Weißer Marmor für graue Riesen

Französischer Bildhauer Gé Pellini setzt ein symbolisches Zeichen gegen Wilderei
Milena Schwoge
Von Milena Schwoge, Windhoek

Bei näherem Betrachten lassen sich auf der massiven Gesteinsformation die mit Bleistift vorgezeichneten Konturen eines Nashorns erkennen. Den vagen Umrissen möchte Pellini in den nächsten vier Wochen Leben einhauchen. Entstehen soll eine Nashorn-Skulptur in Lebensgröße. „Es ist nicht viel Zeit, aber ich werde jeden Tag daran arbeiten und so viel machen wie ich kann. Schließlich dient es einem guten Zweck“, sagt er und lächelt zuversichtlich.

Ngavee Kambezunda, ein Student vom College of the Arts, leistet ihm Gesellschaft bei seinem Vorhaben. Die fertige Skulptur soll am 31. August bei einem Galadinner des Berufsjagdverbandes NAPHA im Windhoek Country Club versteigert werden, der Erlös fließt in den Schutz der bedrohten Tierart.

Kurze Pause. Vorsichtig zieht sich Pellini seine Schutzmaske über den Kopf. Dann schüttelt er sich und wischt sich den hartnäckigen Staub von seinen Armen und Beinen. Die Arbeit an der Skulptur ist nicht nur eine kreative Leistung, auch körperlich verlangt sie dem 51-Jährigen einiges ab.

Seinem ersten Nashorn begegnete Pellini im Zoo in Frankreich. Er war sofort fasziniert von dem Tier. „Die Kraft und das majestätische Auftreten haben mich direkt in seinen Bann gezogen“, erinnert er sich. Seit jeher sieht er es als Herausforderung, die damals in ihm hervorgerufenen Gefühle in seinen Skulpturen zum Ausdruck zu bringen. Dabei setzt er auf das Motto „Weniger ist mehr“. Ihm ist es wichtig, immer die Quintessenz seiner Arbeit zu hinterfragen. Jedes seiner Modelle ist anders. „Meine Kunst befindet sich in der Evolution”, erklärt er. Aufgrund der Härte des knapp zehn Tonnen schweren Marmors aus Karibib muss er viel Geduld mitbringen. Doch Pellini arbeitet sehr routiniert und lässt sich dabei von seinem Perfektionismus antreiben. Vom Marmor in seinem Originalzustand bis hin zur mit Bronze oder Aluminium veredelten Skulptur vergeht viel Zeit, doch der Künstler verliert trotzdem nicht den Kern seiner Idee aus den Augen. „Um Schlichtheit zu erreichen, muss man wissen, was man tut“, sagt er.

Es scheint kaum Orte zu geben, an denen der Bildhauer noch nicht gearbeitet hat. Pellini war unter anderem in Russland, China und Südamerika. Weltweit stehen 25 seiner Skulpturen. Das schwerste Exemplar davon wiegt 50 Tonnen und trägt den Namen „Französischer Kuss“. In China ist es einer der Besuchermagnete im weltgrößten Skulptur-Park.

In Namibia ist es für ihn der erste Besuch. Die Idee für das Projekt entstand zufällig. Sein französischer Freund David Deflin, ein bekennender Afrika-Liebhaber, kam bei einem Besuch in Windhoek mit dem namibischen Farmer Jürgen Rumpf ins Gespräch. Beide hatten schon öfter etwas von Fällen der Wilderei mitbekommen. „Wir wollten nicht mehr länger tatenlos zusehen. Daraufhin hat David vorgeschlagen, Gé mit ins Boot zu holen, da er ohnehin eine Vorliebe für Nashörner und Büffel hegt“, sagt Rumpf. Als Mitglied der 2015 gegründeten Initiative The Hunters United Against Poaching (HUAP Trust) setzt er sich gegen die Wilderei ein und profitiert dabei von seinen Kenntnissen als Jäger. Nach einer Jagdsaison in der Sambesi-Region entschlossen sich die Mitglieder des Jagdverbands NAPHA, gemeinsam etwas gegen illegal getötete Wildtiere zu tun und riefen die gemeinnützige Organisation ins Leben.

Die HUAP-Stiftung setzt sich in erster Linie für die Prävention der Wilderei und das Sammeln von Spenden ein. „Mit diesem Kunstprojekt möchten wir mehr Aufmerksamkeit auf das Thema ziehen. Bildung und Bewusstsein sind der erste Schritt, um die Wilderei zu minimieren und hoffentlich auch irgendwann ganz auszuschalten“, sagt Rumpf. Auch das Ministerium für Umwelt und Tourismus (MET) lobt und unterstützt Pellinis Vorhaben: „Das Ausmaß der Wilderei ist schlimm. Jetzt ist die Zeit, um etwas dagegen zu tun. Wir müssen die Ressourcen unseres schönen Landes auch noch für die Nachwelt bewahren. Der Kampf gegen Wilderei sollte nicht nur von der Regierung durchgeführt werden, sondern von allen Menschen zusammen“, so Colgar Sikopo, Direktor für Parke im MET.

Insgesamt 1054 Nashörner wurden 2016 laut der internationalen Vereinigung Save the Rhino allein in Südafrika gewaltsam getötet. Jeden Tag sterben demnach etwa drei Nashörner an den Folgen der Wilderei. Eine Statistik des namibischen Umweltministeriums spricht von 216 schwarzen und weißen Nashörnern, die in den vergangenen vier Jahren in Namibia abgeschlachtet wurden.

Die Nachfrage nach dem Horn ist vor allem in asiatischen Ländern groß. Besonders im Vietnam gilt es als wertvolles Handelsgut. Dort wird es auch seit über 2000 Jahren benutzt, um Krankheiten wie Fieber, Rheuma oder auch Krebs und Schlangenbisse zu behandeln. Dafür wird das Horn zu einem Pulver zermahlen und in heißem Wasser aufgelöst. Belege für die Wirksamkeit der Methode gibt es nicht.

Mittlerweile haben sich die Jagdmotive verlagert. Für viele Wilderer ist das Horn ein Statussymbol, das ihren Erfolg und ihren Reichtum zum Ausdruck bringen soll. Von internationalen Gruppierungen bekommen die Wilderer das Equipment ausgehändigt, mit dem sie das Tier suchen und töten. Oft bringen sie das Nashorn mit einem Betäubungsschuss zum Liegen, schneiden dann das Horn ab und überlassen das Tier anschließend seinem Schicksal. Langsam und sehr schmerzhaft verblutet es an den Folgen des illegalen Überfalls.

„Ich wusste in Frankreich schon über Wilderei Bescheid. Aber wenn man erst mal vor Ort ist, wird einem das Ausmaß viel bewusster. Das kann man nicht miteinander vergleichen“, sagt Pellini. Vor dem Projektstart verbrachte er einige Tage gemeinsam mit seiner Ehefrau Arielle im Etoscha-Nationalpark und erlebte die Nashörner in ihrem natürlichen Lebensumfeld. Auch die anschließende Tracking-Fahrt mit der Save the Rhino-Stiftung war für ihn ein besonderes Erlebnis. Das brutale Abschlachten der Tiere geht ihm daher sehr nahe. „Der Fokus der Skulptur soll auf dem Horn liegen, so dass keiner darüber hinweg sehen kann“, erklärt er. Das drei Meter lange Modell aus Aluminium hat ihm sein Freund David Deflin gespendet. Am 24. August wollen die Beiden es auf den Kopf der Nashornskulptur setzen. Bis dahin liegt jedoch noch einiges an Arbeit vor Pellini. „Am Ende werden gleich zwei kostbare Schätze des Landes für immer miteinander verbunden sein: das Nashorn und der Marmor. Das ist ein Zeichen der Hoffnung“, freut er sich.

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Allgemeine Zeitung 2024-04-27

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