Wie geht es Ihnen? - „Danke, unverdient gut.“
Afrika schafft jeden, lautet ein verzagtes Europäer-Sprichwort. Aber Peter Pauly nicht, muss die Antwort darauf lauten. PPPP, Past Pastor Peter Pauly, wie er sich in den Jahren nach seinem 90. Jahrzehnt auch zu nennen pflegt, hat da eine ganz andere Devise, die er sich schon nach seiner Ankunft im ehemaligen Tanganjika/Ostafrika 1937 zurechtgelegt hatte, als er als junger Tropenlandwirt im Austausch mit Missionaren - 50 Jahre später war er selbst Prediger - zunächst von ihnen „nur gequältes Lachen“ erfahren hatte: „Mir schwante, dass man es als Afrika-Missionar nicht ganz leicht auf diesem wundersamen Kontinent hatte, wenn man keinen Humor hatte.“ Christen sollten fröhliche und keine moralinsaure Menschen sein. Es geht ihm in der Regel „unverdient gut“.
Der Theologe und Historiker Nils Ole Oermann hat Peter Pauly im Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik von Namibia (ELCRN), früher Rheinische Missionskirche, kennengelernt, als Pauly auch noch das Archiv der deutschsprachigen lutherischen Schwesterkirche in Windhoek mitbetreut hat. Oermann betrieb im ELCRN-Archiv kolonialgeschichtliche Quellenstudien, wo er Pauly kennenlernte und von dessen „unstillbarem Interesse an Menschen jeglicher Art“ beeindruckt wurde. Für Oermann stand fest, dass er das Leben von Peter Pauly, „ein Panoptikum der deutschen und afrikanischen Geschichte“, festzuhalten hatte. So führte er mit dem Jubilaren viele Kaffeegespräche, ob in den Ladenstube von Woermann Brock oder an der Kaffeebar von Wecke & Voigts, um Biographisches zu erfahren, was bei Pauly stets mit Historie, Anekdoten und Begegnungsgeschichten durchwirkt ist. Oermann hatte verstanden, dass man dazu Zeit, Muße und gelockerte Geselligkeit mitzubringen hat, denn „ein 90-jähriges Leben lässt sich nicht im Turbogang an ein paar Tagen erzählen“.
Pauly wurde 1917 in Breslau geboren und hat später in Potsdam in eine Elite-Schule besucht, denn er sollte einmal Offizier werden. Jüdische Vorfahren brachten ihn unter Nazi-Druck, so dass es ratsam war, ins Ausland zu gehen. Sein Vater bestand darauf, dass er erst eine Landwirtschaftslehre absolvierte. So kam er 1937 ins damalige Tanganjika (ehemals Deutsch-Ostafrika), das von England als Mandatsgebiet des Völkerbunds verwaltet wurde. Nun war er Farmverwalter, Kaffee- und Teepflanzer. Bei Ausbruch des 2. Weltkriegs wurde er mit Tausenden von anderen Deutschen aus Tanganjika, Südwestafrika und Südafrika in verschiedenen Lagern, unter Anderem Koffiefontein und Baviaanspoort interniert und lernte dort auch Südwester kennen. Er wurde zu Kriegsende nach Deutschland repatriiert, dolmetschte für die amerikanischen Besatzung in Bayern und folgte dann dem Rat und den Kontakten der Südwester, um nach Südwestafrika auszureisen. Er arbeitete unter Anderem in der Farmwirtschaft der Kupfermine von Tsumeb, gründete eine Familie, wurde Vater von vier Kindern und wechselte 1975 in den Predigerberuf.
Seine zweite Ehe mit einer oshivambo-sprechenden Theologin brachte ihn ins damalige Ovamboland, wo er bis heute noch bekannt ist und geachtet wird. Während der konfliktreichen Übergangsphase vom militarisierten Ovamboland bis ins unabhängige Namibia hat Pauly zwischen Guerillas und dem südafrikanischen Militär manch vermittelnde Brücke geschlagen. Er war in der Zeit als Seelsorger und Landwirtschaftsberater tätig. Pauly hat sich weder in der Apartheidszeit noch im souveränen Namibia unter der neue politische Elite in menschlichen Beziehungen Vorschriften machen lassen.
Das Buch ist ein biographisches Gespräch, gespickt mit würzigen Pauly-Wendungen und Anekdoten. Manchmal allerdings besteht Zweifel, ob der Leser in wertenden Aussagen Pauly oder den Autoren Oermann antrifft oder wenn dieser die Strafexpedition Frankes gegen die Portugiesen in Fort Naulila 1914 irrtümlich mit dem Ovambo-Angriff auf Namutoni 1904 verbindet.
