweg hinaus aus der Stadt auf einer Teerstraße und verließen auf ihr die Region Navarra. Ab nun waren wir in der weltbekannten Weinbauregion La Rioja und erreichten nach etwa zehn Kilometern die Hauptstadt dieser Region, Logroño.

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Allgemeine Zeitung 2024-03-29

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