Wie Kunst verbindet

In zwei Ausstellungen rücken Windhoek und Berlin ein Stückchen näher zusammen
WAZon-Redakteur
Mehr als 12000 Kilometer liegen zwischen Berlin und Windhoek. Mit dem Auto rund eine sechs Tage und 22 Stunden lange Fahrt. Zwischen Deutschland und Namibia liegen Angola, der Kongo, Gabun, Kamerun, Nigeria, Niger und Algerien, Spanien und Frankreich - kein Katzensprung, aber manchmal braucht es weder Auto noch Flugzeug um diese Distanz zu überwinden.

Die beiden Länder sind nun noch ein Stückchen näher gekommen: Derzeit finden in Berlin zeitgleich zwei Kunstausstellungen in Zusammenarbeit mit der Namibischen Gesellschaft e. V. statt. In der Ausstellung „Basterland“ in der Fotogalerie Friedrichshain zeigt Fotografin Julia Runge Bilder aus der namibischen Hardap-Region, kombiniert mit historischen Aufnahmen aus der Geschichte der Baster. Teilweise gestellt, teilweise spontan entstanden, spielen die Fotos hundert Jahre nach dem Aufstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft mit dem Zwiespalt zwischen alten Traditionen der Baster und den Einflüssen der Globalisierung. Dieser Kontrast prägt auch Julia Runges Rolle als Fotografin. Sie hat sich zwar viel mit der Kultur der Baster beschäftigt, gleichzeitig ist sie sich aber auch stets ihrer europäisch geprägten Perspektive auf deren Kultur bewusst. Bis zum 18. August lässt sie die Besucher an den Einblicken teilhaben, die sie während zahlreicher Aufenthalte in und um die namibischen Baster-Hochburg Rehoboth gewonnen hat.

In der kommunalen Galerie des Stadtbezirks Berlin-Lichtenberg im Kulturhaus Karlshorst präsentieren Xenia Ivanoff-Erb, Shia Karuseb, Imke Rust und Kirsten Wechselberger Grafiken, Zeichnungen, Mixed Media, Fotografien und dreidimensionale Objekte zum Thema „ZUSAMMEN WACHSEN - Perspektiven namibischer Kunst“. Kuratiert werden beide Ausstellungen von Jürgen Becker. Seit 20 Jahren engagiert er sich für die Deutsch-Namibische Gesellschaft und damit für den kulturellen Austausch zwischen beiden Ländern. Die Idee zum Titel der Ausstellung - „ZUSAMMEN WACHSEN“ stammt allerdings nicht von ihm, sondern von den Künstlern selbst, von denen drei mittlerweile in und um Berlin leben. „Die drei sind sozusagen Pendler und Botschafter zwischen den Kulturen“, sagt Becker. Beide Ausstellungen sind außerdem Beiträge zur Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Windhoek, die im kommenden Jahr ihr 20. Jubiläum feiert.

Kirsten Wechselberger ist eine dieser Kultur-Botschafterinnen. Geboren in Swakopmund, lebt die Künstlerin seit 2006 in Berlin. Für die Ausstellung „ZUSAMMEN WACHSEN“ kreierte sie ein ganz besonderes Werk mit starkem Bezug zur kolonialen Vergangenheit Namibias. Unter dem Titel „Verschmelzende Schichten“ präsentiert sie ein überdimensionales Schachbrett. Viele der schwarzen Spielfelder fehlen, die weißen Felder sind zwar annähernd vollständig, aber teilweise schwer beschädigt. Auch viele der Schachfiguren stehen nicht mehr an ihrem Platz. Sie liegen zerschlagen in den Lücken zwischen den Spielfeldern. Das Strategiespiel Schach symbolisiere die Regeln und Systeme, die Europäer der namibischen Kolonialzeit aufgedrückt haben, deutet Wechselberger ihr Werk. „Die Erste Welt - die erfahrenen Schachspieler - haben einen entscheidenden Vorteil, wenn es darum geht mit den Ländern der Dritten Welt zu konkurrieren.“ Die dunklen Spielfelder und Schachfiguren sind daher stärker beschädigt als die weißen. Sie symbolisieren die traditionellen Wertesysteme und Strukturen der namibischen Bevölkerung. Weil die soziale Wirklichkeit aber nicht nur aus schwarz und weiß besteht sondern jede Gesellschaft von ihren Zwischentönen - den Graustufen - lebt, gibt es auch in Kirsten Wechselbergers Werk einige Figuren, die aus mehr als nur einfarbigem Sand bestehen. Sie sollen die Menschen repräsentieren, die „eine friedliche und gerechtere Welt erschaffen möchten“, so die Künstlerin. Dass Wandel möglich ist, bringt sie auch in der Auswahl ihres Materials zum Ausdruck. Bestehend aus Bioplastik und Sand würde sich das Objekt außerhalb der geschützten Galerieräume - bei Kontakt mit Wasser - langsam auflösen, solange bis die unterschiedlichen Farben des verarbeiteten Sandes nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind. Und nach der Ausstellung möchte Kirsten Wechselberger genau das tun: Sie will ihr Werk dem natürlichen Verfall überlassen. Bis zum 25. August können Besucher „Verschmelzende Schichten“ und alle anderen Werke der Ausstellung „ZUSAMMEN WACHSEN“ aber noch völlig unversehrt bestaunen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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