Wenn Kinder den Tod kennenlernen
Auch Kinder, soviel steht fest, haben viel zu erzählen. Deshalb sind sie zwar noch lange keine Schriftsteller - aber der Drang, die Veranlagung zur literarischen Veräußerung scheint in vielen von ihnen zu schlummern.
Einen beeindruckenden Beleg für diese These liefert das Buch "Seven Letters - HIV/Aids Stories from Namibian Children": Die darin gesammelten Erzählungen - in den meisten Fällen sind sie kaum länger als zwei Seiten - sind das Ergebnis verschiedener Schreib-Workshops, die bereits 2006 am "Windhoek College of Education" abgehalten wurden: Die Lehrer wiesen die jungen Teilnehmer in die Geheimnisse des Schreibens ein, gaben ihnen das nötige Werkzeug in die Hand, um eigene Geschichten zu erzählen.
Obwohl die Texte von dem Autoren und Universitätsdozenten Dorian Haarhoff bearbeitet wurden und auch seine Handschrift deutlich zu erkennen ist, sind es doch die Worte der Kinder: einfache, oft erschütternd geradlinige und manchmal beängstigend Lebens-weise Zeugnisse eines Daseins im Schatten der Immunschwäche.
Angesichts der sensiblen Thematik haben sich die Herausgeber entschieden, die Texte anonym zu veröffentlichen, in den Erzählungen erwähnte Namen wurden verändert. Oft kann der Leser nur vermuten, in welchen Verhältnissen die jungen Autoren leben - meist geben die Texte nur spärliche Hinweise auf Alter, Herkunft oder soziales Umfeld.
Viele der Geschichten beginnen harmlos, ungetrübt, berichten von einem sorglosen Kinder-Leben vor der Konfrontation mit der Krankheit: Die Autoren erzählen von besten Freunden und Freundinnen, Verwandten oder Bekannten - von Menschen, die wichtig waren oder noch sind. Oft steht der Aids-Test im Mittelpunkt der Geschichten, bildet die Demarkationslinie zwischen Licht und nahendem Schatten. "Einige Tage später, als wir einen Spaziergang machten", schreibt eines der Kinder, "fühlte er sich plötzlich schwach und brach zusammen. Wir brachten ihn ins Krankenhaus, wo sie Tests durchführten. Als sie zurückkehrten, sagte man Sam und mir, dass Großvater Billy Aids hat. Sie sagten uns, dass wir uns vorbereiten sollen - er würde wahrscheinlich innerhalb eines Monats sterben." Nur eines von zahllosen Schicksalen, denen die Autoren ein Denkmal setzen: Oft haben sie das Dahinsiechen der Infizierten miterlebt, mussten lernen, wie schmerzhaft der Abschied von einem lieben Menschen ist.
Oft begleiten die Kinder die Sterbenden bis zum Letzten, gehen offenbar erstarkt aus den Erlebnissen hervor. "Das Beste, was wir tun können", heißt es in einem der Texte, "ist, diejenigen, die noch unter uns sind, mit der größtmöglichen Freundlichkeit zu behandeln. Wenn jemand, den Ihr kennt, an Aids stirbt, dann braucht er besonders viel Pflege und Unterstützung." Solche Sätze, aus der Feder eines Kindes, lassen erahnen, auf welch grausame Weise die sorglose Welt der Kinder erschüttert wurde.
"Seven Letters - HIV/AIDS Stories from Namibian Children" (2007, 96 Seiten, mit schwarz-weißen Zeichnungen) ist in der Reihe "Basler Afrika Bibliographien" erschienen. Bestellummer: ISBN 978-3-905758-01-6. Richtpreis: N$ 55.
Einen beeindruckenden Beleg für diese These liefert das Buch "Seven Letters - HIV/Aids Stories from Namibian Children": Die darin gesammelten Erzählungen - in den meisten Fällen sind sie kaum länger als zwei Seiten - sind das Ergebnis verschiedener Schreib-Workshops, die bereits 2006 am "Windhoek College of Education" abgehalten wurden: Die Lehrer wiesen die jungen Teilnehmer in die Geheimnisse des Schreibens ein, gaben ihnen das nötige Werkzeug in die Hand, um eigene Geschichten zu erzählen.
Obwohl die Texte von dem Autoren und Universitätsdozenten Dorian Haarhoff bearbeitet wurden und auch seine Handschrift deutlich zu erkennen ist, sind es doch die Worte der Kinder: einfache, oft erschütternd geradlinige und manchmal beängstigend Lebens-weise Zeugnisse eines Daseins im Schatten der Immunschwäche.
Angesichts der sensiblen Thematik haben sich die Herausgeber entschieden, die Texte anonym zu veröffentlichen, in den Erzählungen erwähnte Namen wurden verändert. Oft kann der Leser nur vermuten, in welchen Verhältnissen die jungen Autoren leben - meist geben die Texte nur spärliche Hinweise auf Alter, Herkunft oder soziales Umfeld.
Viele der Geschichten beginnen harmlos, ungetrübt, berichten von einem sorglosen Kinder-Leben vor der Konfrontation mit der Krankheit: Die Autoren erzählen von besten Freunden und Freundinnen, Verwandten oder Bekannten - von Menschen, die wichtig waren oder noch sind. Oft steht der Aids-Test im Mittelpunkt der Geschichten, bildet die Demarkationslinie zwischen Licht und nahendem Schatten. "Einige Tage später, als wir einen Spaziergang machten", schreibt eines der Kinder, "fühlte er sich plötzlich schwach und brach zusammen. Wir brachten ihn ins Krankenhaus, wo sie Tests durchführten. Als sie zurückkehrten, sagte man Sam und mir, dass Großvater Billy Aids hat. Sie sagten uns, dass wir uns vorbereiten sollen - er würde wahrscheinlich innerhalb eines Monats sterben." Nur eines von zahllosen Schicksalen, denen die Autoren ein Denkmal setzen: Oft haben sie das Dahinsiechen der Infizierten miterlebt, mussten lernen, wie schmerzhaft der Abschied von einem lieben Menschen ist.
Oft begleiten die Kinder die Sterbenden bis zum Letzten, gehen offenbar erstarkt aus den Erlebnissen hervor. "Das Beste, was wir tun können", heißt es in einem der Texte, "ist, diejenigen, die noch unter uns sind, mit der größtmöglichen Freundlichkeit zu behandeln. Wenn jemand, den Ihr kennt, an Aids stirbt, dann braucht er besonders viel Pflege und Unterstützung." Solche Sätze, aus der Feder eines Kindes, lassen erahnen, auf welch grausame Weise die sorglose Welt der Kinder erschüttert wurde.
"Seven Letters - HIV/AIDS Stories from Namibian Children" (2007, 96 Seiten, mit schwarz-weißen Zeichnungen) ist in der Reihe "Basler Afrika Bibliographien" erschienen. Bestellummer: ISBN 978-3-905758-01-6. Richtpreis: N$ 55.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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