Weihnachten im hohen Norden

So feiert man in einem namibischen Ovambo-Dorf das Fest der Liebe
WAZon-Redakteur
Von Aileen Singhof, Outapi
Der Weihnachtsmann, so heißt es in vielen Kinderbüchern, lebe im hohen Norden. Diesen sucht man im Norden Namibias dagegen vergeblich. Den meisten Kindern auf dem Land sagt die Geschichte des freundlichen alten Mannes mit langem weißem Rauschebart und rotem Mantel hier nichts. Dafür kennen sie sich desto besser mit religiösen Erzählungen aus. „Viele Geschichten der Bibel kennen die Kinder sehr gut“, erzählt Frederika Ashikuni, die aus einem Dorf in der Nähe von Outapi kommt. So besuchen die Bewohner der kleinen Siedlung an der Grenze zu Angola am frühen Morgen des 25. Dezember zunächst den Gottesdienst. „Für die Kirche haben sich alle extra schick gemacht und ihre besten Kleider angezogen“, erklärt Ashikuni weiter. „Die Kinder haben für diesen besonderen Tag neue Kleidung bekommen. Meistens ziehen sie diese aber nach der Kirche schon wieder aus.“

Einen festlich geschmückten Tannen- oder Weißdornbaum, unter dem bunt verpackte Geschenke liegen, gibt es hier nicht. Dafür besorgen die Erwachsenen neben der schicken Kleidung Süßigkeiten für den Nachwuchs. So sieht man die Kinder am Weihnachtstag mit Chips-Tüten in der Hand durchs Dorf rennen. Normalerweise gebe es jedoch tatsächlich einen geschmückten Baum, verrät Ashikuni. „In diesem Jahr haben wir die kleinen Bäumchen allerdings nur aufgestellt.“ Im Dorf findet man Äste mit grünen Blättern, die die Bewohner auf dem Gelände disponiert haben. „Normalerweise schmücken wir diese Bäumchen mit allem, was wir gerade finden können. Wir verwenden zum Beispiel Plastiktüten und leere Chips-Verpackungen“, sagt sie. „Doch diese Weihnachten ist alles ein bisschen anders. Es finden einfach zurzeit so viele andere Familienevents gleichzeitig statt, dass die Gäste gar nicht mehr wissen, wo sie zuerst hin sollen. Es werden Hochzeiten, Geburtstage und Weihnachten in verschiedenen Dörfern in der Umgebung gefeiert und viele Familienmitglieder sind bereits in andere Regionen Namibias gezogen, sodass natürlich nicht die komplette Verwandtschaft zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein kann. Deswegen hatten wir zunächst überlegt, dieses Jahr ausnahmsweise mal woanders das Weihnachtsessen zu uns zu nehmen. Schließlich haben wir uns doch dafür entschieden, in unserem Dorf zusammenzukommen. Dadurch war das Ganze allerdings relativ spontan.“ So mussten am Tag zuvor noch schnell alle Zutaten besorgt und das traditionelle Bier gebraut werden. Was an Weihnachten nicht fehlen dürfe, seien Fleisch und Kartoffelsalat, weiß Ashikuni aus Erfahrung. Das sei jedoch nicht nur an den Festtagen so, sondern gehöre einfach zum absoluten Lieblingsessen der Ovambos.

Am Weihnachtsmorgen ist sie dann früh aufgestanden und hat mit der Zubereitung begonnen: Verschiedene Kartoffelsalate, Apfel-Karotten-Salat, Nudelsalat, Kürbis und vieles mehr – da muss so einiges geschält und geschnippelt werden. Ashikuni liebt es, mit den Zutaten zu experimentieren und versucht, die Salate immer wieder ein wenig zu variieren und so für Abwechslung zu sorgen. So holt sie sich auch gerne Tipps aus anderen Kulturen – denn beim Kartoffelsalat scheiden sich schon mal die Geister. Sie hört interessiert zu, als die Französin Manon Touron, die das Weihnachtsfest im Ovambo-Dorf mitfeiert, von ihrem Lieblingskartoffelsalat erzählt. Für die 24-Jährige ist die Variante mit viel Mayonnaise, Zucker und Kondensmilch sehr ungewohnt. „Ich finde es total spannend, Weihnachten hier im Dorf erleben zu dürfen – das französische Weihnachtessen mit viel Käse und Champagner vermisse ich allerdings“, sagt sie.

Traditionell sind im Ovambo-Dorf die Frauen der Gemeinde für das Kochen verantwortlich. In diesem Fall sitzen sie gemeinsam im Schatten eines großen Baumes und bereiten unter freiem Himmel das Weihnachtsessen zu. Währenddessen schlachten die Männer zur Feier des Tages eine Ziege, zerlegen sie und grillen das Fleisch anschließend. Die Kinder halten sich in dem Küchenbereich des Dorfes auf. Die Älteste unter ihnen, selbst gerade einmal neun Jahre alt, kümmert sich liebevoll und verantwortungsbewusst um die Kinder: Sie trägt ihre kleine Schwester, noch ein Baby, auf dem Arm, wenn sie quengelt, räumt auf, wenn die Kinder Unordnung gemacht haben, passt auf, dass die Kleinen ihr Essen nicht verschütten und schreitet ein, wenn sich ein Streit anbahnt. Brauchen die Frauen Wasser zum Waschen des Gemüses, holt sie es und selbst beim Zerlegen der Ziege sitzt sie helfend an der Seite der Männer.

Vor dem Essen wird zunächst gebetet. Melkies Ausiku dankt vor allem für das Wohl seines Großvaters, der gerade 100 Jahre alt geworden ist sowie seines Vaters, der seinen 70. Geburtstag feiert. Der 27-Jährige ist immer wieder froh, seine Familie an Weihnachten wiedersehen zu können. Er wohnt in Windhoek und kann die 800-Kilometer-Strecke nur selten auf sich nehmen. „Weihnachten ist für mich ein Familienfest. Ich sehe meine Eltern leider manchmal nur einmal im Jahr und bin froh, wenn ich dann ein paar Tage mit Freunden und Verwandten verbringen kann“, sagt er. Auch Touron und ihr französischer Landgenosse Cédric Vilella haben dieses Gemeinschaftsgefühl während des Weihnachtsfestes wahrgenommen. „Es war schön zu sehen, dass die Familie so glücklich zusammen gefeiert hat“, sagt Vilella. Er habe sich sofort wohl gefühlt: „Wir wurden sehr freundlich mit den Worten „fühlt euch hier Zuhause“ willkommen geheißen. Außerdem wurden wir immer wieder gefragt, ob wir noch genug zu Trinken hätten oder nicht noch etwas essen möchten“, freut sich Vilella über die Gastfreundschaft des Dorfes. Weihnachten ist das Fest der Liebe, der Gemeinschaft und des Teilens – und das spürt man hier. Fremde aus einer anderen Kultur werden in das Geschehen integriert und Nachbarn willkommen geheißen. „Wir haben immer etwas mehr Essen, sodass Nachbarn jederzeit vorbei kommen und mit uns feiern können. Jeder kann einander spontan besuchen, um seinen Nachbarn frohe Weihnachten zu wünschen“, erklärt Frederika Ashikuni.

Die Gäste wissen das zu schätzen, denn Vilella meint: „Die Menschen hier haben wenig Geld, aber umso mehr Liebe, die sie mit ihren Mitmenschen teilen. Obwohl sie hier sehr selten hellhäutige Personen gesehen haben, wurde kein Unterschied zwischen den Hautfarben gemacht. Jeder war herzlich willkommen und es wurde geteilt – das ist nicht selbstverständlich. Wir können uns alles kaufen und machen uns materielle Geschenke. Hier geht es aber um das Miteinander. Liebe hat schließlich keinen Preis.“

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Allgemeine Zeitung 2024-04-19

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