Oermann hat sich die lohnende Mühe gemacht, ein originelles Stück Afrikana und Namibiana aufzuzeichnen. Ein wertvolles und zugleich menschlich erheiterndes Stück Zeitgeschichte. Eberhard Hofmann
BU
Eine späte Fahrt in den Norden, Peter Pauly an einem Termitenhügel in Ohangwena. Foto: Eberhard Hofmann
Der weiße Ovambo - Ein deutsch-afrikanisches Jahrhundertleben von Nils Ole Oermann. Verlag Herder Freiburg im Breisgau 2014, 230 Seiten mit einigen Fotos. ISBN: 978-3-451-30920-5. Unvebindlicher Richtpreis: 384 N$.
Kunst und Unterhaltung
Peter Pauly, Ovamboland, Jahrhundertleben, Breslau
Der Theologe und Historiker Nils Ole Oermann hat Peter Pauly im Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik von Namibia (ELCRN), früher Rheinische Missionskirche, kennengelernt, als Pauly auch noch das Archiv der deutschsprachigen lutherischen Schwesterkirche in Windhoek mitbetreut hat. Oermann betrieb im ELCRN-Archiv kolonialgeschichtliche Quellenstudien, wo er Pauly kennenlernte und von dessen „unstillbarem Interesse an Menschen jeglicher Art“ beeindruckt wurde. Für Oermann stand fest, dass er das Leben von Peter Pauly, „ein Panoptikum der deutschen und afrikanischen Geschichte“, festzuhalten hatte. So führte er mit dem Jubilaren viele Kaffeegespräche, ob in den Ladenstube von Woermann Brock oder an der Kaffeebar von Wecke & Voigts, um Biographisches zu erfahren, was bei Pauly stets mit Historie, Anekdoten und Begegnungsgeschichten durchwirkt ist. Oermann hatte verstanden, dass man dazu Zeit, Muße und gelockerte Geselligkeit mitzubringen hat, denn „ein 90-jähriges Leben lässt sich nicht im Turbogang an ein paar Tagen erzählen“.
Pauly wurde 1917 in Breslau geboren und hat später in Potsdam in eine Elite-Schule besucht, denn er sollte einmal Offizier werden. Jüdische Vorfahren brachten ihn unter Nazi-Druck, so dass es ratsam war, ins Ausland zu gehen. Sein Vater bestand darauf, dass er erst eine Landwirtschaftslehre absolvierte. So kam er 1937 ins damalige Tanganjika (ehemals Deutsch-Ostafrika), das von England als Mandatsgebiet des Völkerbunds verwaltet wurde. Nun war er Farmverwalter, Kaffee- und Teepflanzer. Bei Ausbruch des 2. Weltkriegs wurde er mit Tausenden von anderen Deutschen aus Tanganjika, Südwestafrika und Südafrika in verschiedenen Lagern, unter Anderem Koffiefontein und Baviaanspoort interniert und lernte dort auch Südwester kennen. Er wurde zu Kriegsende nach Deutschland repatriiert, dolmetschte für die amerikanischen Besatzung in Bayern und folgte dann dem Rat und den Kontakten der Südwester, um nach Südwestafrika auszureisen. Er arbeitete unter Anderem in der Farmwirtschaft der Kupfermine von Tsumeb, gründete eine Familie, wurde Vater von vier Kindern und wechselte 1975 in den Predigerberuf.
Seine zweite Ehe mit einer oshivambo-sprechenden Theologin brachte ihn ins damalige Ovamboland, wo er bis heute noch bekannt ist und geachtet wird. Während der konfliktreichen Übergangsphase vom militarisierten Ovamboland bis ins unabhängige Namibia hat Pauly zwischen Guerillas und dem südafrikanischen Militär manch vermittelnde Brücke geschlagen. Er war in der Zeit als Seelsorger und Landwirtschaftsberater tätig. Pauly hat sich weder in der Apartheidszeit noch im souveränen Namibia unter der neue politische Elite in menschlichen Beziehungen Vorschriften machen lassen.
Das Buch ist ein biographisches Gespräch, gespickt mit würzigen Pauly-Wendungen und Anekdoten. Manchmal allerdings besteht Zweifel, ob der Leser in wertenden Aussagen Pauly oder den Autoren Oermann antrifft oder wenn dieser die Strafexpedition Frankes gegen die Portugiesen in Fort Naulila 1914 irrtümlich mit dem Ovambo-Angriff auf Namutoni 1904 verbindet.
Oermann hat sich die lohnende Mühe gemacht, ein originelles Stück Afrikana und Namibiana aufzuzeichnen. Ein wertvolles und zugleich menschlich erheiterndes Stück Zeitgeschichte. Eberhard Hofmann
BU
Eine späte Fahrt in den Norden, Peter Pauly an einem Termitenhügel in Ohangwena. Foto: Eberhard Hofmann
Der weiße Ovambo - Ein deutsch-afrikanisches Jahrhundertleben von Nils Ole Oermann. Verlag Herder Freiburg im Breisgau 2014, 230 Seiten mit einigen Fotos. ISBN: 978-3-451-30920-5. Unvebindlicher Richtpreis: 384 N$.
Kunst und Unterhaltung
Peter Pauly, Ovamboland, Jahrhundertleben, Breslau
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen