Wie ein Weltfußballer Präsident von Liberia werden will
Doch bei „King George“, wie der frühere Fußballer George Weah in der Hauptstadt Monrovia ehrfurchtsvoll genannt wird, ist vieles anders. Und genau deshalb könnten ihn die 4,5 Millionen Liberianer nun auch zu ihrem neuen Staatschef wählen - allerdings erst im zweiten Wahlgang, nachdem eine kleine Sensation ausgeblieben ist: Weah erhielt als Kandidat der größten Oppositionspartei, der Koalition für Demokratischen Wechsel (CDC), beim ersten Urnengang fast 40% der Stimmen und tritt in der Stichwahl gegen den zweitplatzierten Viezepräsidenten Joseph Boakai an, der seinerseits rund 30% der Stimmen erhielt.
Erst Fußball, dann Politik
Der ehemalige Weltfußballer Weah ist nach der nun abgetretenen Staatschefin und Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson Sirleaf der mit Abstand berühmteste Sohn des Landes. Der 51-Jährige hat eine glorreiche Fußballerkarriere hinter sich: 1995 war er sogar als erster und bislang einziger Afrikaner Weltfußballer des Jahres; er spielte beim AC Mailand, Paris St. Germain und Chelsea London.
Wenn King George Hof hält, strömen die Menschen in Liberia deshalb auch in Scharen zu ihm. Noch 2005 hatte der Nationalheld die so wichtige Wahl nach dem Bürgerkrieg gegen Ellen Johnson Sirleaf noch verloren und auch die Wahlen sechs Jahre später, in denen er für das Amt des Vizepräsidenten kandidiert hatte. Allerdings hatte Weah vor drei Jahren den Sohn der nun abgetretenen Präsidentin bei den Senatswahlen in Liberias bevölkerungsreichstem Wahlbezirk mit 78% aller Stimmen deutlich geschlagen - und gezeigt, dass wieder mit ihm zu rechnen ist.
Das hat seinen Grund: Weah gehört zu den wenigen reichen Liberianern, die ihre Heimat nie vergessen haben. Jahrelang finanzierte er nicht nur Trikots und Spesenrechnungen des Nationalteams, sondern schickte auch dann noch Spendengelder, als Schergen des langjährigen Staatschefs und Kriegsverbrechers Charles Taylor ihm in den 90er Jahren sein Haus in Monrovia anzündeten. Zuvor hatte Weah öffentlich wiederholt gefordert, Liberia wegen der Verbrechen Taylors zum UN-Protektorat zu erklären.
Anfeindungen der „Buchleser“
Alle Versuche seiner Gegner, Weah als unqualifiziert abzutun, weil der Fußballer erst die Schule und dann eine Ausbildung als Telefonist abbrach, war am Ende kein Erfolg beschieden. Im Gegenteil: Weah machte aus dem Manko stets einen Pluspunkt: Die „Buchleser“, ein Codewort für die gebildete Elite, hätten in ihrer Machtgier die Jugend des Landes verheizt. „Ich brauche keinen akademischen Abschluss, um zu sehen, wie kaputt Liberia auch nach zwölf Jahren Demokratie noch immer ist“, konterte er im Wahlkampf immer wieder selbstbewusst.
Mit dem Sieg in der Stichwahl zum Präsidenten würde Weah eine Lebensgeschichte krönen, die 1966 in Claratown, einem Slum von Monrovia, begann und über dessen staubige Straßen zu den Topteams in Europa führte. Für Liberia wiederum markiert das Wahlergebnis den ersten friedlichen Übergang einer Präsidentschaft seit 1944 - ein tiefer Einschnitt für das von einem extrem brutalen Bürgerkrieg so geschundene Land.
Seine Berühmtheit ist auch der Hauptgrund dafür warum Weah in Liberia seit langem eine ihm treu ergebene Fangemeinde hat. Für Skepsis hat jedoch die Wahl seiner Vizepräsidentin gesorgt, denn Jewel Howard Taylor ist die Ex-Frau des früheren Diktators Charles Taylor, der für seine Kriegsverbrechen derzeit eine 50-jährige Haftstrafe in einem britischen Gefängnis verbüßt.
Mandela ist sein Held
Weah selbst begründet sein politisches Engagement damit, dass es der Wunsch Gottes gewesen sei. Zum anderen habe ihn sein (inzwischen verstorbener) Held Nelson Mandela, der erste schwarze Präsident Südafrikas, einst ausdrücklich dazu ermutigt. Allerdings kommt das Programm seiner Partei eher wie eine lange Wunschliste daher. Weah will demnach vor allem das Schul- und Gesundheitswesen neu aufbauen, die zerfallenen Straßen reparieren und die in Liberia gesellschaftlich weithin akzeptierte und entsprechend tief verankerte Korruption bekämpfen.
