Wenn Preise die Reise zum Albtraum werden lassen

Etoscha ist in diesem Jahr in aller Munde: Das 100-jährige Jubiläum des Nationalparks, die komplett renovierten Rastlager - aber eben auch eine deutliche Preiserhöhung, die zum 1. November dieses Jahres in Kraft getreten ist und den Nationalpark selbst für zahlungskräftige Touristen zu einem teuren Spaß macht. Bis zu 3000 Namibia-Dollar kann ein Besucher für eine Nacht in Okaukuejo lassen, allerdings bekommt er dafür auch eins von fünf komplett neu geschaffenen "Premier Waterhole Chalets". Die staatliche Rastlagerverwaltung Namibia Wildlife Resorts (NWR) begründet mit den zahlreichen Neuerungen, der kompletten Renovierung aller drei Camps im Nationalpark und dem Zusatzangebot wie eingeschlossen Mahlzeiten dann auch die happigen Preise, die teils um bis zu 350 Prozent erhöht worden sind, und betont, direkte Vergleiche mit den Tarifen des vergangenen Jahres seien nicht angebracht. "Man muss im Hinterkopf behalten, dass wir die drei Rastlager einer umfassenden Modernisierung unterzogen haben; einige Angebote sind zudem komplett neu. Zusätzlich schließen unsere Preise jetzt zumindest ein Frühstück, in manchen Fällen sogar Frühstück und Abendessen ein", betonte Pauline Lindeque von NWR.

Doch gerade letzteres bedeutet für viele Namibier, wenn sie denn überhaupt noch nach Etoscha fahren, aber auch für namibiaerfahrene Touristen schon fast eine Art Kulturbruch: das gemütlich Beisammensein unterm Sternenhimmel am eigenen Grillplatz vor dem Bungalow gehört der Vergangenheit an. Und die nackten Zahlen sprechen eine eigene Sprache: Zahlte ein nicht-namibischer Tourist für zwei Nächte in einem Standard-Doppelzimmer in Naumtoni mit eingeschlossenem Gamedrive, aber ohne Mahlzeiten bislang N$ 1260, sind es seit dem 1. November N$ 2800 (allerdings mit Frühstück und Abendessen), für Namibier, die nach wie vor 25 Prozent Abschlag bekommen, stieg der Preis für das gleiche Angebot von N$ 945 auf N$ 2100. Selbst bei Abzug einer Pauschale für die vier Mahlzeiten bleibt diese Zahl erschreckend hoch.

Konnte man vor der Modernisierung in Okaukuejo noch für N$ 400 (als Tourist) bzw. N$ 300 (als Namibier) übernachten, kostet das einfachste Doppelzimmer nun pro Nacht N$ 650 (Namibier N$ 487,50), wenn man es alleine belegt, sogar N$ 800 (Namibier N$ 600). Einzig Halali bildet eine kleine Ausnahme: kostete dort früher ein Luxusbungalow mit vier Betten in zwei Zimmern N$ 1200 für Touristen (N$ 900 für Namibier). Die jetzt neu geschaffenen Premier Bush Chalets, die höchstklassige Unterkunft im Rastlager mit zwei Betten und Jacuzzi, schlagen mit "nur" N$ 1000 (N$ 750 für Namibier) zu Buche.

Deutlich aufgeschlagen, nämlich um ganze 100 Prozent, wurden auch die Tarife für die Campingplätze der drei Rastlager. Wurden nicht-namibischen Touristen bis Oktober noch N$ 100 für den Platz sowie N$ 50 pro Person berechnete, sind es jetzt N$ 200 plus N$ 100 pro Person.

Schon nach Ankündigung der neuen Preisstruktur im Mai war unter den Reiseveranstaltern in Namibia ein Sturm der Entrüstung losgebrochen. "Idiotie" wurde die Erhöhung genannt, vor allem monierte die Branche, dass bei zwar neuen Unterkünften, aber gleich gebliebenem teils unzureichendem Service eine solche Steigerung nicht gerechtfertigt sei.

Viele namibische Reiseveranstalter haben nicht nur wegen der Preise, sondern auch wegen neu eingeführter Anzahlungen oder Sonderausgaben sowie dem traditionell als unzureichend beschrieben Service jetzt Konsequenzen gezogen und meiden den Etoscha-Nationalpark - wenn schon nicht vollständig, dann doch zumindest weitestgehend. Zwar bleibt Etoscha in fast allen Fällen noch in der Reiseroute, übernachtet wird jedoch immer öfter in umliegenden Gästebetrieben. "Zum einen sind es natürlich die gestiegenen Preise, zum andern aber auch das fehlende Vertrauen, dass NWR die Dienstleistungen in allen Bereichen verbessert", sagt Carsten Möhle, Chef von Bwana Tucke-Tucke. "Zwar ist Etoscha sicherlich einer der weltbesten Wildbeobachtungsplätze, aber der Service ist einfach schlecht, angefangen von der Buchung, die Tage dauert, bis hin zum Essen in den Restaurants der Camps, das teilweise ungenießbar ist. Und auch die Unterkünfte werden wegen mangelnder Wartung wieder verfallen: Die Camps sind mit neuen Polstersesseln ausgestattet - und keiner weiß, wie man die richtig reinigt." Möhle weicht daher mit seinen Reisegruppen hauptsächlich auf die Naua-Naua- oder die !Uris-Safari Lodge aus und plant höchstens noch eine Nacht im Nationalpark ein - und dann ausschließlich in Halali. "Die Touristen wollen natürlich gerne nach Etoscha", weiß Möhle alias Bwana, allerdings habe es in der Vergangenheit bei großen deutschen Reiseveranstaltern zahlreiche Regressforderungen von Touristen gegeben, "weil Leute hier in Etoscha in Bruchbuden untergebracht waren - und das ohne Kompensation. Das ist unzumutbar."

Die zunehmende Abkehr von Etoscha könnte aber Konsequenzen haben. Möhle befürchtet, dass nach dem Vorbild von Südafrika eine "Conservation fee", eine Art Kurtaxe in Höhe von N$ 150 für Ausländer pro Tag, eingeführt werden könnte, um die zu erwartenden dramatischen Umsatzeinbußen zu kompensieren.

NWR zeichnet hingegen ein anderes Bild: "Generell ist die Rückmeldung von vielen Touristen und Reiseleitern, die unser neues Angebot erlebt haben, sehr gut. Sie sind äußerst zufrieden mit der neuen Preisstruktur und loben unsere neuen Unterkünfte", so Pauline Lindeque. Allerdings gestand sie auch ein, dass es negative Reaktionen aus dem lokalen Markt gegeben habe. "Wir sind aber überzeugt, dass unsere Unterkünfte ein breites Spektrum von Möglichkeiten bieten, die den unterschiedlichsten Ansprüchen gerecht wird".

Buchungseinbrüche habe man nicht verzeichnet, auch wenn gerade im November eine traditionell schwache Reisezeit herrsche. Für Dezember und den Jahreswechsel gebe es zwar noch "einige freie Unterkünfte", aber die Auslastung der Camps sei vergleichbar hoch wie in den vergangenen Jahren.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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