Wie vor 150 Jahren
Die Wiederholung der Geschichte der Ausbeutung stimmt zynisch. Zur herkömmlichen Schulbuchgeschichte gehört das Thema der industriellen Revolution in Europa. Zuerst waren es die elenden Zustände in den Textilfabriken und Kohlebergwerken in England und dann in Deutschland, wo Kinderarbeit, miserable Löhne und Arbeitsumstände als Exempel der Unmenschlichkeit und als Nährboden für den Kommunismus gelehrt wurden. Die Lehren hatten etwa den Tenor: "So schlimm war das damals. Und wie herrlich weit haben wir es gebracht. Bei uns ist das nicht mehr möglich."
Seit letztem Jahr wissen wir, dass sich der nackte Profitkapitalismus der industriellen Revolution vor 150 Jahren mit allen Auswüchsen zwei Jahrhunderte weiter wieder ausbreitet - diesmal in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Und da gehört Namibia dazu. Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen: "Das junge Namibia profiliert sich trotz Schwierigkeiten und sperriger Gewerkschaften als Standort für Industrie."
Das staatliche Investment Center sowie die Regierung hatten sich das Gemeinnützige erhofft: industrielle Entwicklung, Transfer von Fachkenntnissen und Expertise sowie Schaffung von Arbeitsplätzen.
Der Vortrag des Pastors Dieter Weinbrenner in dieser Woche (siehe Kurzbericht nebenan) hat die Ansiedlung des Textilkonzerns Ramatex sowie Rhino Garments - letztere sind im Industriesog zurück in Richtung China schon wieder mit der Schließung begriffen - verständlicher gemacht. Die zum Himmel schreienden Zustände in den Massentextilfabriken Indonesiens sind gleichfalls eine Schablone für die Zustände von Ramatex in Windhoek.
In der Erwartung der oben genannten Vorteile hat die Regierung "günstige Investitionsbedingungen" geschaffen. Das heißt, sie hat die Stadt Windhoek unter Druck gesetzt, das Gelände und viele Dienstleistungen stark zu subventionieren, auf Kosten des Steuerzahlers. Das alles wäre auch gerechtfertigt, wenn alle drei oben genannten Vorteile erfüllt würden. Der Technologietransfer hat nicht stattgefunden. Jedes seriöse Unternehmen würde gerade die Ausbildung von lokalen Kräften als Aushängeschild für die eigene Image-Pflege anwenden. Aber Ramatex pflegt bewusst Zurückhaltung und sperrt die Presse und andere Besucher aus. Unter der SWAPO-Regierung genießt Ramatex die Narrenfreiheit, dass das Unternehmen trotz geleisteter Unterschriften die Umweltauflagen der Stadt Windhoek nicht befolgen muss, so dass die Einwohner heute noch nicht wissen, ob ihr Grundwasser immer noch chemisch verschmutzt wird. Zudem genießt Ramatex Staatsschutz vor den Gewerkschaften. Wenn ein (weißer) Arbeitgeber seinen Landarbeitern den Ramatex-Lohn zwischen N$ 300 und N$ 600 pro Monat zahlen würde, der weit unter dem Existenzminimum liegt, müsste er mit Lynchjustiz rechnen.
Der Frühkapitalismus ist wieder erstanden und die Schulbücher können aktuell umgeschrieben werden.
Seit letztem Jahr wissen wir, dass sich der nackte Profitkapitalismus der industriellen Revolution vor 150 Jahren mit allen Auswüchsen zwei Jahrhunderte weiter wieder ausbreitet - diesmal in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Und da gehört Namibia dazu. Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen: "Das junge Namibia profiliert sich trotz Schwierigkeiten und sperriger Gewerkschaften als Standort für Industrie."
Das staatliche Investment Center sowie die Regierung hatten sich das Gemeinnützige erhofft: industrielle Entwicklung, Transfer von Fachkenntnissen und Expertise sowie Schaffung von Arbeitsplätzen.
Der Vortrag des Pastors Dieter Weinbrenner in dieser Woche (siehe Kurzbericht nebenan) hat die Ansiedlung des Textilkonzerns Ramatex sowie Rhino Garments - letztere sind im Industriesog zurück in Richtung China schon wieder mit der Schließung begriffen - verständlicher gemacht. Die zum Himmel schreienden Zustände in den Massentextilfabriken Indonesiens sind gleichfalls eine Schablone für die Zustände von Ramatex in Windhoek.
In der Erwartung der oben genannten Vorteile hat die Regierung "günstige Investitionsbedingungen" geschaffen. Das heißt, sie hat die Stadt Windhoek unter Druck gesetzt, das Gelände und viele Dienstleistungen stark zu subventionieren, auf Kosten des Steuerzahlers. Das alles wäre auch gerechtfertigt, wenn alle drei oben genannten Vorteile erfüllt würden. Der Technologietransfer hat nicht stattgefunden. Jedes seriöse Unternehmen würde gerade die Ausbildung von lokalen Kräften als Aushängeschild für die eigene Image-Pflege anwenden. Aber Ramatex pflegt bewusst Zurückhaltung und sperrt die Presse und andere Besucher aus. Unter der SWAPO-Regierung genießt Ramatex die Narrenfreiheit, dass das Unternehmen trotz geleisteter Unterschriften die Umweltauflagen der Stadt Windhoek nicht befolgen muss, so dass die Einwohner heute noch nicht wissen, ob ihr Grundwasser immer noch chemisch verschmutzt wird. Zudem genießt Ramatex Staatsschutz vor den Gewerkschaften. Wenn ein (weißer) Arbeitgeber seinen Landarbeitern den Ramatex-Lohn zwischen N$ 300 und N$ 600 pro Monat zahlen würde, der weit unter dem Existenzminimum liegt, müsste er mit Lynchjustiz rechnen.
Der Frühkapitalismus ist wieder erstanden und die Schulbücher können aktuell umgeschrieben werden.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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