Eine herkulische Aufgabe, zumal die Ebolaseuche das Land weit zurückgeworfen hat: Der verheerenden Epidemie fielen zwischen 2013 bis 2015 mehr als 4000 Liberianer zum Opfer. Zudem sind zuletzt die Preise von Gummi und Eisenerz stark eingebrochen, den wichtigsten Exportprodukten des Landes. Für Weah alles kein größeres Problem: „Ich werde mit der internationalen Gemeinschaft einen Vertrag schließen und Transparenz garantieren. Und die Menschen in Liberia kriegen endlich eine Regierung, die sich wirklich um sie kümmert“, verspricht er.
Wolfgang Drechsler, Kapstadt
Erst Fußball, dann Politik
Der ehemalige Weltfußballer Weah ist nach der nun abgetretenen Staatschefin und Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson Sirleaf der mit Abstand berühmteste Sohn des Landes. Der 51-Jährige hat eine glorreiche Fußballerkarriere hinter sich: 1995 war er sogar als erster und bislang einziger Afrikaner Weltfußballer des Jahres; er spielte beim AC Mailand, Paris St. Germain und Chelsea London.
Wenn King George Hof hält, strömen die Menschen in Liberia deshalb auch in Scharen zu ihm. Noch 2005 hatte der Nationalheld die so wichtige Wahl nach dem Bürgerkrieg gegen Ellen Johnson Sirleaf noch verloren und auch die Wahlen sechs Jahre später, in denen er für das Amt des Vizepräsidenten kandidiert hatte. Allerdings hatte Weah vor drei Jahren den Sohn der nun abgetretenen Präsidentin bei den Senatswahlen in Liberias bevölkerungsreichstem Wahlbezirk mit 78% aller Stimmen deutlich geschlagen - und gezeigt, dass wieder mit ihm zu rechnen ist.
Das hat seinen Grund: Weah gehört zu den wenigen reichen Liberianern, die ihre Heimat nie vergessen haben. Jahrelang finanzierte er nicht nur Trikots und Spesenrechnungen des Nationalteams, sondern schickte auch dann noch Spendengelder, als Schergen des langjährigen Staatschefs und Kriegsverbrechers Charles Taylor ihm in den 90er Jahren sein Haus in Monrovia anzündeten. Zuvor hatte Weah öffentlich wiederholt gefordert, Liberia wegen der Verbrechen Taylors zum UN-Protektorat zu erklären.
Anfeindungen der „Buchleser“
Alle Versuche seiner Gegner, Weah als unqualifiziert abzutun, weil der Fußballer erst die Schule und dann eine Ausbildung als Telefonist abbrach, war am Ende kein Erfolg beschieden. Im Gegenteil: Weah machte aus dem Manko stets einen Pluspunkt: Die „Buchleser“, ein Codewort für die gebildete Elite, hätten in ihrer Machtgier die Jugend des Landes verheizt. „Ich brauche keinen akademischen Abschluss, um zu sehen, wie kaputt Liberia auch nach zwölf Jahren Demokratie noch immer ist“, konterte er im Wahlkampf immer wieder selbstbewusst.
Mit dem Sieg in der Stichwahl zum Präsidenten würde Weah eine Lebensgeschichte krönen, die 1966 in Claratown, einem Slum von Monrovia, begann und über dessen staubige Straßen zu den Topteams in Europa führte. Für Liberia wiederum markiert das Wahlergebnis den ersten friedlichen Übergang einer Präsidentschaft seit 1944 - ein tiefer Einschnitt für das von einem extrem brutalen Bürgerkrieg so geschundene Land.
Seine Berühmtheit ist auch der Hauptgrund dafür warum Weah in Liberia seit langem eine ihm treu ergebene Fangemeinde hat. Für Skepsis hat jedoch die Wahl seiner Vizepräsidentin gesorgt, denn Jewel Howard Taylor ist die Ex-Frau des früheren Diktators Charles Taylor, der für seine Kriegsverbrechen derzeit eine 50-jährige Haftstrafe in einem britischen Gefängnis verbüßt.
Mandela ist sein Held
Weah selbst begründet sein politisches Engagement damit, dass es der Wunsch Gottes gewesen sei. Zum anderen habe ihn sein (inzwischen verstorbener) Held Nelson Mandela, der erste schwarze Präsident Südafrikas, einst ausdrücklich dazu ermutigt. Allerdings kommt das Programm seiner Partei eher wie eine lange Wunschliste daher. Weah will demnach vor allem das Schul- und Gesundheitswesen neu aufbauen, die zerfallenen Straßen reparieren und die in Liberia gesellschaftlich weithin akzeptierte und entsprechend tief verankerte Korruption bekämpfen.
Eine herkulische Aufgabe, zumal die Ebolaseuche das Land weit zurückgeworfen hat: Der verheerenden Epidemie fielen zwischen 2013 bis 2015 mehr als 4000 Liberianer zum Opfer. Zudem sind zuletzt die Preise von Gummi und Eisenerz stark eingebrochen, den wichtigsten Exportprodukten des Landes. Für Weah alles kein größeres Problem: „Ich werde mit der internationalen Gemeinschaft einen Vertrag schließen und Transparenz garantieren. Und die Menschen in Liberia kriegen endlich eine Regierung, die sich wirklich um sie kümmert“, verspricht er.
Wolfgang Drechsler, Kapstadt
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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